Offas Tagebuch

Diskussionen zu Uwes Rollenspielrunde
Macalla
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Die Worte Gondwanas und der Exodus der Guanchen

13. Larid 2553
9. Januar 2010

„Auf einer Insel jenseits des Südmeeres, ähnlich wie dieser, wird ein Kind von mir gefangen gehalten. Befreie ihn. Das Messer wird dir den Weg weisen.“ Das waren die Worte Gondwanas, eine der Einundzwanzig, die mich in Ehrfurcht erstarren ließen. Sie waren so mächtig, ich werde diese Begegnung bis an mein Lebensende nicht vergessen! Nicht einmal die Alten der Guanchen haben sie je sprechen hören, und auch Larian hat sich mir gegenüber nie mit einer solchen Deutlichkeit geäußert. Aber es war mir ein erneuter Beweis, dass die alten Götter noch immer über uns wachen!
Was ist nicht alles passiert in den letzten Tagen auf dieser Insel, den letzten Tagen dieser Insel. Die Guanchen werden sie verlassen und eine neue Heimat im Westen suchen, und Gondwana wird sie begleiten, dank Jean-Lucs Hilfe. Er ist so ein unscheinbarer und selbstloser junger Mann, ich denke er weiß gar nicht, zu was er überhaupt fähig ist! War ihm das kein ausreichendes Argument? Oder will er einfach nicht wahrhaben wer er ist? Er ist nun ein Teil der Geschichte, genauso wie ich, wie wir alle. Die Verletzung an meiner Schulter, die ich mir beim Angriff auf die Acheronier zugezogen habe, hat er sehr gut behandelt, sie behindert mich kaum noch. Da muss das Schicksal auf meiner Seite gestanden haben. Doch die vielen Opfer auf Seiten der Guanchen hat selbst Gondwana nicht verhindern können. Zum Glück ist keiner meiner Freunde unter ihnen. Ein großes Lob gebührt in diesem Zusammenhang auch Magister Gamlewinkel und dem Kapitän sowie der Mannschaft der Levke Jansen. Sie haben es tatsächlich geschafft, ein acheronisches Kriegsschiff zu besiegen.
Auch wenn die Richtung die uns Kraideiki vorgegeben hat, „Kurs Südwest“, nicht die offensichtlich richtige ist, vertraue ich seinen Navigationskünsten doch so sehr, dass ich nun hoffe bald wieder einen Fuß auf heimatlichen Boden setzen zu können. Beladen mit drei Golems, einer riesigen Menge Alaun, vielen erbeuteten Waffen und einigen einheimischen Pflanzen sowie in Begleitung eines erbeuteten acheronischen Kriegsschiffs samt Besatzung, aber ohne Kanonen, wird die Levke Jansen hoffentlich bald die Ufer Thules erreichen.
Aber da waren noch ein paar andere Dinge, die mich verwundert haben. Zum einen hat laut Meredith ein acheronischer Soldat seinen Anführer getötet, und der Magrokrat wurde von der Mannschaft des acheronischen Kriegsschiffs mit Gewichten an den Füßen über Bord geworfen. Das acheronische Reich funktioniert wohl doch etwas anders als das von Thule. Zum anderen frage ich mich, welche Rolle die Prinzessin in dieser Geschichte spielt. Ist sie einfach nur Besitzerin dieses Messers oder steckt da mehr dahinter? Außerdem müssen mir der Herr Magister und Meredith wohl noch aus der Vergangenheit rund um König Saviniens berichten und wo dieses Messer eigentlich herkommt. Ich denke, ich sollte mehr über die Anfänge meines Königreichs und seine Gründung erfahren. Darum habe ich mich früher nie gekümmert. Ich habe wohl zu viel Zeit mit Gelehrten und Adeligen verbracht. Auf der Fahrt werden wir bestimmt genug Zeit für Erzählungen haben. Zudem hoffe ich den Umgang mit meinem erbeuteten Falkion üben zu können.


Die Macht der Götter oder wie man einen Dämonen tötet

16. Larid 2553
22. Januar 2010

Führte Jean-Luc die Klinge oder war es umgekehrt? Oder ist es die Tatsache, dass er sie trägt, sie tragen soll? Hat Prinzessin Victoria doch recht, ist er ein Palladin, dazu auserwählt? Steht es mir überhaupt zu an ihm zu zweifeln? Bemerkenswert ist er allemal! Je mehr ich über den letzten Tag nachdenke, desto deutlicher wird das Bild eines großen Mannes und großer Taten. Ich wünsche es ihm jedenfalls!
Auch wenn der Dämon zerschmettert wurde und wir nun hoffen können, uns dem Blick Acherons weiter zu entziehen, der Stolz von Ianthe mit Kapitän Belmonte und seiner Mannschaft andere günstige Winde sucht, die Zusammenarbeit von Magister Gamlewinkel und seinem acheronischen Kollegen Anchopal überaus erfolgreich war, wir vielleicht den Beginn einer neuen Allianz gesehen haben, beschleicht mich doch ein ungutes Gefühl. Der Weg nach Norden scheint versperrt! Wie sollen wir einen Weg in die Heimat finden, wenn die halbe acheronische Flotte nach uns sucht? Fast drei Monate sind eine lange Zeit, und außerdem fahren wir dann mitten hinein in Winter und Stürme. Diese Jahreszeit ist schon in den Wäldern nicht einfach, wie wird sie erst auf hoher See sein!
Und wieder waren es die Götter, die unser Schicksal bestimmt haben. Dennewu hat Gondwanas Wasser gebracht und Larian hat mich ermutigt, den Dämon anzugreifen. Ich bin ihnen dankbar. Mögen sie uns auch in Zukunft beschützen und zur Seite stehen!
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Uthoroc
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Re: Offas Tagebuch

Post by Uthoroc »

Stimmt, der acheromische Kapitän ist Belmonte und unserer heißt Balboa. Magister Gamlewinkel musste sein Tagebuch korrigieren. :D
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Macalla
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Die Worte der Königin und der Kaiserkanal (6.10.2015)
Victoria hat ihr Versteckspiel beendet. Als Königin von Thule hat sie den Mandarinen der Gelben Kammer den Krieg erklärt! An Bord der Königin der Meere wird sie zusammen mit der Maneto als Flaggschiff unter der militärischen Führung von Admiral Alvaro Posidinio de la Vega Aznar sowie einer Flotte aus 1.000 Piraten-Dschunken nach Westen segeln, um eine Invasion von Goryu zu verhindern. Doch damit trennen sich leider unsere Wege. Wir werden versuchen auf einem kleinen Schmugglerschiff die Küste zu erreichen, um weiter über den Kaiserkanal schließlich nach Paikang und zum Teehaus von Herr Chang zu gelangen. Uns begleitet wie immer Professor Raurakt sowie die Oni Tomoe Gozen. Ausgestattet mit überzeugenden Dokumenten, einem echten Siegel der Drachenkaiserin, einem Teleport-Zauber für die Pirateninsel sowie ausreichend Bestechungsgeld reisen wir offiziell als diplomatische Delegation der Königlich Geographischen Gesellschaft Thules.

Die Tarnung als Fischerboot mag zwar effektiv sein, aber alles andere als einladend. Es stinkt fürchterlich. Außerdem macht das Schiff auf uns nicht den Eindruck wirklich hochseetüchtig zu sein. Als dann auch noch die Besatzung ordentlich betrunken erscheint, beginnen wir ernsthaft am Erfolg unserer Mission zu zweifeln. Doch kaum haben Stinkhals Wang und seine acht Männer das Schiff betreten, bewegen sie sich mit fast traumwandlerischer Sicherheit. Man muss wohl Alkohol getrunken haben, um im Herbst an Bord einer Nussschale das Gelbe Meer zu befahren. Die Kajüte ist genauso klein wie befürchtet, vier Kojen, ein einfacher Tisch und Bänke. Doch dann zeigt uns Kapitän Wang die Schmuggel-Verstecke. In dem einen können wir unser gesamtes Gepäck verstauen, das andere bietet ausreichend Platz für uns, auch wenn der Professor knurrend den Kopf und andere Körperteile einziehen muss.

Wir nutzen die ersten fünf Tage um Hanju, die Sprache der einfachen Bevölkerung, zu lernen, als wir auf ein Kriegsschiff der Sung treffen. Während wir in unserem Versteck hocken, wird das Schiff von einem Prisen-Kommando beschlagnahmt. Wir können mithören, dass vier Männer an Bord kommen und lauthals Befehle geben. Doch sie haben die Rechnung ohne den Schnaps der Piraten gemacht. Nach ein paar Stunden ist die Gefahr gebannt, ohne Blutvergießen, und die Eindringlinge liegen friedlich schlafend in der Kajüte. Wang schlägt vor sie auf einer Gefängnisinsel auszusetzen anstatt sie über Bord zu werfen, wir sind einverstanden.
Als wir das kleine Archipel erreichen, warnt uns Makino vor einer Aura die er dort erkennen kann. Er beschreibt Tentakeln die uns tastend untersuchen, und ein ausgeprägtes Gefühl das von ihnen ausgeht: Hunger. Unsere Entscheidung sofort umzukehren kommt allerdings zu spät, denn plötzlich stürmen unsere Gefangenen bewaffnet an Deck. Mit gezielten Hieben seiner Schwerter schaltet Makino zwei von ihnen aus. Die beiden anderen lassen entsetzt ihre Waffen sinken und die Situation scheint beruhigt. Doch dann ist es Johann, der sich auf einen der Gefangenen stürzt und ihn erschlägt. Der letzte greift zunächst erfolglos Makino an, rennt dann regelrecht in Johanns hochgerecktes Schwert hinein und stirbt. Wir hatten gehofft, mit dem Tod der Gefangenen wäre die Lage endgültig entschärft, doch nun stehen sich unsere beiden tapferen Kämpfer gegenüber, mit einem wahnsinnigen Blick in den Augen, bereit den anderen niederzustrecken. Was ist hier los? Kahilar ist die erste die die Gefahr erkennt und wirft ein Netz über Makino. Mit Leichtigkeit kann sich der Oni befreien, doch der Mannschaft gelingt es ihn mit einem stärkeren Netz in Schach zu halten. Ich stürze mich auf Johann, kann ihn zwar festhalten aber nicht überwältigen. Der Magister versucht unterdessen Bannen-Zauber zu wirken, doch niemand kann in dem Chaos erkennen ob sie wirken oder nicht. Was für ein Wesen auch immer auf dieser Insel haust, wir scheinen seiner Macht und Magie beinahe hilflos ausgeliefert zu sein. Als wir von ihm schließlich mit rostigen Ketten gefesselt werden, lasse ich beinahe allen Mut sinken. Und wieder ist es Kahilar die als erste die Situation erkennt. Mit bloßen Händen zerreißt sie ihre Fesseln, auch wir können uns schließlich befreien. Einem Teil der Mannschaft gelingt es endlich das Schiff klar zu machen. Mit zunehmendem Abstand zur Insel beruhigt sich dann auch die Lage an Bord. Tomoe berichtet, dass sie unter den Gestalten auf der Insel einen Mandarin erkannt hat, dass er wahrscheinlich hierher verbannt wurde. Ihr Vorschlag, die Sache genauer zu untersuchen, wird von uns einstimmig abgelehnt.

Die weitere Reise verläuft glücklicherweise ohne weitere Zwischenfälle, wenn auch unsere Beobachtungen Grund zur Sorge bieten. Die Gerüchte, dass die Mandarine die alten thulischen Dreadnoughts wieder seetüchtig machen, bestätigen sich. Unter einer Flotte von 40 Sung-Dschunken sind die Schwimmenden Festungen nicht zu übersehen. Unser kleines Fischerboot scheint sie nicht als Bedrohung wahrzunehmen und setzt ihren Kurs unbeirrt fort, wahrscheinlich um die Seeblockade zu verstärken. Als wir die Küste erreichen verdient sich Kapitän Wang großes Lob. Es gelingt ihm und seinen Männern in der Dunkelheit, immer dicht unter Land, in einen Seitenarm des Kaiserkanals einzufahren. Ständig lotend umfahren wir Riffe und Sandbänke und meistern gefährliche Strömungen. Im Morgengrauen haben wir es dann endlich geschafft, vor uns liegt der Große Kanal. Im nächsten Binnenhafen legen wir an, um uns erst einmal von den Strapazen der Nacht zu erholen. Doch wir haben die Rechnung ohne die hiesigen Beamten gemacht.

In den Fängen der Bürokratie (20.10.2015)
Die Bruderschaft als Feindbild sollte ausreichen, hatte ich gedacht. Doch die Bürokratie von Khitai ist ihnen ebenbürtig. Fast jedes Ministerium des Landes scheint sich für uns zu interessieren. Und dann noch die Arroganz der Beamten. Ich musste mich zurückhalten, um die diplomatischen Bemühungen des Magisters nicht mit einem Mord zu untergraben. Dabei hatte uns der Hafenmeister von Yuan Jang doch bereits einen neuen Geleitbrief ausgestellt, für den wir auch die fälligen Gebühren entrichtet hatten. Doch das schien die hohen Herren nicht zu interessieren. Das Ministerium für Zensur war als erstes vor Ort und untersagte uns die Weiterfahrt, Begründung: Konspirativen Einreise. Es folgte das Ministerium für Riten. Es verbot Makino und Tomoe das Schiff zu verlassen, weil die Oni Unglück bringen würden. Lediglich die beiden Beamten vom Ministerium für fremdländische Angelegenheiten waren aufgeschlossen, regelrecht neugierig. Sie berichteten von ihrer Expedition nach Arkadien und begrüßten uns auch in der Sprache dieses Landes. Nicht nur der Magister war verblüfft, hatte ich ihn doch auf der Reise zum Großen Rad begleitet.

Schließlich wurden dem Magister, Johann, Kahilar und mir vier Stunden gewährt, um uns mit neuen Kleidern und ausreichend Proviant zu versorgen. Die Schar der Neugierigen, die sich mittlerweile am Kai versammelt hatte, begleitete uns ebenso wie zwei Beamte sowie Wachsoldaten. Auch die Gefahr war stets präsent, wie Johann und ich spüren konnten. Er entdeckte schließlich eine auffällige Person in der Menge, die wir beiden fortan nicht mehr aus den Augen ließen. Während unseres Einkaufs ertönten draußen plötzlich Trommeln, welche die Ankunft von Li Hua Tang vom Kriegsministerium ankündigten, begleitet von vier Soldaten inklusive Standarte. Nicht nur zu meiner Überraschung lädt er uns in ein nahes Gasthaus ein, um Neuigkeiten über die Lage an der Küste und die Blockade zu erfahren. Bald waren er und der Magister in ein intensives Gespräch vertieft. Dieser Mann ist mir von Anfang an nicht unsympathisch, weiß er doch um die wirklichen Gefahren die seinem Land drohen. Außerdem ist er es, dem wir letzten Endes unsere Weiterfahrt zu verdanken haben.

Der Beamte vom Ministerium für Zensur, den wir später im Hafen treffen, ist einigermaßen zerknirscht als er uns mitteilen muss, dass wir nun doch unsere Fahrt fortsetzen dürfen. Unser Fall sei mittlerweile an das Justizministerium weitergegeben worden und liege somit nicht länger in seinen Händen. Die einzige Auflage ist, dass wir uns in der Hauptstadt beim Direktorat für Kartographie melden sollen, um dort unsere Karten zum Vergleich vorzulegen. Auch Stinkhals Wang und seinen Kameraden sei Straffreiheit versichert worden, sie werden nach der Reparatur des Bootes das Land verlassen können. So geheim die erste Etappe unserer Reise auch war, so auffällig sollte die zweite verlaufen. Dank unserer Fürsprecher wird uns ein schon fast luxuriöses Treidelboot zur Verfügung gestellt, nebst Koch und Diener, sowie eine Galeere mit Soldaten als Begleitung. Mehr als unangenehm war allerdings das Erscheinen eines Priesters, den das Ministerium für Riten geschickt hatte. Kaum hatte er unser Boot geweiht, verschwand er auch schon wieder fluchtartig. Der Effekt war, dass die Soldaten nun mehr als verängstigt waren. Kapitän Chao Pong begrüßte uns zwar freundlich, doch erst eine Ansprache von Magister Gamlewinkel konnte die Situation wieder einigermaßen beruhigen.

Lange können wir den Komfort leider nicht genießen. Noch in der ersten Nacht berichtet Tomoe von mächtigen Auren die uns begleiten. Es scheint so, als versuche die Bruderschaft mal wieder einen Übergang zu öffnen. Die beiden Oni können einen Punkt am Horizont ausmachen, an dem alle Magie zentriert ist. Wir beschließen an der nächsten Wechselstation Halt zu machen. Auch die Zugtiere spüren die Gefahr, sie sind fast panisch vor Angst. Gemeinsam mit zwölf Soldaten gehen wir an Land, eine junge Einheimische wird uns als Führerin zur Seite gestellt. Sie berichtet von einem alten verlassenen Tempel just an der Stelle, an der heute ein Semaphor steht. Mit diesem deutlich sichtbaren Ziel vor Augen machen wir uns auf den Weg.
Macalla
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Ein Portal in die Unterwelt (3.11.2015)
Babua, die Tochter des Verwalters der Wechselstation, führt uns durch die Felder, verlässt aber bald die großen Wege bis wir uns schließlich auf schmalen Pfaden und durch dichtes Gebüsch dem alten Tempel nähern. Eile ist geboten um die Zeremonie zu stoppen bevor sie vollendet ist. Zwei Bewaffnete bewachen den Ort, einer von ihnen steht bei vier Pferden. Licht dringt aus der heruntergekommenen Pagode, Schatten zeichnen sich ab, ein Friedhof umgibt das Gebäude. Mein Pfeil trifft den ersten Posten. Sein Alarmruf endet abrupt als ihn ein Armbrustbolzen der Soldaten trifft und er leblos zu Boden fällt. Der Trupp von Kahilar schaltet die zweite Wache aus. Makino und Tomoe erreichen als erste den Eingang, der von einer Barriere aus ineinander verschränkten knöchernen Händen versperrt ist. Ein Hieb mit dem magischen Schwert des Oni reicht aus, und schon fliegen Knochen und Splitter durch die Luft. Da ertönt eine Stimme aus dem Tempel: „Wächter des Herrn, ich befehle euch mich zu beschützen.“ Ich ahne was passieren wird und ziehe mein Schwert. Auch Kahilar bereitet sich vor und beschwört einen Elementar, einen Flammenkrieger.

Die beiden Oni betreten den kleinen Raum. Ein magischer Zirkel auf dem Boden erzeugt eine Barriere aus infernalischer Magie. Im Inneren sind ein Mensch und ein Shikome dabei ein Ritual auszuführen, als Fokus dient ihnen ein aus Jade gefertigter Schädel. Sie öffnen ein Riss im Weltengefüge der als Portal in die Unterwelt dienen soll. An den Wänden hängen Zeichnungen unserer Konterfeis. Während der Shikome versucht die Blätter an sich zu reißen, wirft der andere eine kleine Tonfigur auf den Boden. Als sie zerspringt beginnt sich eine Gestalt aus Schatten zu formen und erfüllt langsam den Raum mit Dunkelheit. Kahilars Feuer-Geschosse können der Barriere nichts anhaben und prallen nutzlos ab. Makino und Tomoe betreten schließlich das Innere der Barriere und warnen uns davor ihnen zu folgen. Ich stimme ihnen zu, denn mittlerweile erheben sich Untote aus ihren Gräbern. Mit Magie bekämpft der Magister die längst Verstorbenen, sein Bannsalz lässt ihre Knochen zu Staub zerfallen. Die Soldaten und ich wehren uns erfolgreich mit blankem Stahl. Wie es scheint sind die beiden Oni die einzigen, die im Tempel etwas ausrichten können. Makinos magische Schwerter und Tomoes Katana schaffen es die beiden Zauberer bei ihrem Ritual aufzuhalten. In einem letzten Bemühen schafft es einer von beiden doch noch die Zeichnungen an sich zu reißen, als eine erneute Salve von Kahilar die Pagode trifft und diese mit einem lauten Knall explodiert. Von einem Armbrustbolzen getroffen sackt der Shikome leblos zusammen, sein Partner ist ein Opfer der Explosion. Makino und Tomoe gelingt es schließlich die Barriere zu zerstören, und gemeinsam spalten sie den Jade-Schädel in zwei Hälften. Doch diese scheinen noch immer ein Eigenleben zu führen, kaum sichtbar bewegen sie sich aufeinander zu. Auch die mittlerweile zu Asche verbrannten Zeichnungen scheinen sich auf geheimnisvolle Art und Weise wieder zusammenfügen zu wollen.

Glücklicherweise waren wir wohl wirklich gerade noch rechtzeitig eingetroffen. Die beiden Zauberer konnten das Portal zwar öffnen, aber nicht stabilisieren. Bevor es sich wieder schließt reckt ein furchterregender Schattenhund seinen Kopf hindurch, und Makino kann noch kurz mit seinem Herren, einem Höllenfürsten, ein paar Worte wechseln. Wir alle können das Marschieren einer Armee hören das aus dem Portal dringt. Die Ruhe die dann endlich aufkommt währt leider nur kurz. Aus der Ferne dringt das Geräusch galoppierender Hufe zu uns. Da wir keinen großen Wert darauf legen uns erneut mit den Behörden auseinandersetzen zu müssen, entscheiden wir diesen Ort schnell zu verlassen. Wir können noch eine Hälfte des Jade-Schädels sowie die Asche der verbrannten Zeichnungen aufsammeln, bevor wir in der Dunkelheit verschwinden.

Zwei Tage lang genießen wir die Fahrt auf dem Kaiserkanal und ruhen uns aus, ehe wir erneut von der Bürokratie aufgehalten werden. Ein Beamter des Ministeriums für Riten konfrontiert uns mit dem Vorfall beim Tempel, seine Magie- und Justiz-Kollegen unterstützen ihn dabei. Wir streiten unsere Einmischung erst gar nicht ab und schildern unsere Sicht der Dinge. Auch wenn wir mit dem Hauptmann der Soldaten sowie Kao Wang und Tschao Nai Li Fürsprecher und Zeugen haben, besteht der Beamte auf einer Untersuchung und untersagt uns das Boot zu verlassen. Schließlich werden wir von ihm auch noch regelrecht gebrandmarkt. Eine Plakette, die wir offen tragen müssen, teilt jedem in diesem Land mit, dass wir Gegenstand einer Untersuchung sind. Weitere zwei Tage später erreichen wir endlich die große Hauptstadt.
Macalla
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Unerwartete Hilfe (18.11.2015)
Die große Hauptstadt ist zwar bereits in Sichtweite, doch scheinbar für uns unerreichbar. Auch sind wir mittlerweile zum Spielball hiesiger Kompetenz-Streitigkeiten geworden, denn erneut taucht ein Herold auf und verkündet, dass der Richter der Provinz, in der der Handelshafen liegt, einen Prozess gegen uns anstrengt. Unser Einwand, dass er sich damit über eine Anweisung des Ministeriums für Riten hinwegsetzt, wird zur Kenntnis genommen und quittiert. Auch unsere Einbestellung ins Kriegsministerium wird wahrgenommen und wohlwollend ignoriert. Mein Verständnis für Bürokratie hat sich endgültig erschöpft als wir erfahren, dass auch unsere Begleiter unter Anklage stehen. Lediglich die Anweisung, das Schiff nicht zu verlassen, wird aufgehoben.

Unsere Anwesenheit zieht nicht die gleichen Massen an Schaulustigen an wie noch in Yuan Jang, dennoch lungern vier Gestalten auffällig unauffällig am Kai herum. Kahilar und ich beschließen die Beobachter zu entlarven und nebenher einen Boten zu finden, um ein Schreiben an Herrn Chang zu überbringen. In den dicht bevölkerten Straßen gelingt es uns den Verfolger kurz abzuschütteln, der uns dann prompt hinter der nächsten Straßenecke regelrecht in die Arme läuft. Sein Verhalten überrascht uns, ist es doch Höflichkeit gepaart mit Enttäuschung über sein Versagen, entdeckt worden zu sein. Dabei hatte ich mit Arroganz und latenter Aggression gerechnet. Er stellt sich als Jao Gan vor, im Dienst des ehrenwerten Richters Di Renjie. Langsam dämmert uns, dass vielleicht nicht alle Menschen in diesem Land unsere Widersacher sind. Zu unserer Überraschung kümmert er sich persönlich darum, dass der Brief an Herrn Chang auch sicher seinen Adressaten erreicht. Wir versuchen noch ein konspiratives Treffen in einem Teehaus zu arrangieren, doch fallen wir zu sehr auf, als dass wir uns ungestört mit Jao Gan unterhalten können. Mit einem Talisman im Gepäck, von seiner Verkäuferin mit „Glück, Glück“ angepriesen, kehren wir zum Hafen zurück.

Auch diese Nacht vergeht nicht ohne Zwischenfall. Der Aufmerksamkeit des Polizisten, der mittlerweile die vier ungeschickten Beobachter abgelöst hat, ist der Eindringling zwar entgangen, nicht aber Makino und mir. Lautlos hangelt sich ein Schatten am Tau und dann an der Bordwand entlang, öffnet schließlich das Fenster von Magister Gamlewinkels Kabine. Der vermag jedoch wesentlich besser zu hören als zu sehen und alarmiert sogleich Johann. Entdeckt aber noch nicht gefasst lässt sich der ungebetene Gast ins Wasser gleiten, und Makino nimmt mit einem Sprung in den Kanal die Verfolgung auf. Nach einem kurzen Handgemenge hieven wir die beiden an Bord und den Gefangenen schnell unter Deck, verborgen vor den neugierigen Augen und Ohren unseres Bewachers. Der nächtliche Besuch entpuppt sich Botin im Auftrag von Herrn Chang, Rauchschwalbe ist ihr Name. Sie ist ebenso wie Jao Gan enttäuscht über ihren gleich doppelten Misserfolg, wurde sie doch von uns ergriffen und konnte sie den Brief nicht wie vorgesehen überbringen. Dieser wurde durch das ungewollte Bad im Kanal dermaßen in Mitleidenschaft gezogen, dass nur noch Bruchstücke leserlich sind. Eine wichtige Passage können wir dennoch entziffern, nämlich die, dass wir uns nicht gegen die Untersuchung zur Wehr setzen sollen. Außerdem erkennen wir das Mandala von Richter Ao wieder, der Schildkröte, die den Tod eines Drachen untersucht hatte. Bei einer heißen Tasse Tee kommt Rauchschwalbe ein wenig zur Ruhe. Erstaunlicherweise spricht sie uns auf Caer an, sie sei Mitglied einer Gilde die für Herrn Chang arbeitet, und kann uns ihren Auftraggeber auch beschreiben: Ein alter Mann mit weißen Bart, er geht zur Zeit an Krücken, und trägt gelbe Kleidung. Der letzte Hinweis ist mehr als bemerkenswert! Darüber hinaus kann sie auch das Schriftzeichen meines Talismans entziffern, ein Name, John Chang. Er war ein fremder Teufel wie wir, Verteidiger und Wächter, ein Heiliger, der von vielen mittlerweile als Gott verehrt wird. Aufgewärmt vom Tee und beruhigt von unseren Worten verschwindet Rauchschwalbe in der Nacht.

Bereits am nächsten Morgen erscheint Jao Gan im Hafen. In eine Uniform gehüllt die ihn als Gerichtsdiener ausweist, begleitet von Polizisten sowie einer Standarte, verliest er öffentlich die Vorladung. Diese gilt auch für die Soldaten die uns seit Yuan Jang eskortieren, für Kao Wang und Tschao Nai Li vom Ministerium für fremdländische Angelegenheiten, sogar für den Kapitän unseres Schiffes. Ob man den Koch und den Diener vergessen hat? Unsere anschließende Prozession durch die Stadt sorgt für einen regelrechten Menschenauflauf, beinahe tumultartige Szenen spielen sich in den Straßen ab, die Polizisten müssen sich fast mit Gewalt einen Weg durch die Menge bahnen. Als das Gedränge kaum noch schlimmer werden kann, kommt uns eine weitere offizielle Abordnung entgegen. Ein Justizbeamter, gefolgt von etwa 50 Soldaten, fordert öffentlich und lauthals, ihm die „zu Verurteilenden“ zu übergeben, eine Frechheit, während seine Bewaffneten versuchen uns einzukreisen. Obwohl unbewaffnet, machen sich unsere mitangeklagten Soldaten sowie die Polizisten bereit für einen Kampf. Doch das Kompetenz-Gerangel zwischen Jao Gan und dem Justizbeamten wird jäh beendet, als plötzlich die Stimme von Makino durch die Straßen schallt. Alle Anwesenden, ohne Ausnahme, verharren von einem Moment auf den anderen in ihrem Handeln, eingeschüchtert durch die mächtigen Worte des Oni, auch wenn niemand sie versteht. Eine gespenstische Stille legt sich für einige Sekunden über die Straßen. Jao Gan ist der erste der die Gelegenheit erkennt und unsere Gruppe auffordert, den Weg zum Gerichtsgebäude fortzusetzen, ohne weiteren Widerstand von Seiten des Justizbeamten und seinen Soldaten.

Vor dem Gericht enden die engen Straßen und geben den Blick auf einen großen Platz frei, auf dem sich mittlerweile tausende Schaulustige versammelt haben. In seiner offiziellen Rolle als Gerichtsdiener tritt Jao Gan vor die Menge. Mit den Worten „Ehrt den Richter und und ehrt das Gesetz“ sorgt er augenblicklich für Ruhe und weißt uns an, einige Stufen der Treppe zu erklimmen, damit uns jeder erkennen kann. Es folgt eine Verlautbarung von Richter Di Renje, dass das Verfahren öffentlich und auf diesem Platz stattfinden wird. Mittlerweile ist auch der Beamte des Justizministeriums eingetroffen und die Verhandlung beginnt. Noch ein wenig außer Atem trägt er sieben Anschuldigungen gegen uns vor. Auf der einen Seite wiegen sie schwer, da es sich fast durchweg um Kapitalverbrechen handelt, doch auf der anderen Seite frage ich mich, wie er sie zu beweisen gedenkt. Sie lauten: Illegales Betreten des Landes, Verstoß gegen polizeiliche Anordnungen, Beschwörung, Nekromantie und Störung der Totenruhe, Hochstapelei, Piraterie sowie Konspiration mit den Sung. Dieser Mann hat keine Ahnung, wer die wirklichen Feinde dieses Landes und dieser Welt sind, oder er ist dumm genug die Augen davor zu verschließen! Ausnahmsweise können wir in diesem Verfahren von der hiesigen Bürokratie profitieren und das eine oder andere entlastende Dokument vorlegen. Auch die Aussagen des Hauptmanns und seiner Soldaten sowie der beiden Beamten des Ministeriums für fremdländische Angelegenheiten lassen den Ankläger kleiner und kleiner werden. Außerdem kommen uns die äußerst sorgfältigen Aufzeichnungen und Karten des Magisters zugute, die einer Prüfung durch einen externen, versierten Kartographen mühelos standhalten. Von den sieben Anklagepunkten können wir letzten Endes alle bis auf einen aus der Welt schaffen: Verstoß gegen polizeiliche Anordnungen, auch wenn wir mit unseren Taten stets im Sinne des Landes und dessen Sicherheit gehandelt haben. Einen echten Beweis konnte der Justizbeamte in keinem Punkt vorlegen. Zur Strafe werden wir des Land verwiesen und unser Eigentum vom Gericht eingezogen. Die Verhaftung erfolgt noch auf dem Gerichtsplatz. Die Soldaten erhalten einen Verweis, Kao Wang und Tschao Nai Li sowie der Kapitän kommen ungeschoren davon.

Im Gerichtsgebäude werden wir in einen großen Raum im Keller geführt. Letztlich überrascht es mich nicht, dass es kein Kerker ist. Nach kurzer Zeit erscheinen dann Jao Gan und Richter Di Renjie und erklären uns die Situation. Dass wir zwar offiziell verurteilt wurden, was aber zu unserer eigenen Sicherheit geschah um uns vor den Mandarinen der Gelben Kammer zu schützen, auf Empfehlung von Herrn Chang. Di Renjie berichtet uns von einer Gruppe der auch er angehört, die im Untergrund gegen die Sung und die Unterdrückung in Chin kämpft. Unsere Erfahrungen und unser Wissen um die derzeitige Lage soll nicht ungehört bleiben. Er werde einen Weg finden, uns zum Teehaus zu bringen.
Macalla
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Dunkler als die Nacht (1.12.2015)
Unser Gespräch mit Richter Di Renjie wird jäh unterbrochen, als ein atemloser Gerichtsdiener hereinstürmt und berichtet, dass sich der Himmel verdunkelt hat, man könne die Sterne nicht mehr sehen. Das kann erneut nur ein Werk der Bruderschaft sein. Wir werfen einen Blick aus dem Fenster und alles was wir sehen können ist die Fassade der gegenüberliegenden Straßenseite, dahinter eine scheinbar alles verschlingende, tiefe Dunkelheit. Mit Entsetzen müssen wir feststellen, dass die Sphäre auch das Wirken von Magie verhindert. Was wir erkennen können sind mehrere dunkel gekleidete Personen, die sich sowohl auf der Straße als auch auf den Dächern dem Gebäude nähern. Den Blick durch die Hintertür bezahlt einer der Büttel mit einem Armbrustbolzen, der sich in seinen Arm bohrt, zum Glück für ihn ist er nicht vergiftet. Als Kahilar durch den Türspalt die Lage sondiert, schlägt ein weiteres Geschoss in den Türrahmen ein. Wieder im Keller erhalten wir unsere Ausrüstung zurück und beschließen, das Gebäude und uns selbst vom Obergeschoss aus zu verteidigen. Di Renjie ordnet außerdem an, die Gefangenen aus ihren Zellen zu befreien. Wir können jetzt jede Unterstützung gebrauchen.

Auch in der oberen Etage hören wir die Einschläge der Bolzen. Nur sind an diesen Seile befestigt, über die nun die Angreifer in das Haus eindringen. Immerhin wissen wir jetzt in welchem Raum sie sind. Ein Gerichtsdiener öffnet die Tür, ich werfe meinen Sonnenstein ins das Zimmer, visiere die erstbeste Person an und entlasse einen Pfeil von der Bogensehne. Als ich sehe wie der Angreifer ihn im Flug fängt weiß ich, dass wir es mit wirklich gefährlichen Gegnern zu tun haben, mit Assassinen. Im nächsten Moment stürmt Makino in den Raum und zieht seine Schwerter, doch er hat nur die Griffe in der Hand, sein Gegner dagegen kann zwei Messer vorweisen, mit Klingen aus Stahl, und greift den Oni auch sofort an. Geistesgegenwärtig wirft Magister Gamlewinkel ihm sein Messer zu. In einer einzigen Bewegung fängt er es, weicht dem Angriff des Attentäter aus und rammt ihm die Waffe in die Seite.

Ihrer Feuermagie beraubt entlässt Kahilar ihren Elementar mit den Worten „Komm, wir wollen ein bisschen spielen“ aus seinem Behälter. Er kriecht an der Wand entlang, erreicht das Fenster und macht sich schließlich auf den Weg, die Seile zu verbrennen. Die Angreifer verschießen eine ganze Salve von Bolzen und Pfeilen auf ihn, doch unbeeindruckt setzt er sein Zerstörungswerk fort.
Der verletzte Assassine versucht sich dem Nahkampf mit Makino zu entziehen, doch das verschafft dem Oni nur eine weitere Gelegenheit ihn attackieren. Erneut durchzuckt der Schmerz den taumelnden Angreifer und so fällt es mir dieses mal nicht schwer ihn mit einem Pfeil zu durchbohren. Tödlich verletzt sinkt der Attentäter Boden.

Trotz der Dunkelheit kann Kahilar im Augenwinkel einen Angreifer erkennen, der nur ganz kurz einen Blick ins Zimmer wirft. Daraufhin zieht sie ihren Knochendolch, bewegt sich leise zum Fenster und stößt dort zu, wo sie draußen den Assassinen vermutet. Er hätte verschwinden sollen. Von der Klinge der Feuermagierin getroffen verliert er den Halt und stürzt in die Tiefe. Sie hat allerdings den in der Dunkelheit verborgenen Schützen nicht bemerkt. Er nutzt den kurzen Moment ihrer Unaufmerksamkeit und trifft Kahilar mit einem Armbrustbolzen. Währenddessen hat der Elementar das zweite Seil erreicht und macht sich genüsslich daran zu schaffen.

Als Makino das Klirren der zerspringenden Fensterscheiben im Erdgeschoss hört, geht er zur Treppe. Die Angreifer konnten mittlerweile auch die Haupteingangstür überwinden. Zwei dunkle Gestalten dringen in das Gebäude ein, während ein Dritter davor eine schwere Repetier-Armbrust auf einem Gestell montiert.

Fest davon überzeugt, dass es auf dieser Etage nur ein Eindringling in das Haus geschafft hat, gehe ich in das Zimmer hinein um den Sonnenstein wieder an mich zu nehmen. Doch ich habe mich getäuscht. Ein weiterer Assassine der sich im Schatten versteckt hat, nutzt die Gelegenheit und ich bekomme seine Klinge zu spüren. Meiner Attacke mit dem Schwert kann er mühelos ausweichen. Erneut greift er mich mit einer schnellen Bewegung an und erneut muss ich eine schwere Verletzung hinnehmen. Blutend rufe ich um Hilfe und werde bewusstlos. Als dann Kahilar im Zimmer erscheint, zieht sie die Aufmerksamkeit des Attentäters auf sich.

Makino ist der erste der bemerkt, dass sich die Sphäre aufgelöst hat und Magie wieder wirken kann. Laut ruft er die Neuigkeit durchs Haus. Er zieht seine Schwerter und erblickt freudig deren magische Klingen. Zusammen mit Tomoe und Unterstützung des Magisters können sie alle Eindringlinge auf der Treppe und am Vordereingang überwältigen. Auch Kahilar, die endlich wieder ihre Geschosse abfeuern kann, greift nun ihren Gegner an. Doch der kann ihnen mit einer blitzschnellen Bewegung ausweichen und erleidet nur einen Streifschuss. Seine Attacke ist dagegen erfolgreicher und er fügt Kahilar eine tiefe Wunde zu, bevor er mit einem eleganten Sprung auf dem Fensterbrett landet und in der Nacht verschwindet. Als die Feuermagierin ihn endgültig aus den Augen verliert, erblickt sie stattdessen zwei Gestalten in einer Gasse. Sie erkennt einen Beamten vom Ministerium für Riten mit spitzem Hut, der einem großen Krieger Befehle erteilt.

Kaum ist etwas Ruhe eingekehrt, fliegt plötzlich mit einem lauten Knall die Hintertür aus den Angeln und eine gewaltige, gerüstete Gestalt betritt das Gebäude. Der Geruch von heißem, geschmolzenen Metall erfüllt die Luft. Mit den Worten „Ausgeburt der Hölle, keinen Schritt weiter!“ sowie einem Bannen-Zauber versucht Magister Gamlewinkel den Krieger aufzuhalten. Eine schwarze Flüssigkeit tropft zischend aus seinen Handschuhen auf den Boden. Unbeeindruckt, langsam aber zielstrebig geht dieser auf die beiden Oni zu und spricht: „Makino und Tomoe, kehrt zurück.“ Tomoe lässt daraufhin ihr Schert sinken, nicht aber Makino. Mit seinen Flammenklingen liefert er sich einen verbitterten Zweikampf mit dem magischen Gegner und streckt ihn am Ende nieder. Aus den Ritzen zwischen den Platten der Rüstung fließt die schwarze Flüssigkeit und verteilt sich über den Boden.

Mittlerweile sind Soldaten der hiesigen Garnison eingetroffen und versuchen für Ordnung zu sorgen. Auch zwei Magier des Ministeriums für Riten sind dabei, ebenso ein Arzt der unsere Verletzungen versorgt. Trotz des Chaos und Verwüstung entdeckt der Magister einen dünnen, magischen Silberfaden, der von der Rüstung des Kriegers ausgeht, eine Spur der er folgen kann. Die beiden Magier stimmen zu. Gemeinsam mit Richter Di Renjie sowie bewaffneten Begleitern machen sie sich auf den Weg und erlauben dem Magister sogar, die innere Stadt zu betreten. Sie erreichen schließlich das Haus des Gesuchten, und von den Trägern seiner Sänfte erfahren sie seinen Namen, der hochehrenwerte Yin Yong Chan vom Ministerium für Riten. Di Renjie wird diesen Fall übernehmen.

Zurück im Keller des mittlerweile abgeriegelten Gerichtsgebäudes öffnet sich zu unser aller Überraschung am nächsten Morgen eine gut verborgene, von uns zuvor nicht entdeckte Klappe im Boden. Einer der freigelassenen Gefangenen, ein Mitglied der Schmuggler-Gilde, blickt uns grinsend an. Richter Di Renjie nickt nur. Dankbar verabschieden wir uns, verschwinden in die Unterwelt und erreichen schließlich auf geheimen Pfaden die Kaiserstadt.
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Mutanten in der Gilde und das Teehaus von Herrn Chang (15.12.2015)
Auch in den Katakomben und Abwasserkanälen hat alles seine Ordnung. Kaiserliche Siegel zeigen an, in welchem Stadtteil man sich gerade befindet. Vorbei an zwei kräftigen Leibwächtern betreten wir einen Kellerraum, der sehr komfortabel mit Sitzkissen und niedrigen Tischen ausgestattet ist. An der Wand prangt ein großes Siegel. Der entflohene Gefangene stellt uns den Bossen der kriminellen Gilden sowie dem Gildenmeister der Jao Chan vor. Auch wenn wir kein Wort ihrer Unterhaltung verstehen, so ist doch zu spüren, dass nicht jeder glücklich über unsere Anwesenheit auf ihrem Territorium ist. Manche fordern sogar offen, dass wir die Stadt umgehend verlassen sollen. Als wir von unserem Vorhaben berichten und der Name Herr Chang fällt, stehen alle umgehend auf und verbeugen sich vor seinem Namen. Jetzt bin ich wirklich neugierig.

Während wir unser Gespräch fortführen verlassen immer wieder einzelne Personen den Raum, andere kommen hinzu und reden kurz mit einem der Bosse. Beim Eintreffen zweier Gilde-Mitglieder wird Johann plötzlich aufmerksam, wirkt von einem Moment auf den anderen hochkonzentriert, auch sein Instinkt hat ihn noch nie im Stich gelassen. Auf den Hinweis seines Leibwächters entdeckt Magister Gamlewinkel bei ihnen fremde, aber nicht gänzlich unbekannte Auren. An die Mitglieder der Gilde richtet er das Wort: „Ihr kritisiert unsere Anwesenheit in der Kaiserstadt, dabei ist eure eigene Gilde von den Mandarinen der Gelben Kammer unterwandert und bemerkt es nicht einmal!“ Kaum sind seine Worte verhallt, da erhebt die Bruderschaft im Körper eines neu Angekommenen die Stimme und spricht auf hyborisch: „Geht wohin ihr wollt, lauft wohin ihr könnt, wir finden euch überall.“ Kaum hat er den Satz beendet, beginnt sich der Körper des ersten Besessenen grotesk zu verformen, kehrt beinahe sein Inneres nach außen, Knochen brechen und splittern und ragen nun wie scharfe, spitze Dornen aus der sich langsam zu Leder verfestigenden Haut. Der zweite streckt in einer schnellen Bewegung die Arme zur Seite und bohrt die Hände jeweils in den Brustkorb zweier Leibwächter. Langsam zieht er die Körper der entsetzt blickenden Männer zu sich und formt eine einzelne absonderliche Kreatur. Fast alle Mitglieder der Gilde flüchten panisch aus dem Raum, nur ihr Meister und eine handvoll Bosse bleiben wie angewurzelt sitzen und beobachten die Ereignisse.

Mit einem Satz ist Makino auf den Beinen und rammt dem Wortführer der Bruderschaft seine magischen Schwerter in den Leib, obwohl sich dessen Haut mittlerweile komplett in gehärtetes Leder verwandelt hat. Meinen Pfeil trifft den zweiten Besessenen zwar, doch er scheint das Geschoss regelrecht zu absorbieren und es verschwindet schließlich in seinem massigen Körper. Nach einem erneuten schweren Hieb mit den Feuerklingen des Oni bricht der Wortführer bewusstlos zu zusammen. Der zweite greift nun gezielt Kahilar an und versucht sie mit seinem unförmigen Körper verschlingen zu wollen. Eine Tentakel greift bereits nach ihrer Schulter, Zähne bohren sich in Haut und Fleisch der Feuermagierin, finden aber keinen Halt. Erneut ist es der mächtige Makino, der auch den zweiten Angreifer niederstreckt. Mit Öl und Flammen vernichten wir dir Überreste der beiden Kreaturen.

Mit einem breiten Lächeln dankt uns der Gildenmeister für unseren Einsatz, während er seine Untergebenen, die mittlerweile mit gesenktem Blick reumütig zurückgekehrt sind, strafend anschaut. Aus lauter Großherzigkeit ernennt er uns zu Gilde-Mitgliedern ehrenhalber, doch glücklicherweise bedeutet dies lediglich, dass er sich damit unser Schweigen erkauft. Eine Jao-Tätowierung bleibt uns erspart. Noch am selben Tag erhalten wir Quartier in einem bewachten Stadthaus. Auch nach einem Arzt wird geschickt um meine Wunden zu behandeln. Mit Athelas, dass er nur aus alten Schriften kennt, bereitet er eine Paste zu um die Heilung zu beschleunigen.

Am nächsten Tag sorgen die Jao für einen sicheren Transport ins Teehaus des alten Herrn Chang. Professor Raurakt und die beiden Oni werden die holprige Fahrt in leeren Reisweinfässern sicherlich verfluchen, wohingegen der Magister bequem die Hände in den Nacken legen und die Beine ausstrecken kann. Im Schutz der Dunkelheit können wir die unbequemen Behausungen verlassen. Als Wiedergutmachung erhalten wir eine ausgiebige Massage mit duftenden ätherischen Ölen und werden in leichte, bequeme Umhänge aus Seide gehüllt, einen passenden Hut gibt es obendrauf.

Das Teehaus selbst ist heute menschenleer, geschlossene Gesellschaft. Gemütliche Sitzkissen laden zum Verweilen ein, dazwischen niedrige Lacktische, eine elegante Schlichtheit zeichnet die Räumlichkeiten aus. An einer der Wände prangt groß das Mandala, das wir bereits von Richter Ao sowie dem Brief von Herrn Chang kennen. Der Gastgeber trägt eine gelbes Gewand mit purpurnem Rand, geht an einem Stock und trägt einen Bart, so wie Rauchschwalbe ihn beschrieben hatte. Freundlich begrüßt er jeden von uns mit Namen und wechselt ein paar Worte jedem, nur bei Makino und Tomoe ist er etwas zurückhaltender. Der Tee der uns dabei gereicht wird ist nicht von dieser Welt, und das nicht nur sprichwörtlich, heilt er doch eine meiner schweren Verletzungen.

Nachdem wir ihm die Lage der Dinge und unsere Sichtweise vorgetragen haben, macht er uns mit seinen Gedanken vertraut. Ich vermag ihn nicht im Wortlaut wiedergeben zu können, auch bleibt mir die Bedeutung seiner oft philosophischen Formulierung nicht selten verborgen.
Er sagt, dass die Kriegserklärung von Königin Victoria mutig und auch ehrenwert ist, aber wir so den Weg gehen, wie ihn sich die Bruderschaft wünscht, laben sie sich doch an Leid, Kummer und Tod. Dabei sind diejenigen, welche weltliche Macht und Herrschaft anstreben und entsetzliches Elend verursachen, noch das geringste Übel. Viel gefährlicher sind jene, welche im Hintergrund agieren. Ihr Ziel ist die alten Götter wieder zu wecken, sei es, sich mit ihnen auf eine Stufe zu stellen, oder schlimmer, sie kontrollieren zu wollen. In beiden Fällen eine Hybris der schlimmsten Art. Unser Ziel muss sein dafür zu sorgen, dass es keinen letzten Konflikt gibt, dass sich das Rad der Zeit weiterdreht. Wir sind ein Teil dieser Welt, auf unserer eignen Etappe, und mögen wir die Errungenschaften aller Gesellschaften in Ehren halten. Unser aktuelles Ziel sollte sein, den Klammergriff um Chin zu lockern, damit das Land mitsamt seiner Menschen und Kultur erhalten bleibt. Dazu sollten wir Nihon aus dem Spiel nehmen. Mit Fürst Kiowara hat das Land einen treuen und ehrenwerten Untertan. Der Kaiser ist jung, doch der Einfluss der Mandarine ist groß. Wir müssen einen Weg zu ihm finden um ihn von den Einflüsterungen seiner falschen Berater zu befreien.
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Im Kloster Jen Mu (29.3.2016)
Als endlich das Wüten des Taifuns nachlässt, kehrt auch im Kloster wieder der Alltag ein. Und wir entdecken langsam das Besondere an diesem Ort, seine beruhigende und klärende Wirkung auf den Geist. Hier kann man wirklich zu sich selbst finden.
Auch wenn unser Ziel, den Sohn des Himmels zu entführen, wahrlich mehr als abenteuerlich oder verwegen, ja regelrecht verrückt ist, erhalten wir Unterstützung von den Mönchen. Sie haben bereits Kontakt zu den Dai Sen aufgenommen und berichten, dass ihre Ankunft in zwei bis drei Tagen erwartet wird. Also nutzen wir die Zeit.
Während Makino und der alte Tenno über Kriegstaktiken diskutieren, statten Tomoe und Johann dem Gefangenen einen Besuch ab. Die Oni macht einen mehr als entschlossenen Eindruck, als sie die improvisierte Zelle erreichen. Den Bewacher ignoriert sie beflissentlich und schlägt die Tür krachend hinter sich zu. Ihr Auftreten und ihr Äußeres scheinen ausreichend, um den Gefangenen ordentlich einzuschüchtern. Dieser beginnt gleich zu reden wie ein Wasserfall. Am Ende stellt sich heraus, dass er nichts weiter als ein kleiner Spitzel und Laufbursche für den „Stamm“ ist, und seine Worte mehr aus Prahlerei denn aus Wahrheit bestehen.
Der Magister unterhält sich oft und lange mit Jon Jun, vornehmlich im Garten des Klosters. Die Bruderschaft ist auch in diesem Land nicht unbekannt, man nennt sie hier „Die Ratten in der Bildsäule“. Der Mönch spricht auch eine Warnung vor den Dai Sen aus. Der Clan sei sich zwar einig darin, den Einfluss der Bruderschaft zu brechen, nur herrschen unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie dieses Ziel zu erreichen sei.
Mit der Hilfe von Boto gelingt es mir ins Hospital des Klosters zu gelangen. Dort kann ich die Anwesenden von meinen Fähigkeiten überzeugen, indem ich - äußerst gestenreich - einen Patienten von seiner Tuberkulose befreie, allerdings mit dem faden Beigeschmack, dass ich diese Erkrankung auf mich nehmen muss. Aber immerhin werde nun nicht nur ich als Heiler respektiert, die Mönche scheinen auch meinen Kameraden etwas wohlwollender zu begegnen. Ich erhalte Zugang zur Apotheke und zum Kräutergarten.

Früh am Morgen des dritten Tages, noch vor Sonnenaufgang, wird der Magister in eine Höhle am Berg geführt, wo der Abt des Klosters ihn erwartet. Er stellt sich als „Vierter Haek Won“ vor und ist überraschenderweise kein Nihonei, sondern er stammt aus Gorju. Als die Sonne hinter dem Horizont erscheint und den Raum mit ihrem jungen Licht geradezu überflutet, macht der Haek Won den Magister auf die Zeichnungen in der Höhle aufmerksam. Sie stammen von Ses Shu, der schon ein Erleuchteter war bevor der Bodi kam. Manche Bilder wurden auf Papier, andere direkt auf die Felswände gemalt. Sie bestechen durch ihre Einfachheit und Klarheit, sind aber gleichzeitig ausdrucksstark. Man hat den Eindruck, der Künstler könne mit einem einzigen Pinselstrich die ganze Welt darstellen.
Da für heute die Ankunft des Dai Sen-Clans erwartet wird, sucht sich Makino eine gute Position um Ausschau zu halten. Er entdeckt einige Reisende, Händler und Pilger mit gut maskierten oder gar fehlenden Auren, die aus unterschiedlichen Richtungen im Kloster eintreffen. Besonders auffällig ist jedoch ein Maultier. Der Magister betrachtet es eingehend und erkennt in ihm Hokibo. Jon Jun stellt uns zwei der Gesandten vor, mit denen wir verhandeln sollen, doch Tomoe besteht darauf, mit dem Anführer persönlich zu reden. Sie kann sehr überzeugend sein. Einen Augenblicklich später erscheint auch schon Hokibo in seiner wahren Gestalt als Tengu.
Am nahen Wasserfall berichten wir ihm von unseren Plänen. Er verzieht keine Miene als er hört, dass wir den Tenno entführen wollen, und sagt uns seine Hilfe zu, für eine fürstliche Bezahlung, versteht sich. Die Kunst des Überredens scheint eine Attitude der Oni zu sein, denn auf Makinos Drängen hin erläutert Hokibo, dass er uns mit Totenbooten ins Innere der Hauptstadt bringen will. Diese Tengu sind mir suspekt, besonders ihr Anführer macht auf mich einen unsympathischen Eindruck. Der wird bestätigt, als Johann berichtet, dass sein Instinkt für einen kurzen Moment in Hokibo einen Verräter erkannt hat.

Der Weg nach Heian Kyo (12.4.2016)
Gemeinsam mit Desmei machen sich Kahilar und Johann auf nach Skakane, um Kontakt mit Kaede Kisabata aufzunehmen, einer als Musiklehrerin getarnten Ska, die dem Hofstaat der Kaisermutter angehört. Im Palast geht das Gerücht um, dass der Tenno seit einiger Zeit von einer Kriegerkönigin aus dem Norden träumt. Außerdem kann sie Bilder aus dem Inneren des Palastes übermitteln, was uns bei der Orientierung hilfreich sein kann.

Am letzten Abend im Kloster werde ich von einem Arzt des Krankenhauses sowie einem Fremden aufgefordert, ihnen auf den Berg zu folgen. Ich zögere zunächst, da wir am nächsten Morgen aufbrechen wollen, doch neugierig folge ich ihnen schließlich hinauf bis in den Schnee. Auf einer kleinen Ebene ruft der Einheimische dann einen Namen aus, Juma Oba. Ein eisiger Wind kommt plötzlich auf, und einen Moment später steht eine schneeweiße Frau in schneeweißen Kleidern vor uns. Mit Händen und Füßen gestikulierend fordern die beiden Männer mich auf, ihr ein Geschenk zu machen. Ich krame etwas Königskraut aus meinem Beutel. Sie schaut mich erstaunt an und fragt: „Athelas?“ Ich nicke. Dann legt sie ihre Hand auf meine Brust. Die Kälte ist schmerzhaft, dringt tief in mich hinein. Am Ende kann ich mich kaum noch auf den Beinen halten, doch dann zeigt sie mir ihre Hand. Das Weiß ihrer Handfläche ist einem schwachen Rosa gewichen, aus dem nun eine junge Athelas-Pflanze wächst. Als Dank erhalte ich von ihr ein Geschoss aus Kälte in einer Bambuskiste, das sie ihrem eigenen Körper entnimmt, sowie eine kleine weiße Blume mit gelben Pollen.

Die erste Etappe unserer Reise legen wir in Ochsenkarren versteckt zurück. Besonders die Oni sowie Professor Raurakt sind darüber nicht sehr erfreut. Man hört sie immer wieder fluchen wenn die Straße mal wieder besonders viele und große Löcher aufweist. Nach einer guten Woche geht es dann zu Fuß weiter. Wir folgen unseren Führern auf geheimen Pfaden zunächst durch Wälder, bald erreichen wir die Baumgrenze und schließlich das Hochgebirge und müssen nackten Fels erklimmen. Hoch oben werden wir in einer Höhle von Tomita und Kahai vom Clan der Sagara erwartet. Die beiden sind einigermaßen überrascht über unsere Gruppe, zu viele fremde Fremde. Sie sind sich unschlüssig, wie sie uns ungesehen nach Heian Kyo bringen sollen. Also führen sie uns zunächst in ihr Bergdorf, um dort zu beratschlagen.
Wir hatten schon Gerüchte über die besonderen Fähigkeiten der Sagara gehört, doch als wir sie mit eigenen Augen beobachten können, sind wir echt verblüfft. Sie verschwinden in einem Augenblick und tauchen an anderer Stelle plötzlich wieder auf. Da sogar die Kinder dieses Talent beherrschen, muss es angeboren sein.
Nach einer kurzen Beratung teilen die Bewohner uns mit, dass wir uns als Leprakranke getarnt einer Siechengruppe anschließen sollen. Ich kann meine Begleiter immerhin soweit beruhigen, dass es mit ordentlicher Desinfektion kaum ein Risiko gibt, sich anzustecken, und dass die Chance, entdeckt zu werden, wesentlich höher ist. Ob sie mir das abnehmen? Den beiden Oni sowie Professor Raurakt wird eine besondere Behandlung zuteil. Sie sind ab jetzt gefangene Dämonen, die als Geschenk zum Palast gebracht werden sollen. Der Rest des Abends gehört dem Magister, der seine Zuhörer mit Geschichten und Abenteuern aus der Heimat wie immer in seinen Bann zieht. Die Sagara haben bereits von Thule und den schwimmenden Festungen gehört, doch hielten sie es eher für Legenden. Und nun ist gleich eine ganze Gruppe von ihnen zu Gast.

Innerhalb einer Woche ohne Zwischenfälle erreichen wir Heian Kyo. Selbst Makino ist beeindruckt, als er die riesige Aura beschreibt, die über der Stadt liegt. Es ist die Aura eines Drachen, und sie ist der des alten Tenno sehr ähnlich. Dank der gefälschten Papiere können wir das Stadttor problemlos passieren. Die Idee, uns als Leprakranke zu tarnen, war wirklich sehr gut. Niemand scheint Notiz von uns zu nehmen, und so erreichen wir problemlos das Siechenhaus.
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Schatten in der Dunkelheit (12.4.2016)
Meinen Kameraden habe ich zwar immer wieder versichert, dass es nicht gefährlich ist mit den Leprakranken zu gehen, doch bin auch ich wirklich erleichtert, mich endlich etwas ungezwungener bewegen zu können. Auch die drei 'gefangenen Dämonen' fühlen sich befreit, als sie sich ihrer Fesseln entledigen können. Besonders Makino steckt voller Tatendrang. Am liebsten würde er sofort mit lautem Gebrüll den Palast stürmen. Der Magister kann ihn bremsen.

Wir haben zwar eine ungefähre Vorstellung davon, wie wir vorgehen wollen, aber einen Plan würde ich das nicht nennen. Zugegeben, der Palast ist keine unüberwindbare Festung. Dennoch es ist immer ein Vorteil, wenn man aus dem Verborgenen heraus agieren kann. Auch die Unterstützung und das Wissen der Einheimischen sowie des alten Tenno sollten wir unbedingt in unsere Überlegungen miteinbeziehen. Die Sagara erzählen, dass sich unter der Stadt ein Netz von Kanälen und Tunneln erstreckt, und dass Agenten ihres Clans dort unten arbeiten. Während wir, teilweise recht impulsiv, Chancen und Risiken abwägen, erscheinen zwei Mitglieder der Kanalarbeiter-Gilde: der Nihonei Sanso sowie Benki, ein Halbling, die sie hier Shojo nennen. Er nickt kurz und wendet sich erst einmal seinem Lieblingsgetränk zu, Sake. Nach einem ordentlichen Schluck mustert er uns und sagt dann lapidar, dass wir nicht durch die Kanäle passen. Das klingt im ersten Moment zwar enttäuschend, aber davon lassen wir uns nicht entmutigen. Wir erfahren, dass die Höhlen mit Barrieren und Wachdämonen geschützt sind, die man mit den passenden Kommandos oder Schutz-Zaubern gefahrlos passieren kann. Sie kennen einige, aber nicht alle. Es gibt dort unten auch Orte, wohin keiner von ihnen freiwillig geht, und Kreaturen, die auf Eindringlinge regelrecht warten. Ich werde das Gefühl nicht los, dass er mit allen Mitteln versucht, uns von unserem Unterfangen abzubringen. Besonders als sich Sanso zu Wort meldet: „Es gibt Wege, die die Palast-Angestellten nicht kennen.“ Dafür erntet er von Benki einen vorwurfsvollen Blick. Es gibt wohl einen Zauber, der jemanden verkleinern kann. Damit können wir selbst die engsten Rohre passieren.

Desmei meldet sich zu Wort. Sie möchte mit Johann üben, sich über Skakane zu verständigen. Als Kanalarbeiter verkleidet steigt er gemeinsam mit Benki durch eine Luke nach unten zu den Kanälen und entfernt sich in einem kleinen Boot immer weiter in Richtung Palast. Geschäftiges Treiben herrscht dort unten, Waren werden transportiert und umgeladen, es gibt sogar eine Taverne. An vielen Ecken stehen schlecht getarnte Aufpasser, die Johanns Auge nicht entgehen. Plötzlich wird er unruhig, spürt, dass vor ihm eine Gefahr lauert. Je weiter sie vordringen, desto deutlicher kann er sie wahrnehmen. Schließlich beginnt er sich zu verkrampfen, ihm wird übel, sein Körper wehrt sich vehement gegen das, was vor ihnen liegt. Auch Benki zittert am ganzen Leib. Nur Kado, der Flößer, zeigt sich vollkommen unbeeindruckt. Und dann entdeckt Johann eine Präsenz. Er öffnet seinen Geist und nimmt mit Desmei Kontakt auf. Aber sie sind nicht alleine.

Johann und Benki sind leichenblass als sie zurückkehren. Auch Desmei ist die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Doch selbst die erfahrene Ska weiß nicht zu sagen, was sie soeben entdeckt haben. Die Begegnung ruft Magister Gamlewinkel auf den Plan. Er beschließt, den Flößer zu befragen. Zuerst zeigt Kado kaum eine Reaktion, als der Magister ihn freundlich begrüßt und nach der Präsenz fragt. Der Flößer mustert den Gnom lange und sagt endlich: „Er sieht mich.“ Neugier und Forscherdrang des Wissenschaftlers sind geweckt. Höflich aber doch drängend bittet er ihn, mehr zu erzählen. „Er hat schon viele behalten, und die, die zurückkommen, sind gaga“ berichtet Kado. „Die Fremden gehen ein und aus, haben selbst Boote.“ Ihre Flößer seien keine Menschen mehr, nur noch leere, leblose Gestalten: „Es ist schlimm geworden!“ Er wisse, wo ihre Boote hinfahren und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass keine Toten mehr die Kähne lenken und dass er wieder alle Kanäle befahren kann.

Am nächsten Morgen fahren Magister Gamlewinkel, Johann und Makino erneut zu der Stelle, wo sie die unheimliche Präsenz entdeckt hatten. Sie sind zwar auf die Begegnung vorbereitet, aber dennoch spüren sie erneut den Einfluss des Wesens auf jede Faser ihres Körpers. Sie sehen eine wabernde, tiefe Dunkelheit, die bereit ist alles zu verschlingen, was ihr zu nahe kommt. Während sie sich langsam nähern, versucht der Magister die Präsenz mit seiner Magie zu erkunden, doch er scheitert. Daraufhin greift sie an. Für Makino sieht es aus, als wenn eine Tentakel nach ihm greifen würde. Mit seinem Flammenschwert schlägt er darauf ein. Er hat kaum die Oberfläche durchdrungen, da verfestigt sich die Masse und die Klinge prallt mit Wucht zurück. Wie ein Peitschenschlag trifft ihn die Tentakel. Er erleidet keine äußeren Verletzungen, büßt aber einen Teil seiner dämonischen Macht ein.
Johann dagegen nimmt Rauchschwaden wahr, die sich ihnen nähern. Sie verändern ständig ihre Form, mal verdichten sie sich, dann scheinen sie sich wieder aufzulösen. Erneut holt Makino zu einem mächtigen Hieb aus. Diesmal trennt er die Tentakel ab. Sie fällt hinab ins Wasser und zerplatzt in Tropfen eines schwarzen Öls. Der Oni spürt ganz deutlich den Schmerz, den er bei dem Wesen verursacht hat. Es ist dämonisch und stammt nicht von dieser Welt. Er erinnert sich an das Gespräch mit der Sphinx Mandana. Wirklich gefährlich sind jene Mitglieder der Bruderschaft, von denen es heißt, dass sie im Verborgenen daran arbeiten, mit Hilfe der Macht der Alten Großen die Welt zu unterwerfen. Und diese Kreatur hier stammt aus diesem Zeitalter, da ist er sich absolut sicher!
Die Verletzung, die Makino dem Wesen zugefügt hat, bleibt nicht ohne Folgen. Johann bemerkt, dass sich drei neue Tentakeln bilden, bereit die Eindringlinge anzugreifen. Der Magister befiehlt Kado daraufhin, sofort umzukehren. Ihm bleibt aber noch genug Zeit, um erneut die Präsenz mit Magie zu untersuchen. Was er erkennt, lässt ihn erstaunen. Die Dunkelheit, die Schwärze, kann er keinem Zustand, keinem Element zuordnen. Es ist gleichzeitig Luft, Wasser und hart wie Stein, aber gleichzeitig auch nicht. Es lässt sich nicht mit Worten beschreiben oder ergründen. Das Gleiche gilt für den Verstand des Wesens, für sein Bewusstsein. Er kann es nicht begreifen. Und in dem Moment, als er diese Erkenntnis versteht, wird sein eigener Verstand von dem des Gegners überwältigt, und er wird ohnmächtig.

Magister Gamlewinkel ist eiskalt, als Johann ihn zu mir bringt. Die Magie meiner Heilkunst sowie die Wärme von Kahilars kleinem Vulkan bringen ihn wieder zu Bewusstsein, doch die Auswirkungen des Angriffs wird er noch lange spüren. Ratlosigkeit macht sich breit. Makino ist der Erste mit einer Idee. Die Kanäle müssen doch regelmäßig gewartet und repariert werden. Wie schützen sich die Arbeiter? Benki beschreibt ein fünfeckiges Symbol, er nennt es ein Älteres Zeichen, das sie an ihre Kleidung heften. Damit können sie sich dem Ort gefahrlos nähern. Kahilars Vorschlag ist energischer. Die Kreatur sei schließlich nicht unverletzlich, mit einem massiven Angriff könne man es bestimmt in die Knie zwingen. Schritt für Schritt entwickeln wir einen Plan. Fertigkeiten und Ausrüstung jedes Einzelnen fließen darin ein: Makinos magische Schwerter, Kahilars Feuermagie, Johanns Mut, meine Sonnensteine und die Pfeilspitzen vom Stummen Großen, angeführt von Magister Gamlewinkel. Wir sind mehr als nur eine schlagkräftige Truppe, wir sind eine kleine Armee. Wir sind bereit, dem Feind entgegenzutreten!

Bereits am nächsten Tag ist Magister Gamlewinkel wieder auf den Beinen. Mit ruhiger Hand und vollendeten Bewegungen zeichnet er für jeden von uns ein Altes Zeichen auf ein Stück Stoff, das wir gut sichtbar an die Kleidung heften. Unser Plan ist ausgesprochen verrückt. Mit Hilfe eines Schutzzaubers, von dem wir nicht mal wissen, ob er funktioniert, der Magister aber überzeugt ist, in die Dunkelheit der Präsenz eindringen und sie dann von innen bekämpfen. Doch genau mit solchen halsbrecherischen, fast schon selbstmörderischen Aktionen hatten wir in der Vergangenheit oft Erfolg, weil kein Feind damit rechnet. Ich gebe dem Magister den kleinen und Kahilar den großen Sonnenstein, weil ich beide Hände für meinen Bogen brauche.
Während Kado das Boot langsam in die Nähe der dunklen Kreatur steuert, spüre ich selbst die Auswirkungen seiner Anwesenheit. Ich muss all meine Konzentration und meinen Willen aufbringen, um nicht gleich von ihm überwältigt zu werden. Neben mir spricht Kahilar mit ihrem Elementar, sagt ihm, dass es gleich etwas zu spielen gibt. Ich frage mich, wer hier mit wem spielen wird. Ausgestattet mit Magister Gamlewinkels Nachtsicht-Zauber sehe ich dann zum ersten Mal selbst dieses Geschöpf. Es ist, als blicke man in tiefste, unergründliche Finsternis. Meine Kameraden hatten wirklich nicht übertrieben, und ich weiß nun, warum es ihnen so schwer fiel, es mit Worten zu beschreiben. Denn es gibt diese Worte nicht mehr, sie sind gemeinsam mit ihrem Zeitalter untergegangen.
Der Magister holt den kleinen Sonnenstein hervor und reckt ihn in die Höhe. Doch Dunkelheit erfasst ihn und verschluckt sein Licht. Daraufhin greift uns das Wesen an und streckt seine gierigen Tentakeln nach uns aus. Die Schutzzeichen beginnen zu leuchten. Nun tut es Kahilar dem Magister gleich und hält den großen Sonnenstein hoch. Mit ungeahntem Effekt. Er erstrahlt mit einer Helligkeit, wie ich sie nie zuvor erlebt habe! Ich muss sogar für einen kurzen Moment die Augen schließen, um nicht vom Licht geblendet zu werden. Und kann gerade noch erkennen, wie die dunkle Gestalt und die Tentakeln zu Asche verbrennen. Doch während diese auf das Wasser fällt, verändert sie erneut ihren Zustand, wird zu Gas, zu Rauch, füllt bald den ganzen Raum, verdichtet sich abermals zu Wolken, formt sich wieder zu Tropfen, dann zu größeren Kugeln. In mir keimt die Hoffnung, dass wir nicht völlig ohne Chance sind und mit stumpfen Waffen kämpfen müssen. Aber besiegt ist die Kreatur noch lange nicht.

Dort, wo die Finsternis am dichtesten war, entdecken wir etwas, das am ehesten an eine dicke Wurzel erinnert und scheinbar die Präsenz mit Energie versorgte. Kado folgt ihr bis zu einem Anleger. Der Boden dort ist übersät mit Skeletten und ausgemergelten Leichen, denen scheinbar alle Lebensenergie ausgesaugt wurde. In manchen Gesichtern glaube ich das Entsetzen kurz vor ihrem Tod zu erkennen. Wir verlassen Boot und Kanal, folgen der Wurzel durch einen Tunnel und erreichen eine Höhle. Der Durchgang vor uns ist von einer Barriere aus Dunkelheit blockiert, während aus Rissen und Spalten von Decke und Wänden die schwarze, ölige Substanz quillt wie aus eitrigen Wunden. Sie fließt zusammen, sammelt sich, wird größer und formt sich schließlich zu einer mit Dornen bewehrten Wand. Der Weg ist versperrt, auch weil das Licht des Sonnensteins keine Wirkung hat. Ich finde, es ist an der Zeit, der Bruderschaft die Macht des Stummen Großen zu demonstrieren. Ruhig und konzentriert ziehe ich einen seiner Pfeile aus dem Köcher, danke ihm für sein Geschenk, lege an und ziele auf die Barriere. Sie zerspringt wie Glas in tausende Scherben. Leider auch die Pfeilspitze.
Dahinter erwartet uns bereits die nächste Überraschung, die leblosen Gestalten, von denen Kado berichtete. Langsam schlurfend bewegen sie sich in unsere Richtung, aus ihren Augen, Nase und Mund tropft Dunkelheit. Ein Ziel für Kahilar. Sie schießt einen Feuerball auf die erste der vier Kreaturen. Die Explosion ist gewaltig! In einer Kettenreaktionen detonieren gleich alle Zombies und eine Wand aus Feuer rollt auf uns zu. Kahilar kann sie im letzten Moment kontrollieren und bewahrt uns vor einem Tod in der Flammenhölle.

Der Tunnel gabelt sich, zwei Wege liegen vor uns. Die schwarze Wurzel führt nach links in einen weiteren Raum, in dem sich die Finsternis zu manifestieren scheint, bewacht von sechs dunklen Kreaturen. Könnte das endlich der Ort sein, den wir suchen? In dem anderen Gang ist nur ein einzelnes Licht in der Dunkelheit zu erkennen, das langsam auf uns zu kommt, begleitet von langsamen, schleppenden Schritten. Als wir gerade Luft holen und uns sammeln, höre ich plötzlich hinter mir den schwachen Ruf des Magisters nach Johann, seinem Leibwächter. Schmerz liegt in seiner Stimme. Schlagartig wird mir klar, dass wir die Dornenwand völlig aus den Augen verloren haben. Ich kann nicht sagen, ob sie uns gefolgt ist oder sich hier manifestiert hat, aber der Magister wurde gleich von mehreren dunklen Geschossen getroffen, liegt nun ohnmächtig und schwer verletzt auf dem Boden. Aus seinen Wunden tropfen Blut und die schwarze, ölige Substanz. Wutentbrannt stürmt Johann nach hinten und schlägt immer wieder auf die Wand ein, bis sie endlich nachgibt. Sie stürzt in sich zusammen und hinterlässt eine große schwarze Pfütze. Auch ich spüre, wie Zorn in mir hochsteigt, doch zuerst kümmere ich mich um Magister Gamlewinkel. Ich säubere und desinfiziere seine Wunden, kann ihn soweit stabilisieren, dass er das Bewusstsein wieder erlangt.
Kahilar hält sich erst einmal zurück und lässt Makino den Vortritt. Zielstrebig lenkt der Oni seine Schritte in die Höhle, ignoriert die Untoten und verschwindet in der Manifestation tiefer Schwärze. Nun greift die Feuermagierin in den Kampf ein. Ich frage mich, ob sie ihre Geschosse auch vorsichtig abfeuern kann, als zwei Zombies mit lautem Knall explodieren und die anderen in Brand geraten.
Johann muss das Gefühl haben, gegen eine Hydra zu kämpfen. Kaum hat er die Wand zerstört, da formt und verdichtet sich die Masse erneut. Und erneut schlägt er darauf ein, bis sie wieder als Flüssigkeit zu Boden fällt. Es ist wie ein Teufelskreis, und sein Schwert wird dabei immer schartiger.
Je weiter Makino vordringt, desto anstrengender werden für ihn die Bewegungen, desto größer ist der Widerstand, den er überwinden muss. Doch die Dunkelheit vermag ihn lediglich zu bremsen, aber nicht aufzuhalten! Und so erreicht er schließlich das Zentrum, wo er ein großes schwarzes Ei auf einem Sockel platziert findet. Nach den ersten Hieben mit seinen magischen Schwertern entsteht bereits ein Riss in der Oberfläche. Das hat den Effekt, dass die Präsenz langsam die Kontrolle über ihre Dunkelheit verliert. Dies kommt besonders Johann zugute, der wieder und wieder auf immer neue Manifestationen von Schwärze einschlägt.
Die Schritte aus dem anderen Gang sind nun beschleunigt und auch deutlicher zu hören. Ich kann zwar überhaupt nichts erkennen, doch der Tunnel ist so eng, dass ich das Ziel eigentlich gar nicht verfehlen kann. Mit einem weiteren Gruß vom Stummen Großen verschwindet der Pfeil in der Öffnung. Ein entsetzter Schrei sagt mir, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag.
Der nächste Schlag von Makino dringt tief ein und zerstört den Fokus. Er hat es geschafft! Im gleichen Moment fällt überall die schwarze Substanz zu Boden. Doch es ist keine Präsenz mehr anwesend, die die Macht hat, sie zu kontrollieren. Auch das bedrückende, beklemmende Gefühl, das die ganze Zeit auf uns lastete, ist verschwunden. Wir wissen allerdings nicht, ob wir das Wesen tatsächlich besiegt oder nur von dieser Welt verbannt haben.
Ich nehme den Sonnenstein wieder an mich und gehe, nicht ohne Stolz, in den Tunnel hinein. Ein Magier der Bruderschaft hockt auf dem Boden und schaut uns fassungslos an. Mit beiden Händen hält er den Pfeil umklammert, der ihn mitten in die Brust getroffen hat. Ich sage kein Wort, halte triumphierend seinem Blick Stand. Dann ändert er seinen Gesichtsausdruck, versucht uns ein letztes Mal mit seiner Boshaftigkeit zu beeindrucken, bevor er in Flammen aufgeht und zu einem Häufchen Asche verbrennt. In den Resten finde ich die Pfeilspitze wieder.

Der große Oni lächelt tatsächlich, als wir zu ihm kommen und ich ihm dankbar die Hand auf die Schulter lege. Er wagt es nicht, das schwarze Ei an sich zu nehmen. Diese Last kann ich ihm abnehmen. Auch Kado ist über unseren Anblick erfreut, die Kanäle sind wieder frei!
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Rettet den Tenno! Nieder mit den fremden Teufeln! (17.5.2016)
Obwohl er verletzt ist, zögert Magister Gamlewinkel keine Sekunde: „Die Bruderschaft wird den Angriff registriert haben, wir dürfen keine Zeit verlieren!“ Gemeinsam mit Sanso rücken wir in Richtung Palast vor, Benki benachrichtigt die Gilde, während der alte Tenno in Begleitung seiner Entourage wohl bereits ans Tor des Palastes klopft. Da ertönt auch schon ein schwerer Gong!
Mit der Karte der Kanalarbeiter und Makinos Augen kommen wir zügig voran, bis wir Schritte und das Scheppern schwerer Rüstungen hören, genau vor uns. Gerade noch rechtzeitig entdecken wir die Tür zu einem Lagerraum. Ohne einen Laut verharren wir in der Dunkelheit, bis die Truppen an uns vorbei sind. Weiter!
Hinter einer Biegung entdeckt Makino eine Gestalt, mit Sicherheit ein Wächter. Als wir auf ihn zu gehen, ergreift dieser die Flucht. Mit schnellen Schritten verfolgt der Oni ihn bis zu einer Treppe, kann ihn aber nicht mehr daran hindern, dass er mit einem lauten Pfeifen Verstärkung ruft. Hämisch grinsend zückt er ein Messer. Doch er hat die Rechnung ohne Makino's Flammenschwerter gemacht. Mit einem einzigen Hieb streckt der mächtige Oni seinen Gegner nieder. Dessen Verstärkung besteht glücklicherweise nur aus einem Mann. Verdutzt und für einen Moment irritiert betrachtet er Makino's große Gestalt und seinen toten Kumpan. Lange genug für den Oni, ihm einen Faustschlag zu verpassen. Dem kann der fremde Kämpfer mit einer schnellen Bewegung noch ausweichen, doch Makino's Griff kann er sich nicht entziehen. Bewusstlos sinkt er zu Boden. Beide Kämpfer tragen leichte, schwarze Kleidung, Messer und Shuriken. Aber keine Clans-Zeichen, wie Sanso treffend feststellt. Auch ihre Gesichtszüge sind fremd, es sind keine Nihonei, sondern die beiden stammen wohl aus den nördlichen Steppen des großen Kontinents. Als der Magister den Befehl erteilt, den Gefangenen „auszuschalten“, bin ich zunächst überrascht, hat er doch zuvor noch nie eine solche Anweisung gegeben. Ich persönlich habe mittlerweile keinerlei Skrupel mehr, Angehörige der Bruderschaft oder ihre Handlanger ins Jenseits zu befördern, und schneide ihm mit meinem Dolch die Kehle durch.

Die Treppe nach oben endet in einem Pavillon, der von den Wachen, die in den Tunneln nach uns suchen, offensichtlich als Unterkunft benutzt wird. Trotz der späten Stunde, es ist schon nach Mitternacht, herrscht draußen Aufregung. Vorsichtig öffnen wir die Tür einen Spalt breit. Immer mehr Diener und Höflinge versammeln sich im Garten und diskutieren lebhaft miteinander. Ob sich die Ankunft des alten Tenno wohl mittlerweile herumgesprochen hat? Das verschafft uns Ablenkung und Zeit. Dann entdecken wir aber doch ein unüberwindbares Hindernis: Das innere Palastgebäude ist zweireihig von Soldaten umstellt, es sind Hunderte! Auch Johann riskiert einen Blick nach draußen, hat ihm doch Kaede Kisabata Bilder übermittelt. Und tatsächlich kann er sich prompt orientieren. Es ist Zeit, die Ska zu kontaktieren. Sie lotst uns durch den Garten zu den Gebäuden der Kaisermutter. Hier kennt sie sich aus, hier kann sie uns verstecken.
Der Magister fragt Kaede sogleich nach dem Brunnen, den der alte Tenno einst bauen lies, doch sie schaut ihn nur schulterzuckend an. Als beide dann aber Karten und Erinnerungen vergleichen, erwähnt sie einen Karpfenteich, der in einem Garten des inneren Palastes liegt. Da er von einem künstlichen Wasserfall gespeist wird, muss es dort irgendeine Art von Technik sowie einen Zugang geben. Wir sind optimistisch.
Weder Johann noch ich sehen die Gefahr, die wir beide wohl deutlich spüren. Makino's Auge entgeht der Scharfschütze auf einem nahe gelegenen Dach jedoch nicht. Meisterhaft schleichend nähert sich Johann dem Gegner bis auf eine Armlänge, ohne dass dieser seine Anwesenheit mit einem seiner Sinne wahrnimmt. Mit einem gezielten Stich ins Herz schaltet er den fremden Soldaten lautlos aus.
Wir beschließen uns zu trennen und so zu versuchen, auf zwei unterschiedlichen Wegen bis zum Kaiser zu gelangen. Der Magister und Johann begleiten Kaede. Ihr Ziel sind die Gemächer der Kaisermutter. Doch zuvor besorgt die Ska für die beiden Abenteurer noch die passende Kleidung. Auch in der Not muss schließlich das Zeremoniell bewahrt werden. Ich werde dieses Land wohl nie verstehen. Kahilar, Makino und ich suchen gemeinsam mit Sanso einen Weg zum Karpfenteich.

Sanso's Orientierung in den Tunneln ist phänomenal. Von diesem Teil der Unterwelt, genau unter den inneren Palastgebäuden, besitzt die Gilde keine verlässlichen Karten. Er schaut hier, lauscht dort, und schnuppert sogar immer wieder an den Wässern, die durch Rinnen fließen und sich aus Rohren ergießen. An einem bleibt er stehen, schmeckt das Wasser, und sagt nur: „Karpfen.“ Die Öffnung sieht nicht gerade einladend aus, es riecht modrig und abgestanden. Und sie ist viel zu klein, sogar für Sanso. Doch dann berührt er uns nur kurz, und wir schrumpfen auf die Größe einer Ziege! „Schnell jetzt.“ Unsere Kleider müssen wir um unsere Körper zusammenraffen, damit wir sie nicht verlieren, Schuhe und Ausrüstung in einem Bündel hinter uns her ziehen. Das Vorankommen ist recht mühsam, die in der Wand eingelassenen Sprossen können wir gerade noch erreichen. Makino ist immer noch der Größte von uns, und wir befürchten schon, dass er stecken bleibt. Doch Kahilar kann nachhelfen, auch mit der Drohung, ihm Feuer unter den Fußsohlen zu machen. Durchnässt und stinkend erreichen wir tatsächlich einen Raum direkt unter dem Teich, und auch ein Schacht führt nach oben. Keine Sekunde zu früh beginnt erneut ein Ziehen und Zerren in unseren Leibern, und wir nehmen wieder normale Größe an.

Keade führt Magister Gamlewinkel und Johann auf verschlungenen Pfaden durch den Garten, bis sie den großen Musiksaal erreichen. Sie müssen jetzt durch den Frauentrakt, und der Anblick zweier Männer ruft immer wieder Erstaunen hervor, hier und da sind auch erschreckte Schreie zu hören. Eine der Frauen kreischt schon fast ohrenbetäubend, und Johann erkennt auf ihrer Stirn das Stigma der Bruderschaft. Sie zieht zwei lange Nadeln aus ihrem Kimono hervor, macht aber keine Anstalten, sie damit anzugreifen. Vor einer großen Tür, die von zwei weiblichen Gardisten bewacht wird, machen sie halt. Kaede spricht mit ihnen, wird zur Hofdame vorgelassen und verlangt eine Audienz. Die wird ihnen auch gewährt. In Begleitung einer Gardistin betreten sie die Gemächer der Kaisermutter. Vielleicht nicht in Perfektion, aber höchst elegant und vornehm, trägt der Magister sein Anliegen vor, vergisst dabei nicht die Attentäterin zu erwähnen, die bereits hinter ihnen lauert. Da erscheint die zweite Gardistin und berichtet, dass auch dieser Teil des Palastes von fremden Truppen umstellt ist. Für einen kurzen Moment glaubt der Magister eine Gefühlsregung im sonst so strengen Antlitz der Kaisermutter zu erkennen: Erst Zorn, dann Entschlossenheit! Umgehend erteilt sie Befehle, lässt ihre persönliche Leibgarde antreten. Außerdem soll an jeden Höfling, jeden Einwohner der Stadt, der noch loyal zum Thron steht, unverzüglich die Nachricht verbreitet werden, dass die Ratten in der Bildsäule die Macht an sich reißen wollen.
Seite an Seite mit der Kaisermutter, beschützt von ihren 24 tapfersten Soldatinnen, bahnen sich Magister Gamlewinkel und Johann einen Weg durch den Garten. Vor ihnen ein Heer schwer Bewaffneter, dreifach in der Überzahl, angeführt von einem Zauberer der Bruderschaft. „Ihr schon wieder“ ist scheinbar alles, was ihm einfällt, als er den Magister erblickt. Dessen Antwort ist um ein vielfaches beeindruckender: „Ja, wir! Dass ihr uns nicht erwartet habt, zeigt erneut die Beschränktheit euer Vorstellungskraft sowie eure an nichts zu übertreffende Überheblichkeit. Wir sind der Stachel in eurer Wunde. Wir sind euer dunkelster Albtraum. Wir werden euch niemals zur Ruhe kommen lassen. Wir werden euch Einhalt gebieten. Wir werden immer da sein!“

Leise und vorsichtig erklimmen wir die Stufen nach oben und erreichen inmitten von Schilfgras wieder die Oberfläche. Der Garten liegt tatsächlich im Innersten des Kaiserpalastes. Dankbar lächelnd schaue ich Sanso an. Vor uns steht ein Pavillon. Wir können zwar nur die Schatten von Gestalten auf den papierdünnen Wänden erkennen, aber mein Instinkt sagt mir, dass sie uns nicht freundlich gesonnen sind. Makino verliert keine Worte, stürmt auf das Gebäude zu und springt einfach durch die Wand. Doch sein Gegner ist vorbereitet und pariert zur Verblüffung des Oni alle seine Angriffe.
Wir hören mittlerweile deutlich den Aufruhr vor den Toren des Palastes. Benki hat sein Versprechen gehalten, und in Windeseile haben sich die Nachrichten verbreitet. Die Stadt und ihre Einwohner begehren gegen die Ratten auf!

Während sich die Leibgarde der Kaisermutter zum Palast ihres Sohnes vorkämpft, ist auch Johann nicht untätig. Mit einem meisterhaften Schuss trifft er den Anführer, sodass dieser verletzt von seinem hohen Ross stürzt. Dann drängt er nach vorne, nimmt den Platz einer gefallenen Gardistin ein und schlägt gleich den ersten Gegner mit der Armbrust KO, ehe er sein Schwert zieht.

Auch wir haben es mit einem Mandarin zu tun, der gerade einen Zauber vorbereitet. Mein Pfeil erwischt ihn zwar, doch der Magier zeigt sich unbeeindruckt. Erst eine Salve von Kahilars Geschossen unterbricht seine Vorbereitungen.
Die einfachen Soldaten können Makino nichts anhaben, er beachtet sie erst gar nicht. Dafür hat er in einem Dämon in Uniform einen ebenbürtigen Gegner gefunden. Der Kampf zwischen den beiden wird hart und erbittert geführt. Beide stecken erhebliche Verletzungen ein, beide halten sich jedoch standhaft auf den Beinen.
Auch mein zweiter Pfeil verfehlt sein Ziel. Das gibt dem Mandarin genügend Zeit, einen Angst- und Kältezauber zu wirken, der ihm aber nicht recht gelingt, hat er doch kaum einen Effekt auf uns. Im gleichen Moment trifft ihn völlig unerwartet ein Pfeil, der wohl aus einem Nebenraum durch die Wand abgefeuert wurde. Ich bin beeindruckt! Der Mandarin taumelt und schaut sich entsetzt und fragend um. Ich nutze den kurzen Augenblick seiner Verwirrung, atme ruhig ein und wieder aus, und lasse den Pfeil von der Sehne schnellen. Er trifft ihn genau zwischen die Augen! Es ist immer eine Genugtuung, die Bruderschaft tot im Staub liegen zu sehen.
Kahilar schaltet mit einer erneuten Salve zwei Soldaten aus, als ein Jüngling mit raschem Schritt den Pavillon betritt, den Bogen in der Hand. Es ist der Tenno höchstpersönlich. Ein Gerüsteter, der den jungen Kaiser sogleich erblickt, stürzt sich auf ihn. Doch ehe er ihn erreicht, ist plötzlich Sanso zur Stelle. Eine Berührung von ihm genügt, und schon scheint der Soldat in seiner Rüstung regelrecht zu verschwinden.

Die Leibgarde der Kaisermutter ist umzingelt von den fremden Truppen. Dennoch können sie sich zu behaupten und sich einen Weg zum Kaiserpalast bahnen, wenn auch unter Verlusten. Mittendrin Magister Gamlewinkel. Als der Mandarin gerade mit einer Armbewegung beginnt, einen Riss im Gefüge der Welt zu öffnen, ist der Magister zur Stelle und kann den Versuch abwehren. Auch Johann bemerkt dies. Mit ein paar erbeuteten Wurfsternen streckt er den Mandarin nieder. Auch dessen Gesichtsausdruck im Augenblick des eigenen Todes ist von Entsetzen gezeichnet.

Meine Erleichterung über den Anblick des Tenno ist nur von kurzer Dauer, denn Makino liegt regungslos und blutend auf dem Boden. Der Dämon steht triumphierend über ihm, sein blutiges Katana in die Höhe gestreckt. Nun wendet dieser seine Aufmerksamkeit uns zu, und die restlichen Soldaten sind im Begriff, sich auf den jungen Kaiser zu stürzen. Gerade noch rechtzeitig gelingt es mir, einen Pfeil vom Stummen Großen aus dem Köcher zu ziehen. Der Dämon ist bereits auf dem Weg zu Kahilar und mir, doch ich wende all meine verbliebene Konzentration auf. Ein Schuss, ein Treffer, ein toter Dämon! In letzter Sekunde. Als die Soldaten den besiegten Krieger sehen, lassen sie ihre Waffen fallen und fliehen.
Auch wenn er der Sohn des Himmels ist und gewiss mehr Respekt verdient, ist „Guter Schuss!“ alles, was ich ihm entgegne. Meine Sorge gilt dem verletzten Oni. Ich verbinde seine Wunden und kann mit Hilfe von Morgentau's Zauber einen Teil seiner Verletzungen auf mich nehmen, sodass er wieder zu sich kommt und sich, wenn auch etwas wackelig, selbst auf den Beinen halten kann. Ich möchte Makino nicht bewusstlos hinter mir her schleifen müssen.
„Gehört ihr zur Kriegerkönigin aus dem Norden?“ ist die erste Frage des Tenno, der uns mit großen Augen erwartungsvoll anblickt. Geduldig beantwortet Kahilar seine Fragen und erklärt ihm die Situation.
Überall im Palast und vor den Toren ist Aufruhr, und ein gemeinsamer Ruf hallt durch die Straßen der Stadt: „Rettet den Tenno! Nieder mit den fremden Teufeln!“ Der erste Teil unseres Plans ist aufgegangen.
Gemeinsam hasten wir zum großen Tor, welches mittlerweile auch die dezimierte Leibgarde erreicht hat. Nur acht Soldatinnen und drei Dienerinnen haben den Kampf überlebt. Ich bin zutiefst erleichtert, als ich den Magister und Johann unter ihnen entdecke. Nur Kaede ist nicht bei ihnen. Sie hat wohl vorgezogen, sich um die Attentäterin zu kümmern. Wir geben Mutter und Sohn die notwendige Zeit, sich respektvoll und doch mit Freude zu begrüßen.

Nach kurzer Beratung erklimmen wir den Turm des Observatoriums, um uns einen besseren Überblick zu erschaffen. Große Teile des Palastes stehen bereits in Flammen, überall toben schwere Kämpfe. Die verbliebenen Gardistinnen verteidigen das Tor mit ihrem Leben, verschaffen uns so wertvolle Zeit. Während Magister Gamlewinkel den Portal-Zauber, der uns zurück auf die Pirateninsel bringen soll, vorbereitet, versucht Kahilar über Skakane Kontakt zu Desmei aufzunehmen, jedoch ohne Erfolg. Am Ende ist es Kaede, die ihr vom Tod des alten Tenno berichtet. Die fremden Truppen haben keine Gefangenen gemacht, und so müssen wir mit großer Trauer auch den Verlust unseres Freundes Professor Raurakt hinnehmen. Desmei und Tomoe sind ebenfalls unter Opfern. Dafür wird die Bruderschaft bezahlen!
Mit aller Kraft, die ihm geblieben ist, bittet Makino den Kami, uns passieren zu lassen, und der große Drache berührt daraufhin mit seinem Schwanz den Turm. Umgehend beginnen die magischen Symbole, die der Magister zuvor auf dem Boden angebracht hat, zu leuchten. Zusammen betreten wir den Kreis, und die Welt um uns herum beginnt zu verblassen.
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