Alte Kampagnen - Im Süden Mittelerdes
Posted: Thu May 04, 2023 9:27 pm
Das Tagebuch von Fafniah (Stef) der Mittelerde-Kampagne "Freundschaftsdiente" in Sirayn.
1. Urui
Kapitän Hallatan hat uns heute wohlbehalten in Pelargir abgesetzt. Während die Gefährten eine Passage nach Bozisha-Dar suchen, habe ich Unterkunft bei einigen freundlichen Elben gefunden, wo ich in Ruhe um Yavannas Segen für die weitere Reise bitten kann.
Leider trennen wir uns hier von Arel-glin Kano, der in Minas Ithil bleiben wird, während wir versuchen wollen, der Familie al Kherad zu helfen. Mögen die Sterne ihm hell leuchten und der Tag des Wiedersehens nah sein.
3. Urui
Abfahrt aus Pelargir auf einem recht tauglichen Schiff. Rustum al Kherad hat im Hafen einen Freund getroffen, der jetzt ebenfalls auf dem Schiff ist. Sein Name ist Unakaar, und er spricht leider kein Westron.
Grizzby hat mir einen Dolch mit eingraviertem Mond und Sternen geschenkt. Die Waffe soll an Narsil erinnern. Ich werde sie bewahren, doch hoffentlich nie gebrauchen.
5. Urui
Thorma behauptet bemerkt zu haben, daß die Mannschaft uns abschätzend und feindselig beobachtet. Ich habe die Augen offen gehalten, doch mir ist nichts aufgefallen. Die Wahrnehmung des Zwerges mag seltsam und seine Einbildungskraft groß sein.
6. Urui
Die Sterne haben verhütet, daß ich blind in das Unglück gelaufen bin. Der Zwerg hatte recht! Als ich in der Nacht den südlichen Sternenhimmel betrachtete, konnte Ich zusammen mit Grizzby die Seeleute belauschen, die offenbar bereits dabei waren, unser Hab und Gut unter sich aufzuteilen und uns in die Sklaverei zu verkaufen. Noch während wir darüber grübeln, was wir tun wollen, hat man uns etwas ins Essen getan! Sharim hat es entdeckt. Nun müssen wir fliehen, koste es, was es wolle!
7. Urui
Wie durch ein Wunder sind wir nach einem Kampf an Bord und Sturm auf der See in einem Fischerdorf gelandet. Ein reicher Kaufmann hat uns aufgenommen und uns (nachdem er das Ziel der Weiterreise kannte) gebeten, seine Tochter im Geheimen mit nach Umbar zu nehmen. Sie soll dort heiraten.
8. Urui
Unsere Sachen sind durchwühlt worden! Der Täter scheint nicht ausfindig zu machen zu sein. Die ganze Angelegenheit ist merkwürdig, doch wir werden morgen mit der Tochter, einer Zofe und vier Wachen des Hauses (auf prächtigen Pferden) aufbrechen.
9. Urui
Wir sind unterwegs von einem Reiter beobachtet worden, doch er ist uns entwischt. Wir sollten auf der Hut bleiben.
Zu allem Unglück ist kaum jemand der Herren in der Lage, mit einem Pferd umzugehen...
10. Urui
In der Nacht sind wir belauscht worden, von jemandem, der sich geschickt angestellt hat. Wir haben ihn nicht bemerkt!
Bei der Rast hat Unakaar festgestellt, daß das Mädchen einen seltsamen Anhänger hat, der ihm Angst macht. Habe mir das Ding angeschaut. Es ist ein tiefroter Stein in Form eines Tropfens, der von einer Art schwarzer Tentakel umklammert wird. In Quenya (!) ist „Blutfrucht“ eingraviert. Schauriges Ding, jedoch perfekt gearbeitet. Das Mädchen sagt, das sei ihr Hochzeitsgeschenk an den Gatten.
11. Urui
Ein schrecklicher Tag! Waren in der Macht schon wieder belauscht worden und haben niemanden entdeckt. Unserer gereizten Stimmung war das nicht zuträglich. Auch auf dem weiteren Weg nach Umbar dauernd unter Beobachtung!
In den Stadttoren Umbars wurde dann das Mädchen aus der Menge heraus mit einem vergifteten Dolch niedergestochen. Ich konnte ihr nicht helfen, und sie ist mir unter den Händen weggestorben.
Wir sind dann von der Stadtwache festgenommen worden und mußten auspacken. Verfluchterweise sind alle wichtigen Namen genannt worden...
Als der Offizier allerdings die „Blutfrucht“ sah, hat es uns schneller aus dem Kerker heraus befördert, als wir hineingeraten sind. Es hat ihn angeekelt, das Ding auch nur zu betrachten.
Mit Sack und Pack hat er uns auf das nächste Schiff nach Bozisha-Dar verfrachtet, wo zum Glück auch Rustum und Unakaar uns finden konnten. Die waren vor den Stadttoren geblieben – klug!
16. Urui
Ich kann es kaum glauben, frei zu sein und nach diesen seltsamen Ereignissen einfach so weiter des Weges zu ziehen. Die Fahrt ist ruhig, doch die Stimmung in der Mannschaft schlecht. Der Kapitän prügelt oft und hart.
18. Urui
Ich habe den Verdacht, daß der Stein den Unfrieden stiftet! Blutfrucht... Was fangen wir nur damit an?
19. Urui
Die schlechte Stimmung droht zu eskalieren. Sharim hat versucht, den Stein zu zerstören, doch er konnte es nicht. In dem Ding wohnt eine große, üble Kraft, und sie kann die Zerstörung verhindern. Um Blutvergießen unter der Mannschaft zu verhindern, habe ich die „Blutfrucht“ in die See geworfen – was ein Fehler war! Wir sind sie los, doch wessen Leben wird sie nun zerstören? Und – sind wir sie los?
22. Urui
Die Stimmung steigt deutlich. Sowohl gutes, als auch schlechtes Zeichen. Wieviel Macht hat dieser Stein?
29. Urui
Nach einer Woche ruhiger Reise (ohne Streit) kommen wir endlich in Bozisha-Dar an. Da Rustum sich auskennt, sind wir gut untergebracht. Haben uns allerdings schon am Abend des ersten Tages in neue Unannehmlichkeiten gestürzt. Eine der sieben Familien versucht einen Mord am Sohn, dem einzigen Sohn, des Familienoberhauptes zu verhindern und die Umstände aufzuklären. Wir haben die Spur aufgenommen, in der Hoffnung, auf Hinweise für unsere eigene Sache zu stoßen.
Vielleicht ist der Gedanke gar nicht so abwegig, denn der Hausherr schien sehr beruhigt über unsere Unkenntnis in Bozisha-Dar zu sein.
Wir haben auch schon kleine Erfolge erzielt, indem wir Hinweise auf einen seltsamen Kult und Verbindungen zu den sogenannten „Wüstenrufern“ im Arbeitszimmer des Mordauftraggebers gefunden zu haben und den Mittelsmann fassen konnten. Das Motiv ist noch im Dunkeln, und auch der Attentäter noch frei – das Leben des Sohnes weiterhin in Gefahr.
Ich hätte gerne mehr Einblick in die näheren Umstände des Auftrags, denn diese Familie stieg auf, als die al Kherads weichen mußten – und sie waren eigentlich nicht die reichsten der drei Bewerber.
30. Urui
Nach dem ereignisreichen Tag haben wir abends im Gasthaus eine Reisende kennengelernt, die offensichtlich Gefallen an Rustum gefunden hat. Er und Grizzby hatten keine Scheu, ihr (nach einer durchzechten Nacht) von unserem Auftrag zu erzählen, und sie hat sofort eingewilligt, uns zu helfen. Lianwen (so ihr Name) ist sympathisch, doch so weit wäre ich am ersten Tag einer Bekanntschaft nicht gegangen!
In ihrem Beisein haben wir weitere Pläne besprochen, um den Mord zu verhindern.
Heute noch wollen wir überall in der Stadt offiziell nach dem Mörder fragen – vielleicht bringt es was, ich glaube es kaum. Morgen soll dann die Schwester unseres Auftraggebers ohne ihren Gatten, aber mit einem großen Weidenkorb, in dem ein Gassenjunge stecken wird, das Haus des Hafenmeisters verlassen. Vielleicht schnappt diese Falle zu – auf jeden Fall werden Grizzby, Sharim und Rustum als Wachen mit dabei sein.
1. Ivanneth
Ich habe die Nacht im Garten des Auftraggebers verbracht, doch mir ist nichts und niemand aufgefallen, der etwa beobachtet hätte, oder ähnliches (Wo bekommt der Mörder nur seine Informationen her?). Selbst nach dem die kleine Karawane der Schwester sich auf dem Weg gemacht hat, konnte ich nichts bemerken.
Unakaar, Thorma und Lianwen sind noch in der Stadt, um die Ergebnisse der gestrigen Umfrage auszuwerten, doch niemand hat wirklich etwas zu sagen. Vielleicht passiert in der Karawane etwas, hier ist alles soweit ruhig.
Wir habe beschlossen, nicht ganz tatenlos herumzusitzen und der Spur mit dem Dämonenkult etwas genauer nachzugehen. Lianwen kann sich erinnern, im Hafen einen Geschichtenerzähler gesehen zu haben, der genau so ein Leder hat wie ich. Wir haben den Kerl auch gefunden, und er hat uns von Razarac erzählt und uns geraten, zum nächsten Treffen der Razarac-Anhänger zu gehen (bei Neumond), wenn wir mehr und Genaues erfahren wollen. War ein ziemlich fanatischer Mann, der sich auch durch Unakaars Speer nicht davon überzeugen lassen auszupacken. Neumond war gerade erst, was wirklich lästig ist.
2. Ivanneth
Nachdem der gestrige Tag ziemlich ereignislos verging, Suchte ich wiederum die Palme im Garten unseres Auftraggebers auf. Und tatsächlich – in der Nacht gab es auf einmal Alarm, daß der Junge weg sei. Ich bin natürlich auf der Stelle ins Gasthaus gelaufen, um den Rest zu alarmieren – und mußte feststellen, daß Lianwen fehlte, einschließlich aller Ausrüstung.
Unakaar wußte irgendwie, daß sie im Hafen sein könnte, und so war es auch. Wir kamen gerade dazu, als eine Zofe aus dem Haus des Hafenmeisters den Jungen an Lianwen und einen Mann, auf den die Beschreibung des Mörders paßte, übergeben wollte. Unakaar tötete die Zofe, und mir gelang es lediglich, Lianwen zu bezaubern, der Mann stand unter einem Schutz. Er versuchte den Jungen umzubringen, und ich merkte, daß Lianwen das verhindern wollte, also löste ich den Zauber. Es kam zum Kampf, wobei auch der Mann schwer verwundet wurde, und Unakaar gerade rechtzeitig Pier erschien, um Lianwen in Schach zu halten.
Es sah so aus, als ob alles glücken würde, da geschah etwas äußerst merkwürdiges: Der Junge erdolchte Lianwen, die ihn hielt – sehr zielsicher. Sie war sofort tot.
Ein merkwürdiges Kind mit sehr merkwürdigen Reaktionen! Leider tötete Unakaar auch noch den Mörder, der uns vielleicht hätte Auskunft geben können. Außer dem Jungen sind alle tot, die etwas über den Auftrag hätten wissen können. Zwar lebt der Junge noch, und unser Auftrag ist erledigt, doch ich zweifle, ob wir etwas Gutes getan haben. Was hat das ganze mit dem Kult zu tun?
3. Ivanneth
Die anderen kehren zurück in die Stadt und sind ebenfalls entsetzt über den Gang der Ereignisse. Vor allem Rustum scheint nicht so einfach über den Tod Lianwens hinweg zu kommen.
Einzige Neuigkeit, die sie mitgebracht haben, ist vielleicht die Richtung, in der eine Schwester Rustums verschleppt worden ist, doch auch dieser Hinweis ist zweifelhaft.
4. Ivanneth
Der Hafenmeister hat uns Unterkunft in seinem Haus gewährt. Er ist glücklich, daß die Gefahr für seinen Sohn gebannt ist und dieser sich so tapfer mit dem Dolch verteidigt hat. Er scheint sich keine Gedanken darum zu machen, warum sein alter (und nun leider auch toter) Freund einen Mörder beauftragt hat. Uns beschäftigt diese Frage um so mehr, vor allem, nach den seltsamen Reaktionen des Jungen!
Um vielleicht noch ein paar Anhaltspunkte zu sammeln, war ich mit Grizzby und Unakaar bei dem Magier, der angeblich ein Freund des Auftraggebers sein sollte. Er schien nicht besonders interessiert und wußte wohl auch nichts, was mit Razarac zu tun hat. Jedenfalls gab er den Anschein. Auch aus unserem Hausherrn ist absolut nichts Neues herauszubekommen.
Interessant könnte lediglich ein Fest werden, zu dem (als Dank) heute eingeladen wurden. – allerdings wohl eher für unsere andere Sache. Slu Carlon lädt zu irgendeinem traditionellen Fest ein. Wir werden hingehen – außer Rustum natürlich.
Nach dem Fest wollen wir dann die Stadt verlassen, um den vagen Spuren von Rustums Familie nachzugehen. Unakaar und er haben eine Karawane organisiert mit einem fähigen Führer. Er steht auf Abruf bereit, was praktisch sein könnte, denn es wäre nicht das erste Mal, daß wir eine Stadt schnell verlassen müssen.
5. Ivanneth
Wir werden vom Hausschneider für das Fest eingekleidet. Habe mich von Rustum noch mal über die politischen Gegebenheiten unterrichten lassen, damit ich morgen abend auch weiß, wen ich vor mir habe.
Sharim und Rustum haben dann auch noch im Heim der Nomaden nach Karawanen geforscht, die um die Zeit, da Rustums Familie verschleppt wurde, mit Sklaven die Stadt verlassen haben. Sie waren auch erfolgreich und unser weiterer Weg wird uns zunächst nach Tresti führen. Gut ein paar Hinweise zu haben. So können wir auch endlich in der Richtung weiter arbeiten, wofür wir in den Süden gereist sind.
Zwar beunruhigt es mich, diese Razarac-Sache auf sich beruhen zu lassen, doch denke ich, daß es für uns nur ungünstig sein kann, in Bozisha-Dar allzuviel Staub auf zu wirbeln.
6. Ivanneth
Am Abend waren wir auf Slu Carlons Fest. Ich habe mich (was nicht schwer war) im Hintergrund gehalten und einfach einmal beobachtet. Slu Carlon ist eindeutig der „Chef“. Alle behandeln ihn mit äußerstem Respekt, ausgenommen von zwei Mitgliedern des Rates. Da war zunächst ein Magier, Herr des Kriegshandwerks, und außerdem Pon Olarti, ehemals gut befreundet mit al Kherad. Erstgenannter wurde von der Gesellschaft gemieden, letzterer mied sie von selbst. Unakaar hat es gewagt, ihn näher anzusprechen, Andeutungen in unserer Sache fallen zu lassen und für morgen ein weiteres Treffen mit ihm zu vereinbaren.
Ein weiterer Gast, der nicht zum Rat gehört, war ein Botschafter aus Tul Isra, mit dem Slu Carlon sich hauptsächlich beschäftigt hat. Tul Isra ist eine unsere heißesten Spuren in Sachen Sklavenkarawane. Rustums Schwester soll dorthin gebracht worden sein. Und in Bozisha-Dar gibt es einen Händler, der ausschließlich Sklaven hier herausbringt, meist wenn ein größeres Kontingent verfügbar ist – keine Zufallsgeschäfte.
Als wir das Fest verließen, bemerkte Unakaar, daß auch der Karawanenführer zu Gast war, den er tags zuvor für uns angeworben hatte. Er schien gut vertraut mit Slu Carlon, denn er blieb noch, als alle anderen gingen.
7. Ivanneth
Unakaar trifft sich wie verabredet mit Pon Olarti. er hat die Karten auf den Tisch gelegt, nachdem er sicher war, daß er keinen Schaden anrichten würde. Auch Pon Olarti ist an der Wiederauffindung der al Kherads interessiert. Er hat seinerseits bereits Nachforschungen angestellt und die Ergebnisse mit Unakaar geteilt. Nun haben wir wenigstens einen Verbündeten in dieser Stadt – auch wenn ihm ziemlich die Hände gebunden sind.
Hinter dem Sturz der al Kherads muß einiges gesteckt haben. Sollen angeblich auch noch Unterstützung aus Sîrayn gehabt haben, um als König auftreten zu können.
Am Abend teilte uns Sharim mit, daß er eine andere Karawane hat aufstellen lassen! Die Kombination Jaeru und Slu Carlon, plus einem Botschafter aus Tul Isra hat ihn sehr beunruhigt. Zudem er den Geschichten der anderen Karawanenführer Glauben geschenkt hat, die nur Schauergeschichten über Jaeru zu verbreiten hatten – welch Wunder. Natürlich werden wir trotzdem mit ihm reisen. Fähig scheint er zu sein, und wenn er ein Feind ist, dann ist es egal, ob er hinter uns oder mit uns ist.
8. Ivanneth
Aufbruch mit Jaeru. Er hat uns sehr gut (für gutes Geld) ausgerüstet. Der Mann ist exzellent ausgerüstet und scheint dem Äußeren nach Elbenblut zu führen. Dem Helm nach zu urteilen, könnte er etwas mit den Wüstenrufern zu tun haben, die nun andauernd unseren Weg zu kreuzen scheinen. Ich bin gespannt auf unsere Reise. Werde ihn im Auge behalten.
15. Ivanneth
Ich befinde mich, nach längerer Reise, in den Gärten von Tresti. Die Stadt ist angenehm ruhig, und es fällt nicht schwer, in diesen wunderschönen Anlagen Kontakt zu Yavanna aufzunehmen. Wir werden übermorgen weiterziehen. Über Jaeru konnten wir uns bis jetzt noch nicht beklagen. Er versteht sein Handwerk und hält sich allem Anschein nach aus unseren Angelegenheiten heraus.
Eigentlich wäre hier der geeignete Ort, um sich noch einmal nach Razarac zu erkundigen, doch ich nutze die Zeit, um mich in den Gärten zu sammeln.
17. Ivanneth
Abritt nach Tul Poac. Rustums Nachforschungen nach Verwandten in Tresti waren erfolglos. Allerdings werden die Zeichen deutlicher, daß wir nach Sîrayn müssen.
22. Ivanneth
Heute tauchen im Laufe des Tages seltsame Sträucher links und rechts der Straße auf. Sie haben lange Dornen und machen einen kranken und irgendwie auch bösen Eindruck. Ich habe solche Pflanzen noch nie gesehen. Je länger wir unterwegs waren, desto dichter wurden die Gebüsche – nur die Straße blieb frei.
Um die Mittagszeit sahen wir am Horizont ein Feuer. Jaeru und ich sahen nach und entdeckten ein Lager von Nomaden. Wir beschlossen, uns offen zu nähern, vor allem, da durch die Sträucher jeder andere Weg ohnehin versperrt war.
Der Stamm war uns zunächst ganz und gar nicht gut gesonnen. Jaeru wurde mit Respekt begrüßt, doch von den Ausländern wollten sie Geld und Pferde als Zoll – auch Rustums Überredungskünste schienen aussichtslos. Unakaar versuchte, das Blatt durch einen Kampf Mann gegen Mann zu wenden, doch er konnte dem Nomaden nicht lange standhalten. Erst Thorma konnte den Mann bezwingen, was uns einen Tee am Feuer der Nomaden einbrachte. Worte scheinen hier nicht zu zählen, nur Taten. Im Laufe des Tages hatten wir dann auch noch genug Gelegenheit, unsere Anerkennung durch Taten zu erringen!
Natürlich kam das Gespräch auf diese seltsamen Sträucher, und die Nomaden berichteten, daß ihr Schamane davon überzeugt sei, daß ein in der Nähe befindliches, unheimliches Grab das Zentrum dieser Wucherei ist.
Wir ritten also hin, und es sah tatsächlich so aus, als ob das Grab ziemlich übel war. Die Türe war von innen geöffnet worden, und ehe wir uns noch genauer umsehen konnten, wurden wir von einem Sanddrachen angegriffen, der in der Senke vor dem Grab lauerte. Mit Mühe und Not schafften wir ihn – gut, daß die Nomaden sich auf ihre Waffen verstehen. Auch im Inneren des Grabes gab es noch untote Wächter, die zu überwinden waren. Unakaar und Thorma gerieten dann auch noch in eine Falle, als sie glaubten, die Hauptgrabkammer gefunden zu haben. Der Zwerg konnte sein Finger nicht von einem goldenem Pokal lassen (der Tand war, wie sich herausstellte...) und löste damit einen Steinblock aus, der den weg zurück abschnitt. Zum Glück konnten wir mit Hilfe des Drachenblutes die Mauer schnell zerstören, und dann nach einigem Suchen auch noch einen geheimen Gang finden. Dort befand sich die richtige Grabkammer. Sie war überwuchert von dem dornigen Gestrüpp. Während wir noch dabei waren, uns genauer umzusehen, stieg aus dem Sarg eine geisterhafte Gestalt, die Grizzby im Geisterkampf besiegte!
All unsere Versuche, das zu verhindern, waren effektlos! Wir beeilten uns, Grizzby zum Schamanen der Nomaden zu bringen (im Grab gab es außer einer Statue auf dem Hügel und dem echten Goldpokal nichts mehr zu finden). Leider konnte der auch nur feststellen, daß Grizzby sozusagen besetzt ist.. Er ist nicht total übernommen worden und ist auch noch handlungsfähig. Vertreiben kann der Schamane den Geist nicht. Das ist ein elender Mist, denn keiner hat eine Ahnung, was dieses Wesen eigentlich ist.
Jedenfalls ist es mit den Sträuchern bald zu Ende gegangen, nachdem dieser Geist aus dem Grab heraus war, was soll das noch werden? Sämtlich Versuche herauszufinden, was es mit dem Goldpokal und der Statue auf sich hat, sind gescheitert.
Während unseres Aufenthaltes im Nomadenlager hat Rustum auf einmal die zweite Frau seines Vaters entdeckt! Als sie ihn erkannte, konnte die Sache nicht geheim gehalten werden. Sie war total aus der Fassung! Natürlich ist nun auch Jaeru nicht entgangen, um wen es sich bei Rustum handelt. Sehr ungünstig! Einige von uns plädieren dafür, ihn umzubringen, doch Rustum entließ ihn aus unseren Diensten. Jaeru versuchte deutlich zu machen, daß er in keinem Falle mit Slu Carlon zusammenarbeitet – und vielleicht glaube ich ihm sogar. Nun allerdings ist er doch nicht mehr in unserer Nähe, und das beunruhigt mich nach wie vor. Ich hätte ihn nicht laufen lassen, auch wenn ich es angeraten fand, offen mit ihm zu reden.
Nun brauchen wir einen neuen Führer – vielleicht ist einer von den Nomaden dazu bereit.
29. Ivanneth
Dank der guten Führung zweier Nomaden kamen wir heute unbehelligt in Tul Poac an.
Mir fällt auf, daß wir schon am Tor beobachtet werden, und kaum, daß wir es uns im Gasthaus „Zum Vierten Huf“ bequem gemacht haben, kommt jemand zum Wirt, der sich nach uns erkundigt. Grizzby und ich konnten den Mann verfolgen und feststellen, daß der Kaufmann Oljek sein Auftraggeber war.
Am Abend wurde uns zu unserer Überraschung eine Einladung zum Abendessen von Oljeks Diener überbracht, die wir nach einigem Zögern auch annahmen.
Bis zum Nachtisch geht alles glatt, auch wenn der Hausherr ziemlich nervös scheint und auch nicht mit der Sprache heraus will, warum er uns eingeladen hat. Im Wasser, was nach dem Nachtisch gereicht wurde, war Gift, doch glücklicherweise warnte uns eine Dienerin, so daß wir unbeschadet davon kamen – nicht so unser Tischherr, der gar nicht Oljek war, wie sich herausstellte, als sich der Echte blicken ließ, nachdem sein Double dem Gift erlegen war.
Der Stadtwache erzählte Oljek, daß er von Jaeru Informationen über uns hat, die besagen, daß wir Intriganten aus Bozisha-Dar sind und ihm Schlechtes wollen. Wir wurden verhaftet und sitzen jetzt im Gefängnis – ich weiß auch nicht, wieso das dauernd passieren muß! Wir haben der Stadtwache genau erzählt, was passierte, nur die Tatsache, daß die Magd uns gewarnt hat, ließen wir aus.
30. Ivanneth
Wir sind heute morgen aus dem Gefängnis frei gekommen, da der Verdacht nicht aufrecht zu halten war – anscheinend hat die Gerichtsbarkeit in dieser Stadt ausnahmsweise wache Gemüter! Es ist uns gelungen, Kontakt zur ehemaligen Handelsvertretung der al Kherads aufzunehmen. Der Mann ist uns wohlgesonnen, und wir sind bei ihm eingezogen.
Ebenso ist es uns gelungen, um Mitternacht noch einmal mit der Dienerin zu reden, die uns gewarnt hat. Oljek selbst hat das Gift ins Wasser getan. Ein Glück, daß sie den Mut hatte, uns zu retten – sie verdient auf alle Fälle die Freiheit, und Rustum will auch auf alle Fälle versuchen, sie raus zu holen. Nebenbei konnte sie uns heimlich auch noch berichten, daß Rustums Mutter für kurze Zeit in Oljeks Haus war, während seine Karawane hier Halt gemacht hat.
Oljek hat sich geweigert, uns noch einmal zu empfangen, dafür scheint sich jemand anderes um so mehr für uns zu interessieren, denn als Rustum heute Nacht vom Geschichtenerzählen zurück kam, folgt ihm eine Leibwache des Poa. Der ist erst heute in die Stadt zurückgekehrt, und ich möchte wissen, was das schon wieder zu bedeuten hat. Wir bleiben nirgends lange unbemerkt.
1. Narbeleth
Heute morgen bekamen wir Besuch aus den Kreisen des Poa. Rustum hat sich länger mit dem Mann unterhalten, der sich sehr für unsere Geschäfte interessierte. Schien ganz in Ordnung zu sein.
Wir haben beschlossen, morgen vor Sonnenaufgang die Dienerin zu befreien und dann die Stadt zu verlassen. Hier können wir nichts mehr ausrichten, und Oljeks Zorn ist uns ohnehin sicher. Der Handelsvertreter der al Kherads wird für uns die Augen offen halten, jetzt nachdem er weiß, nach wem er Ausschau halten soll. Rustums Stiefmutter bleibt bei ihm.
Allmählich wird die Zeit schon wieder enger, denn Jaeru ist vor uns, und ich weiß nicht, wem er noch alles von uns erzählen will. Oljek wird wohl hinter uns sein...
2. Narbeleth
Es war nicht schwierig, die Dienerin aus dem Garten zu „rauben“. Die Torwache hat auch nichts bemerkt.
Bevor wir allerdings aus der Stadt verschwinden konnten, hielt uns der Alte aus dem Haus des Poa auf und überbrachte uns einen Brief von Rustums Schwägerin. Sie lebt im Haus des Poa, und ihr geht es gut. Zum Glück! Wir finden immer mehr der Verschleppten. Hier in Tul Poac gibt es also auch quasi-Verbündete. Das ist beruhigend zu wissen.
3. Narbeleth
Grizzby wollte gestern und heute außer Wasser nichts zu sich nehmen, und ich habe mir schon Sorgen um ihn gemacht! Als wir heute abend am Feuer saßen, eröffnete er uns dann auf einmal, daß er ein Ritual wirken möchte, um dem Geist, der in ihm haust, die Chance zu geben, seine Geistergestalt auf der Geisterebene zu suchen. Wir versuchten es ihm auszureden, doch er schien davon überzeugt zu sein, daß hier die einzige Möglichkeit bestand, den Schamanen in seinem Kopf loszuwerden.
Da wir alle recht halbherzig versuchten, ihn zurückzuhalten, gelang es ihm, uns zu entwischen. Wir haben ihn in der Dunkelheit nicht mehr gefunden, und mir ist gar nicht wohl dabei, wenn ich bedenke, daß er dieses Ritual jetzt alleine wirkt. Selbst wenn es stimmt, was dieser Schamane ihm erzählt hat, los wird er ihn auf keinen Fall, denn der braucht ja auch einen Körper. Hoffentlich finden wir ihn bei Anbruch des Tages!
4. Narbeleth
Eruseidank taucht Grizzby am frühen Morgen von selbst wieder auf. Allerdings hat er dem Schamanen beinahe alle geistige Kraft überlassen, um seine eigene Geistergestalt zu erwecken! Es scheint sich da um einen Bären zu handeln. Die Geschichte, die Grizzby mir dazu erzählt hat, scheint mir seltsam. Ich muß mich unbedingt mit einem Schamanen über die Sache unterhalten. Was hat der Geist getan, damit das möglich wurde?
7. Narbeleth
Nach ziemlich ruhiger Reise kommen wir heute in der Oase Bal an. Grizzby geht es bis auf den Verlust an Geisteskraft ganz gut. Er hat vom Geist einen Hinweis bekommen, wie er die Kraft wieder erlangen kann (nämlich indem er frisches Menschenblut aus dem Kelch trinkt!), und das will mir überhaupt nicht gefallen.
Unter den Gästen befindet sich scheinbar der Steuereintreiber, der von einer Menge Soldaten begleitet wird. Uns ist ein Nomade aufgefallen, der sich das ganze Aufgebot mit besonderer Aufmerksamkeit angesehen hat. Unakaar glaubt fest, daß die Steuerkasse gestohlen werden soll. Mir soll es egal sein, ich genieße die sternklare Nacht.
8. Narbeleth
Leider konnte es keinem von uns egal sein, denn mitten in der Nacht sah ich auf einmal, wie der Torwächter das Tor öffnete und Scharen von Nomaden einließ. Leider konnten wir nicht schnell genug entkommen, und es kam zum Kampf, den wir alle nur mit Mühe und Not überlebten! Schließlich gelang es uns, die Pferde freizulassen und zu fliehen – allen, außer Unakaar, der in der Gewalt der Nomaden blieb. Wir hatten zunächst keine Chance, ihn aus den Händen der Übermacht zu befreien. Dennoch wollen Grizzby und ich auf seiner Spur bleiben, während die anderen den Zuständigen in Rask den Überfall melden wollen (schon, um sich die Obrigkeit warm zu halten). Wir sind alle ganz schön angeschlagen!
– Einige Stunden später: Unakaar ist problemlos aus den Händen der Nomaden freigekommen. Er mußte Blutzoll bezahlen für einen, den er erschlagen hat, doch ansonsten sahen die Nomaden den Kampf eher als Unfall an.
9. Narbeleth
Auf dem Weg nach Rask begegneten wir einer zwei- bis dreihundert Mann starken Armee, die auf dem Weg nach Bal war. Die Nomaden werden sicherlich schon weg sein.
In Rask angekommen entdeckten wir sogleich Jaeru am Tor, der eine „Einladung“ des Sturmkönigs an uns zu überbringen hatte. Einladung bedeutet in diesem Fall unseren Tod bei Nichteinhaltung! Wir haben beschlossen, zunächst so zu tun, als ob wir annehmen, denken allerdings nicht daran, den Befehlen des Dunklen Herrschers zu gehorchen.
Ich habe einem Weisen den Auftrag gegeben, nach dem Namen Marranuk sak Charin zu forschen. Jetzt habe ich mich für ein paar Tage in den Tempel zurück gezogen.
10. Narbeleth
Heute morgen kam Grizzby zu mir und erzählte, daß er und Unakaar tatsächlich Leichenblut aus dem Pokal getrunken haben! Den anderen scheint nicht allzu klar zu sein, was vorgeht.
13. Narbeleth
Während meines Aufenthalts im Tempel haben die beiden unbeirrt weiter gemacht, und ihre Ausstrahlung hat sich stark verändert!
Nachdem mir der Weise auch keinen Aufschluß über den Namen geben konnte, habe ich beschlossen, den Pokal in den größten Tempel der Stadt in Verwahrung zu geben. Ich hoffe, die Priester können gut auf ihn aufpassen. Grizzby und Unakaar werden heute Nacht von uns bewacht.
14. Narbeleth
Am Morgen ist der verfluchte Pokal in Sharims Zimmer aufgetaucht. Unakaar hat zugegeben, ihn dorthin geschafft zu haben, nachdem er zunächst in seinem Zimmer war. Er behauptete, er hätte üble Verleumdung befürchtet. Im Tempel war man außer sich und teilte mir mit, daß jemand mit magischen Fähigkeiten den Pokal entwendet haben muß. Der Geist in Grizzby ist uns allen haushoch überlegen, und ich habe keine Ahnung, was ich jetzt noch unternehmen soll!
Zunächst werden wir jedenfalls in Richtung Gelbe Berge aufbrechen, wo zum einen dieser Sturmkönig wohnt (was uns Jaeru für ein paar Tage vom Hals halten wird) und zum anderen der Stamm der Danak wohnen soll, der sich auf Geister und dergleichen wohl sehr gut versteht. Ich habe keine Ahnung, was uns dort erwartet, aber ich muß alles versuchen, was Grizzby aus dieser Misere heraushelfen könnte.
15. Narbeleth
In der vergangenen Nacht hatten Unakaar und Grizzby schwere Träume, aus denen sie nicht geweckt werden konnten. Am Morgen wußten beide scheinbar nicht mehr von den Dingen, die sie getan haben, doch ihre sonderbare Ausstrahlung hält an. Sehr merkwürdig.
Wir werden übrigens von Jaeru oder einem seiner Art im Auge behalten.
19. Narbeleth
Wir sind bis heute unbehelligt, doch unter ständiger Beobachtung den Siresha hinauf geritten. Wir kommen dem Ziel, das wir niemals erreichen wollen, stetig näher! Darum haben wir uns nun überlegt, daß wir Jaeru loswerden müssen. Rustum will sich krank stellen und wir hoffen, daß Jaeru nachschauen kommt, um zu sehen, was passiert ist. Dann müssen wir ihn überwältigen.
22. Narbeleth
Nun lagern wir schon den dritten Tag mit dem „kranken“ Rustum, und Jaeru hat sich nicht blicken lassen. Dafür tauchten gegen Mittag Soldaten aus dem nahegelegenen Stützpunkt auf, die von ihm beauftragt worden sind, nach uns zu sehen.
Man hat uns in die Garnison mitgenommen, wo Rustum seine Magenverstimmung auskurieren soll. Man hat uns für den Rest unseres Weges eine Eskorte „angeboten“, um sicherzustellen, daß wir auch unbehelligt beim Sturmkönig ankommen – nicht, daß wir (!) dieses Ziel erwähnt hätten! Als wir das freundliche Angebot ausschlagen wollten, verdoppelte der Kommandant die Zahl unserer Begleiter.
23. Narbeleth
Wir sind heute morgen tatsächlich mit zwanzig Soldaten im Gefolge aufgebrochen, deren Kommandant seine Aufgabe, auf uns „aufzupassen“ ziemlich ernst nimmt. Zur Nacht hat er sogar einen Graben ausheben lassen. Grizzby und Rustum haben sich daraufhin die schlechte Laune der Soldaten zu Nutze gemacht, und sie nach einer Abfindung in Goldstücken zur Auflösung der Eskorte gebracht...!
24. Narbeleth
Ungeachtet des tobenden Kommandanten setzen wir über den Siresha und machen uns ohne Eskorte auf den Weg zu den Danak.
28. Narbeleth
Nach vier Tagen Ritt sind wir bei einem Stamm der Danak angekommen und zunächst sehr freundlich aufgenommen worden. Während der Reise war nichts von Jaeru oder sonstiger Verfolgung zu bemerken. Lediglich Grizzbys Geist wollte uns zur Umkehr bewegen. Angeblich gibt es in Tul Isra einen Tempel, wo er von seinem Bann befreit werden könnte. Grizzby scheint ihm auch immer noch zu vertrauen. Zum Glück dürfen wir morgen den Dorfschamanen aufsuchen, der auf einem Hügel wohnt. Der wird hoffentlich endlich helfen können.
29. Narbeleth
Der Schamane (Erarik) hat unsere Geschichte aufmerksam angehört (Unakaar und Grizzby haben eruseidank auch die volle Wahrheit erzählt). Er war sehr in Sorge ob der Stärke des Geistes und der Tatsache, daß Grizzby seine Geistergestalt erweckt hat. Er hat uns Hilfe angeboten und dafür zwei Bedingungen gestellt.
Zum einen sollten wir den Dorfbewohnern helfen herauszufinden, wohin in letzter Zeit die Schafe und deren Hirten verschwinden, wozu wir sofort „ja“ gesagt haben.
Grizzby hat den schwereren Teil erwischt. Er soll als Lehrling beim Schamanen bleiben, um den Umgang mit seiner Geistergestalt zu erlernen. er hatte kaum eine andere Wahl als zuzustimmen.
Während der Schamane sich auf die Vertreibung des Geistes vorbereitet, machten wir uns auf den Weg, um den Spuren der verschwundenen Hirten zu folgen. Wir mußten feststellen, daß Orks die Mörder waren. Es gelang uns, einige Sklaven aus der Gewalt der Orks zu befreien und den Zugang zu dieser Seite des Berges zu verschütten. Die Dörfler werden sich allerdings noch einmal härter mit dem Pack beschäftigen müssen.
Am Abend gelang es dem Schamanen dann auch glücklicherweise, den Geist aus Grizzbys Körper zu verbannen! Leider müssen wir nun wohl von Grizzby erst einmal Abschied nehmen, was ich überhaupt nicht gerne tue! Jedoch müssen wir uns unbedingt weiter auf die Suche nach Rustums Familie machen.
30. Narbeleth
In der Nacht haben wir noch eine Weile zusammengesessen, und mir wurde zunehmend klarer, daß ich Grizzby nur in allergrößter Not hier zurücklassen würde. Er scheint sich jedoch bereits in sein Schicksal gefügt zu haben und folgte dem Schamanen zu später Stunde in seine Hütte.
Heute morgen gab es dann einigen Aufruhr im Dorf, als ein junger Mann verwundet und abgehetzt aus der Bergwildnis erschien. Er berichtete, sein Name sei Kiret, und er gehöre zu einem Stamm der Ayten. Bei dem Versuch, unter der Führung seines Bruders eine Sklavenkarawane zu überfallen, so wie sie es wohl häufiger tun, sei er in einen üblen Hinterhalt geraten.
Die Karawane bestand wohl zu großen Teilen aus Soldaten, und es muß einen blutigen Kampf gegeben haben. Kiret erzählte, daß er von einer Frau namens Iram dar Ani, die ihm den Auftrag gab, die Handelsniederlassung der al Kherads in Tul Isra aufzusuchen und Hilfe zu holen! Bei diesem Versuch hat es ihn in die Berge verschlagen.
Die Nachricht brachte Rustum beinahe aus der Fassung, denn die genannte Dame ist seine Mutter. Er und Kiret waren schon beinahe auf dem Sprung, um sofort nach Tul Isra aufzubrechen. Kiret ist jedoch nicht in der Lage gewesen, sofort wieder einen anstrengenden Ritt zu beginnen und wir hatten abgemacht, uns am nächsten Morgen noch mal mit Grizzby zu beraten.. Also packten wir und gingen schlafen.
1. Hithui
Unsere Nachtruhe war nur von kurzer Dauer, denn kaum daß wir eingeschlafen waren, wurden wir von einem gewaltigen Rumpeln und Donnern wieder geweckt. In der Ferne schienen die Berge wie von Feuer wider.
Thorma, Kiret und ich machten uns zusammen mit zwei unberittenen Danak auf den Weg, um nachzusehen. Wir gelangten zu der Stelle, an der wir erst frei Tage zuvor den Eingang zu den Orc-Höhlen verschüttet hatten.
Eine unvorstellbar gewaltige Kraft hatte den Stein zum Glühen gebracht und aus der Öffnung gespien! Überall lagen geschmolzene Felsbrocken herum und der Stein kochte, so daß man kaum bis zum Eingang vordringen konnte. Über dem ganzen Chaos waberte ein Rauch, der das Unheil mit sich zu tragen schien und es waren Trommeln aus der Tiefe zu vernehmen.
Um die Danak zu warnen, kehrten wir zunächst ins Dorf zurück. Thorma und Kiret (dem ich Salih überlassen habe, denn er ist ein hervorragender Reiter) kehrten noch einmal um und beobachteten ein Dutzend Orcs, die aus den glühenden Steinen gekrochen kamen.
Die Danak brauchten diese Neuigkeit nicht abzuwarten. Sie packten ihr Hab und Gut zusammen und zogen noch in der Nacht in ihre Zuflucht, die wohl eine Begräbnisstätte ist. Bis auf ein paar Herdentiere finden hier auch alle Platz, Vorräte sind bereits vorhanden.
Der unverzügliche Aufbruch war geraten, denn noch in der Nacht sahen wir die ersten dreckigen Orcs am Fuße des Hügels herumschnüffeln.
Als endlich die Sonne wieder aufging, machten sich Rustum, Thorma und Grizzby auf, im Dorf nach Orcs Ausschau zu halten. Sie fanden auch welche, die sich in den Hütten vor dem Licht versteckten. Rustum erzählte den verwunderten Danak bei seiner Rückkehr, mit welchem Geschick die „Helden aus Gondor“ den Unholden den Garaus gemacht hatten. Die Leute faßten daraufhin auch etwas Mut, doch der Anblick, der sich uns abends am Fuße der Zuflucht bot war doch zu schauerlich und viele verzagten.
Bestimmt zweihundert Orcs hatten sich unten am Hügel versammelt, unter ihnen ragten einige Trolle auf. Bevor es zum Kampf kam tauchte zu allem Übel auch noch Marranuk Sak Charin in seiner bekannten Gestalt auf und forderte den Pokal von uns. Er hat sich schnell erholt!
Den Pokal haben wir behalten, doch der Kampf war grausig und hielt einige Überraschungen bereit. Ohne Hilfe durch die Ahnen der Danak wäre es uns kaum gelungen den Eingang der Zuflucht zu halten, auch wenn Grizzby tapfer kämpfte und Thorma dem Ruf seines Volkes alle Ehre machte, indem er seine Axt stur gegen alle hob, die sich Einlaß verschaffen wollten.. Doch auch wenn die Orcs vor den Geistern in Panik flohen, wartete unten immer noch der düstere Schatten in ihrer Mitte, der die Luft zu vergiften schien. Uns ergriff eine lähmende Angst vor diesem Uralten Schrecken.
Zum Glück zögerte die finstere Gestalt, die Begräbnisstätte zu betreten und so gelang es uns, unter Aufbietung aller Redekunst und Geisteskraft, sie eine Weile am Eingang zu halten. Der Druck des Unholds wurde jedoch immer schlimmer und so entschied sich Grizzby, den Hinweisen des Schamanen zu Folgen, nach denen wir noch eine Chance hätten. Er gestattete Erarik Wohl, eine dunkle und wilde Seite in ihm zu erwecken. Ich war zu gebunden, um alles mitzubekommen, doch plötzlich tauchte die rasende Gestalt eines Bären neben mir auf - nur Klauen und Zähne - und schlug das Wesen aus Feuer und Dunkelheit in einem schauerlichen Kampf in die Flucht. Wir folgten den Beiden in einigem Abstand und fanden Grizzby, in Menschengestalt, geschunden und verbrannt am Eingang der Orc-Höhle liegend. Wie durch ein Wunder lebte er.
2. Hithui
Wir alle stehen noch unter dem Bann der Ereignisse. Grizzby wird seine Verletzungen überleben. Er ist jedoch sehr niedergeschlagen, denn Erarik ist ihm in seiner Bärengestalt zum Opfer gefallen. Sonst haben die Danak keine Toten zu betrauern, doch der Verlust des heiligen Mannes ist um so schmerzlicher, da die Leute in diesen schlimmen Tagen ohne Beistand sind.
Wir sind auf der Trauerfeier nicht erwünscht, doch Grizzby läßt sich nicht abhalten und wird geduldet.
3. Hithui
Es wird immer deutlicher, daß wir die Gastfreundschaft der Danak nicht länger in Anspruch nehmen sollten. Wir haben ihnen nur Unheil gebracht.
Über unser nächstes Ziel geraten wir in heftige Diskussionen, denn es ist nicht klar, was mit dem Pokal geschehen soll. Vor allem Kiret will ihn zerstören lassen, doch er hat von solchen Dingen ja keine Ahnung!
Da die Spur von Rustums Mutter so heiß ist, beschließen wir zunächst einmal, nach Tul Isra zu gehen, was ich für vernünftig halte.
4. Hithui
Noch am Abend erreichten wir gestern das Vorgebirge. Wir fanden Aufnahme bei einer Stammesabteilung der Ayten. Hier erfuhr Kiret zwar nichts Neues über den Hinterhalt und den Verbleib seiner Verwandtschaft, doch er konnte sich neu ausrüsten und muß nun nicht mehr das Packpferd reiten! Vor uns liegt eine staubige und steinige Wegstrecke.
8. Hithui
Wir sind nun wieder als Handelsreisende unterwegs. Rustum reist unter seinen richtigen Namen, was uns bisher bei zahlreichen Kontrollen noch nicht geschadet hat.
Am Wegesrand sind stets Bettler zu sehen. Überhaupt ist die Stimmung bei den Leuten schlecht und es scheint etwas dran zu sein, daß der Tarb ein Tyrann ist, der das Letzte aus seinem Volk herauspreßt.
10. Hithui
Endlich erreichen wir Tul Isra. Von weitem wirkt alles grün und golden, doch hier ist die gedrückte Stimmung noch deutlicher zu spüren. Überall sind Soldaten.
Rustum hat keine Scheu, offen in die Stadt zu reisen und nach dem Kontor seiner Familie zu fragen. Dort erlebt er eine Überraschung, denn alles ist leer und verrammelt, der Verwalter offensichtlich ausgezogen. Ehe wir uns auf die Suche nach dem Mann begeben, haben wir uns allerdings erst einmal in „Peshtins Arche“ eingemietet.
Der Wirt scheint die Hoffnung, daß dieses trockene Land einmal Wasser sieht noch nicht aufgegeben zu haben. Jedenfalls bucht man mit dem Zimmer auch direkt eine Passage für die große Flut...
Als Kiret diese Geschichte hörte, wurde er ganz aufgeregt und wollte unbedingt mit mir reden. Im Vertrauen zeigte er mir dann ein ererbtes Schmuckstück, eine Muschel. Seit er in ihrem Besitz wäre, träumte er dauernd von einer grünen Insel, die von einer Flutwelle überspült wird. Im Hintergrund seien goldene Gestade zu sehen und die Träume erfüllten ihn immer mit tiefer Ruhe. Natürlich träumt Kiret nicht von diesem Stück vertrockneter Erde, sondern von Numenor. Auch wenn es mir ein Rätsel ist, wie er an diese uralte Erinnerung gelangt ist, soll er sich seine glücklichen Träume bewahren.
Uns wird sicherlich einige Unruhe erwarten, nachdem nun ganz Tul Isra weiß, daß Rustum al Kherad hier ist.
11. Hithui
In der vergangenen Nacht ist etwas schreckliches geschehen! Grizzby verwandelte sich auf einmal wieder in einen Bären und brach aus seinem Zimmer - durch die Wand! - auf die Straße. Ich habe alles genau mit angesehen und konnte dennoch nichts verhindern.
Nun geht das Gerücht in der Stadt, daß in der Nacht eine Frau von einem Ungeheuer scheußlich zugerichtet wurde. Grizzby erinnert sich an nichts! Zudem scheint sich allmählich das Blut derer in seinem Körper breit zu machen, deren Blut in den Pokal gefüllt wurde. Grizzby tut zuweilen Dinge auf eine ihm fremde Art. Das beunruhigt mich sehr.
Ein alter Priester, den wir zu Rate zogen, konnte uns auch nichts Anderes berichten, als daß viele seltsame Kräfte in Grizzbys Geist und Körper wirken. Er meinte es sei gut, das Ritual des Bluttrinkens rückgängig zu machen. Doch wie? Wenn ich nur die geringste Idee hätte...
Rustum hat inzwischen versucht, Kontakte zu Sklavenhändlern aufzunehmen. Heute abend ist er zu einem Geschäftsessen eingeladen. Ich zweifle, daß dieser Weg zum Ziel führt, zumal der Name al Kherad auch hier nicht gerade unbelastet ist, doch Rustum will über seine Methoden nicht diskutieren.
Die einzig erfreuliche Nachricht des Tages ist, daß Kiret zwei Stammesgenossen auf dem Sklavenmarkt entdecken und freikaufen konnte.
Ich mache mir schreckliche Sorgen um Grizzby. Wie können wir nur die folgenden Nächte herumbekommen. Niemand kann den Bären stoppen und ich möchte gar nicht so genau wissen, welche schlechten Angewohnheiten die Leute hatten, deren Blut zu trinken sich dieser dumme Mann nicht verkneifen konnte!
13. Hithui
Es ist schon spät, doch ich will die Ereignisse der letzten Tage noch festhalten. Endlich kommt ein wenig Licht ins Dunkel!
Zum einen ist es Rustum gestern tatsächlich gelungen, seine Mutter freizukaufen. Für den Jungen Satri wollte der Händler Sukul Par einen unverschämten Preis und Rustum hat zunächst auf den Kauf verzichtet. Heute kam indes ein Entschuldigungsschreiben. Es hätte sich bei der Summe um einen Fehler des Schreibers gehandelt. Nun ist auch Satri bei uns.
Rustums Nichte ist bei dem derzeit wenig angesehenen Hofzauberer Kasair untergekommen. Er scheint sie für seine Studien und Experimente zu brauchen, jedenfalls macht er keine Anstalten, das Mädchen herauszugeben. Es gelang uns auch nicht, mit ihr Kontakt aufzunehmen.
Unakaar ist zu persönlichen Unternehmungen aufgebrochen. Die Tatsache, daß er uns kein Sterbenswort über seine Abreise gesagt hat, hat uns doch ein wenig stutzig gemacht und wir folgten seiner Spur. Er hatte eine Nachricht für den Kräuterhändler Samaub Narrett und es stellte sich als glückliche Fügung heraus, daß wir mit dem Mann bekannt wurden. Unakaar ist auf und davon, doch wir sind ein ganzes Stück weiter.
Narrett, der im Übrigen einen hervorragend sortierten Laden hat, ist ein Freund des Karawanenführers und Geschichtenerzählers Garlan Det, mit dem Grizzby inzwischen mehrfach Kontakt hatte.
Dieser kam abends zu uns in die Arche und berichtete, daß er Mitglied einer Art Geheimbund mit dem Namen „Kalas Taibirauk“ (der Sand weht frei!) sei. Er und seine Mitstreiter haben Kenntnis davon, daß Sirayn eigentlich vom Sturmkönig und nicht vom Tayb beherrscht wird. Es geht die Sage, daß der Helm und das Schwert des großen Widerstandskämpfers Obed aus alten Tagen gefunden werden muß, um den Kampf erfolgreich wieder aufnehmen zu können. Das Problem ist wohl, daß alle Expeditionen zur alten Grabstätte Obeds im Berg Ghabaras mit leeren Händen oder gar nicht zurückkehrten.
Kiret mußte erstaunt feststellen, daß seine Mutter offensichtlich auch den Kalas Taibirauk angehörte.
Garlan Det hatte Grizzby zuvor schon von Obeds Helm erzählt. Er vermutet, daß Grizzby mit dessen Hilfe die Geister loswerden könnte, die ihn plagen. Dies ist mehr als dringend, denn in der vergangenen Nacht ist er schon wieder mit zerrissenen Kleidern und Blutspuren auf dem Körper außerhalb der Stadt aufgewacht.
Auch wenn ich kaum auf solche Hilfe zu hoffen wage gibt es somit zwei Gründe, Obeds Stätte aufzusuchen. Die Kalas Taibirauk können sich meiner Hilfe im Kampf gegen den Sturmkönig sicher sein, auch wenn Grizzby nicht geholfen werden kann - und meinem Stillschweigen natürlich auch.
Die Reise wird uns eventuell in Zwergenland führen. Vielleicht gelingt es uns noch in Tul Isra Kontakte zu einigen Zwergen zu knüpfen, denn Thorma hat sechs von ihnen gesehen, die in Ketten auf einer Baustelle arbeiten müssen. Er würde die Leute verständlicherweise gerne in Freiheit sehen und schmiedet auch schon Pläne.
Zum guten Schluß erhielt Rustum auch noch einen Hinweis, daß sich seine Schwester in Tul Harar in den Händen eines Drogenhändlers befinden könnte. Uns hält nichts mehr in Tul Isra!
1. Urui
Kapitän Hallatan hat uns heute wohlbehalten in Pelargir abgesetzt. Während die Gefährten eine Passage nach Bozisha-Dar suchen, habe ich Unterkunft bei einigen freundlichen Elben gefunden, wo ich in Ruhe um Yavannas Segen für die weitere Reise bitten kann.
Leider trennen wir uns hier von Arel-glin Kano, der in Minas Ithil bleiben wird, während wir versuchen wollen, der Familie al Kherad zu helfen. Mögen die Sterne ihm hell leuchten und der Tag des Wiedersehens nah sein.
3. Urui
Abfahrt aus Pelargir auf einem recht tauglichen Schiff. Rustum al Kherad hat im Hafen einen Freund getroffen, der jetzt ebenfalls auf dem Schiff ist. Sein Name ist Unakaar, und er spricht leider kein Westron.
Grizzby hat mir einen Dolch mit eingraviertem Mond und Sternen geschenkt. Die Waffe soll an Narsil erinnern. Ich werde sie bewahren, doch hoffentlich nie gebrauchen.
5. Urui
Thorma behauptet bemerkt zu haben, daß die Mannschaft uns abschätzend und feindselig beobachtet. Ich habe die Augen offen gehalten, doch mir ist nichts aufgefallen. Die Wahrnehmung des Zwerges mag seltsam und seine Einbildungskraft groß sein.
6. Urui
Die Sterne haben verhütet, daß ich blind in das Unglück gelaufen bin. Der Zwerg hatte recht! Als ich in der Nacht den südlichen Sternenhimmel betrachtete, konnte Ich zusammen mit Grizzby die Seeleute belauschen, die offenbar bereits dabei waren, unser Hab und Gut unter sich aufzuteilen und uns in die Sklaverei zu verkaufen. Noch während wir darüber grübeln, was wir tun wollen, hat man uns etwas ins Essen getan! Sharim hat es entdeckt. Nun müssen wir fliehen, koste es, was es wolle!
7. Urui
Wie durch ein Wunder sind wir nach einem Kampf an Bord und Sturm auf der See in einem Fischerdorf gelandet. Ein reicher Kaufmann hat uns aufgenommen und uns (nachdem er das Ziel der Weiterreise kannte) gebeten, seine Tochter im Geheimen mit nach Umbar zu nehmen. Sie soll dort heiraten.
8. Urui
Unsere Sachen sind durchwühlt worden! Der Täter scheint nicht ausfindig zu machen zu sein. Die ganze Angelegenheit ist merkwürdig, doch wir werden morgen mit der Tochter, einer Zofe und vier Wachen des Hauses (auf prächtigen Pferden) aufbrechen.
9. Urui
Wir sind unterwegs von einem Reiter beobachtet worden, doch er ist uns entwischt. Wir sollten auf der Hut bleiben.
Zu allem Unglück ist kaum jemand der Herren in der Lage, mit einem Pferd umzugehen...
10. Urui
In der Nacht sind wir belauscht worden, von jemandem, der sich geschickt angestellt hat. Wir haben ihn nicht bemerkt!
Bei der Rast hat Unakaar festgestellt, daß das Mädchen einen seltsamen Anhänger hat, der ihm Angst macht. Habe mir das Ding angeschaut. Es ist ein tiefroter Stein in Form eines Tropfens, der von einer Art schwarzer Tentakel umklammert wird. In Quenya (!) ist „Blutfrucht“ eingraviert. Schauriges Ding, jedoch perfekt gearbeitet. Das Mädchen sagt, das sei ihr Hochzeitsgeschenk an den Gatten.
11. Urui
Ein schrecklicher Tag! Waren in der Macht schon wieder belauscht worden und haben niemanden entdeckt. Unserer gereizten Stimmung war das nicht zuträglich. Auch auf dem weiteren Weg nach Umbar dauernd unter Beobachtung!
In den Stadttoren Umbars wurde dann das Mädchen aus der Menge heraus mit einem vergifteten Dolch niedergestochen. Ich konnte ihr nicht helfen, und sie ist mir unter den Händen weggestorben.
Wir sind dann von der Stadtwache festgenommen worden und mußten auspacken. Verfluchterweise sind alle wichtigen Namen genannt worden...
Als der Offizier allerdings die „Blutfrucht“ sah, hat es uns schneller aus dem Kerker heraus befördert, als wir hineingeraten sind. Es hat ihn angeekelt, das Ding auch nur zu betrachten.
Mit Sack und Pack hat er uns auf das nächste Schiff nach Bozisha-Dar verfrachtet, wo zum Glück auch Rustum und Unakaar uns finden konnten. Die waren vor den Stadttoren geblieben – klug!
16. Urui
Ich kann es kaum glauben, frei zu sein und nach diesen seltsamen Ereignissen einfach so weiter des Weges zu ziehen. Die Fahrt ist ruhig, doch die Stimmung in der Mannschaft schlecht. Der Kapitän prügelt oft und hart.
18. Urui
Ich habe den Verdacht, daß der Stein den Unfrieden stiftet! Blutfrucht... Was fangen wir nur damit an?
19. Urui
Die schlechte Stimmung droht zu eskalieren. Sharim hat versucht, den Stein zu zerstören, doch er konnte es nicht. In dem Ding wohnt eine große, üble Kraft, und sie kann die Zerstörung verhindern. Um Blutvergießen unter der Mannschaft zu verhindern, habe ich die „Blutfrucht“ in die See geworfen – was ein Fehler war! Wir sind sie los, doch wessen Leben wird sie nun zerstören? Und – sind wir sie los?
22. Urui
Die Stimmung steigt deutlich. Sowohl gutes, als auch schlechtes Zeichen. Wieviel Macht hat dieser Stein?
29. Urui
Nach einer Woche ruhiger Reise (ohne Streit) kommen wir endlich in Bozisha-Dar an. Da Rustum sich auskennt, sind wir gut untergebracht. Haben uns allerdings schon am Abend des ersten Tages in neue Unannehmlichkeiten gestürzt. Eine der sieben Familien versucht einen Mord am Sohn, dem einzigen Sohn, des Familienoberhauptes zu verhindern und die Umstände aufzuklären. Wir haben die Spur aufgenommen, in der Hoffnung, auf Hinweise für unsere eigene Sache zu stoßen.
Vielleicht ist der Gedanke gar nicht so abwegig, denn der Hausherr schien sehr beruhigt über unsere Unkenntnis in Bozisha-Dar zu sein.
Wir haben auch schon kleine Erfolge erzielt, indem wir Hinweise auf einen seltsamen Kult und Verbindungen zu den sogenannten „Wüstenrufern“ im Arbeitszimmer des Mordauftraggebers gefunden zu haben und den Mittelsmann fassen konnten. Das Motiv ist noch im Dunkeln, und auch der Attentäter noch frei – das Leben des Sohnes weiterhin in Gefahr.
Ich hätte gerne mehr Einblick in die näheren Umstände des Auftrags, denn diese Familie stieg auf, als die al Kherads weichen mußten – und sie waren eigentlich nicht die reichsten der drei Bewerber.
30. Urui
Nach dem ereignisreichen Tag haben wir abends im Gasthaus eine Reisende kennengelernt, die offensichtlich Gefallen an Rustum gefunden hat. Er und Grizzby hatten keine Scheu, ihr (nach einer durchzechten Nacht) von unserem Auftrag zu erzählen, und sie hat sofort eingewilligt, uns zu helfen. Lianwen (so ihr Name) ist sympathisch, doch so weit wäre ich am ersten Tag einer Bekanntschaft nicht gegangen!
In ihrem Beisein haben wir weitere Pläne besprochen, um den Mord zu verhindern.
Heute noch wollen wir überall in der Stadt offiziell nach dem Mörder fragen – vielleicht bringt es was, ich glaube es kaum. Morgen soll dann die Schwester unseres Auftraggebers ohne ihren Gatten, aber mit einem großen Weidenkorb, in dem ein Gassenjunge stecken wird, das Haus des Hafenmeisters verlassen. Vielleicht schnappt diese Falle zu – auf jeden Fall werden Grizzby, Sharim und Rustum als Wachen mit dabei sein.
1. Ivanneth
Ich habe die Nacht im Garten des Auftraggebers verbracht, doch mir ist nichts und niemand aufgefallen, der etwa beobachtet hätte, oder ähnliches (Wo bekommt der Mörder nur seine Informationen her?). Selbst nach dem die kleine Karawane der Schwester sich auf dem Weg gemacht hat, konnte ich nichts bemerken.
Unakaar, Thorma und Lianwen sind noch in der Stadt, um die Ergebnisse der gestrigen Umfrage auszuwerten, doch niemand hat wirklich etwas zu sagen. Vielleicht passiert in der Karawane etwas, hier ist alles soweit ruhig.
Wir habe beschlossen, nicht ganz tatenlos herumzusitzen und der Spur mit dem Dämonenkult etwas genauer nachzugehen. Lianwen kann sich erinnern, im Hafen einen Geschichtenerzähler gesehen zu haben, der genau so ein Leder hat wie ich. Wir haben den Kerl auch gefunden, und er hat uns von Razarac erzählt und uns geraten, zum nächsten Treffen der Razarac-Anhänger zu gehen (bei Neumond), wenn wir mehr und Genaues erfahren wollen. War ein ziemlich fanatischer Mann, der sich auch durch Unakaars Speer nicht davon überzeugen lassen auszupacken. Neumond war gerade erst, was wirklich lästig ist.
2. Ivanneth
Nachdem der gestrige Tag ziemlich ereignislos verging, Suchte ich wiederum die Palme im Garten unseres Auftraggebers auf. Und tatsächlich – in der Nacht gab es auf einmal Alarm, daß der Junge weg sei. Ich bin natürlich auf der Stelle ins Gasthaus gelaufen, um den Rest zu alarmieren – und mußte feststellen, daß Lianwen fehlte, einschließlich aller Ausrüstung.
Unakaar wußte irgendwie, daß sie im Hafen sein könnte, und so war es auch. Wir kamen gerade dazu, als eine Zofe aus dem Haus des Hafenmeisters den Jungen an Lianwen und einen Mann, auf den die Beschreibung des Mörders paßte, übergeben wollte. Unakaar tötete die Zofe, und mir gelang es lediglich, Lianwen zu bezaubern, der Mann stand unter einem Schutz. Er versuchte den Jungen umzubringen, und ich merkte, daß Lianwen das verhindern wollte, also löste ich den Zauber. Es kam zum Kampf, wobei auch der Mann schwer verwundet wurde, und Unakaar gerade rechtzeitig Pier erschien, um Lianwen in Schach zu halten.
Es sah so aus, als ob alles glücken würde, da geschah etwas äußerst merkwürdiges: Der Junge erdolchte Lianwen, die ihn hielt – sehr zielsicher. Sie war sofort tot.
Ein merkwürdiges Kind mit sehr merkwürdigen Reaktionen! Leider tötete Unakaar auch noch den Mörder, der uns vielleicht hätte Auskunft geben können. Außer dem Jungen sind alle tot, die etwas über den Auftrag hätten wissen können. Zwar lebt der Junge noch, und unser Auftrag ist erledigt, doch ich zweifle, ob wir etwas Gutes getan haben. Was hat das ganze mit dem Kult zu tun?
3. Ivanneth
Die anderen kehren zurück in die Stadt und sind ebenfalls entsetzt über den Gang der Ereignisse. Vor allem Rustum scheint nicht so einfach über den Tod Lianwens hinweg zu kommen.
Einzige Neuigkeit, die sie mitgebracht haben, ist vielleicht die Richtung, in der eine Schwester Rustums verschleppt worden ist, doch auch dieser Hinweis ist zweifelhaft.
4. Ivanneth
Der Hafenmeister hat uns Unterkunft in seinem Haus gewährt. Er ist glücklich, daß die Gefahr für seinen Sohn gebannt ist und dieser sich so tapfer mit dem Dolch verteidigt hat. Er scheint sich keine Gedanken darum zu machen, warum sein alter (und nun leider auch toter) Freund einen Mörder beauftragt hat. Uns beschäftigt diese Frage um so mehr, vor allem, nach den seltsamen Reaktionen des Jungen!
Um vielleicht noch ein paar Anhaltspunkte zu sammeln, war ich mit Grizzby und Unakaar bei dem Magier, der angeblich ein Freund des Auftraggebers sein sollte. Er schien nicht besonders interessiert und wußte wohl auch nichts, was mit Razarac zu tun hat. Jedenfalls gab er den Anschein. Auch aus unserem Hausherrn ist absolut nichts Neues herauszubekommen.
Interessant könnte lediglich ein Fest werden, zu dem (als Dank) heute eingeladen wurden. – allerdings wohl eher für unsere andere Sache. Slu Carlon lädt zu irgendeinem traditionellen Fest ein. Wir werden hingehen – außer Rustum natürlich.
Nach dem Fest wollen wir dann die Stadt verlassen, um den vagen Spuren von Rustums Familie nachzugehen. Unakaar und er haben eine Karawane organisiert mit einem fähigen Führer. Er steht auf Abruf bereit, was praktisch sein könnte, denn es wäre nicht das erste Mal, daß wir eine Stadt schnell verlassen müssen.
5. Ivanneth
Wir werden vom Hausschneider für das Fest eingekleidet. Habe mich von Rustum noch mal über die politischen Gegebenheiten unterrichten lassen, damit ich morgen abend auch weiß, wen ich vor mir habe.
Sharim und Rustum haben dann auch noch im Heim der Nomaden nach Karawanen geforscht, die um die Zeit, da Rustums Familie verschleppt wurde, mit Sklaven die Stadt verlassen haben. Sie waren auch erfolgreich und unser weiterer Weg wird uns zunächst nach Tresti führen. Gut ein paar Hinweise zu haben. So können wir auch endlich in der Richtung weiter arbeiten, wofür wir in den Süden gereist sind.
Zwar beunruhigt es mich, diese Razarac-Sache auf sich beruhen zu lassen, doch denke ich, daß es für uns nur ungünstig sein kann, in Bozisha-Dar allzuviel Staub auf zu wirbeln.
6. Ivanneth
Am Abend waren wir auf Slu Carlons Fest. Ich habe mich (was nicht schwer war) im Hintergrund gehalten und einfach einmal beobachtet. Slu Carlon ist eindeutig der „Chef“. Alle behandeln ihn mit äußerstem Respekt, ausgenommen von zwei Mitgliedern des Rates. Da war zunächst ein Magier, Herr des Kriegshandwerks, und außerdem Pon Olarti, ehemals gut befreundet mit al Kherad. Erstgenannter wurde von der Gesellschaft gemieden, letzterer mied sie von selbst. Unakaar hat es gewagt, ihn näher anzusprechen, Andeutungen in unserer Sache fallen zu lassen und für morgen ein weiteres Treffen mit ihm zu vereinbaren.
Ein weiterer Gast, der nicht zum Rat gehört, war ein Botschafter aus Tul Isra, mit dem Slu Carlon sich hauptsächlich beschäftigt hat. Tul Isra ist eine unsere heißesten Spuren in Sachen Sklavenkarawane. Rustums Schwester soll dorthin gebracht worden sein. Und in Bozisha-Dar gibt es einen Händler, der ausschließlich Sklaven hier herausbringt, meist wenn ein größeres Kontingent verfügbar ist – keine Zufallsgeschäfte.
Als wir das Fest verließen, bemerkte Unakaar, daß auch der Karawanenführer zu Gast war, den er tags zuvor für uns angeworben hatte. Er schien gut vertraut mit Slu Carlon, denn er blieb noch, als alle anderen gingen.
7. Ivanneth
Unakaar trifft sich wie verabredet mit Pon Olarti. er hat die Karten auf den Tisch gelegt, nachdem er sicher war, daß er keinen Schaden anrichten würde. Auch Pon Olarti ist an der Wiederauffindung der al Kherads interessiert. Er hat seinerseits bereits Nachforschungen angestellt und die Ergebnisse mit Unakaar geteilt. Nun haben wir wenigstens einen Verbündeten in dieser Stadt – auch wenn ihm ziemlich die Hände gebunden sind.
Hinter dem Sturz der al Kherads muß einiges gesteckt haben. Sollen angeblich auch noch Unterstützung aus Sîrayn gehabt haben, um als König auftreten zu können.
Am Abend teilte uns Sharim mit, daß er eine andere Karawane hat aufstellen lassen! Die Kombination Jaeru und Slu Carlon, plus einem Botschafter aus Tul Isra hat ihn sehr beunruhigt. Zudem er den Geschichten der anderen Karawanenführer Glauben geschenkt hat, die nur Schauergeschichten über Jaeru zu verbreiten hatten – welch Wunder. Natürlich werden wir trotzdem mit ihm reisen. Fähig scheint er zu sein, und wenn er ein Feind ist, dann ist es egal, ob er hinter uns oder mit uns ist.
8. Ivanneth
Aufbruch mit Jaeru. Er hat uns sehr gut (für gutes Geld) ausgerüstet. Der Mann ist exzellent ausgerüstet und scheint dem Äußeren nach Elbenblut zu führen. Dem Helm nach zu urteilen, könnte er etwas mit den Wüstenrufern zu tun haben, die nun andauernd unseren Weg zu kreuzen scheinen. Ich bin gespannt auf unsere Reise. Werde ihn im Auge behalten.
15. Ivanneth
Ich befinde mich, nach längerer Reise, in den Gärten von Tresti. Die Stadt ist angenehm ruhig, und es fällt nicht schwer, in diesen wunderschönen Anlagen Kontakt zu Yavanna aufzunehmen. Wir werden übermorgen weiterziehen. Über Jaeru konnten wir uns bis jetzt noch nicht beklagen. Er versteht sein Handwerk und hält sich allem Anschein nach aus unseren Angelegenheiten heraus.
Eigentlich wäre hier der geeignete Ort, um sich noch einmal nach Razarac zu erkundigen, doch ich nutze die Zeit, um mich in den Gärten zu sammeln.
17. Ivanneth
Abritt nach Tul Poac. Rustums Nachforschungen nach Verwandten in Tresti waren erfolglos. Allerdings werden die Zeichen deutlicher, daß wir nach Sîrayn müssen.
22. Ivanneth
Heute tauchen im Laufe des Tages seltsame Sträucher links und rechts der Straße auf. Sie haben lange Dornen und machen einen kranken und irgendwie auch bösen Eindruck. Ich habe solche Pflanzen noch nie gesehen. Je länger wir unterwegs waren, desto dichter wurden die Gebüsche – nur die Straße blieb frei.
Um die Mittagszeit sahen wir am Horizont ein Feuer. Jaeru und ich sahen nach und entdeckten ein Lager von Nomaden. Wir beschlossen, uns offen zu nähern, vor allem, da durch die Sträucher jeder andere Weg ohnehin versperrt war.
Der Stamm war uns zunächst ganz und gar nicht gut gesonnen. Jaeru wurde mit Respekt begrüßt, doch von den Ausländern wollten sie Geld und Pferde als Zoll – auch Rustums Überredungskünste schienen aussichtslos. Unakaar versuchte, das Blatt durch einen Kampf Mann gegen Mann zu wenden, doch er konnte dem Nomaden nicht lange standhalten. Erst Thorma konnte den Mann bezwingen, was uns einen Tee am Feuer der Nomaden einbrachte. Worte scheinen hier nicht zu zählen, nur Taten. Im Laufe des Tages hatten wir dann auch noch genug Gelegenheit, unsere Anerkennung durch Taten zu erringen!
Natürlich kam das Gespräch auf diese seltsamen Sträucher, und die Nomaden berichteten, daß ihr Schamane davon überzeugt sei, daß ein in der Nähe befindliches, unheimliches Grab das Zentrum dieser Wucherei ist.
Wir ritten also hin, und es sah tatsächlich so aus, als ob das Grab ziemlich übel war. Die Türe war von innen geöffnet worden, und ehe wir uns noch genauer umsehen konnten, wurden wir von einem Sanddrachen angegriffen, der in der Senke vor dem Grab lauerte. Mit Mühe und Not schafften wir ihn – gut, daß die Nomaden sich auf ihre Waffen verstehen. Auch im Inneren des Grabes gab es noch untote Wächter, die zu überwinden waren. Unakaar und Thorma gerieten dann auch noch in eine Falle, als sie glaubten, die Hauptgrabkammer gefunden zu haben. Der Zwerg konnte sein Finger nicht von einem goldenem Pokal lassen (der Tand war, wie sich herausstellte...) und löste damit einen Steinblock aus, der den weg zurück abschnitt. Zum Glück konnten wir mit Hilfe des Drachenblutes die Mauer schnell zerstören, und dann nach einigem Suchen auch noch einen geheimen Gang finden. Dort befand sich die richtige Grabkammer. Sie war überwuchert von dem dornigen Gestrüpp. Während wir noch dabei waren, uns genauer umzusehen, stieg aus dem Sarg eine geisterhafte Gestalt, die Grizzby im Geisterkampf besiegte!
All unsere Versuche, das zu verhindern, waren effektlos! Wir beeilten uns, Grizzby zum Schamanen der Nomaden zu bringen (im Grab gab es außer einer Statue auf dem Hügel und dem echten Goldpokal nichts mehr zu finden). Leider konnte der auch nur feststellen, daß Grizzby sozusagen besetzt ist.. Er ist nicht total übernommen worden und ist auch noch handlungsfähig. Vertreiben kann der Schamane den Geist nicht. Das ist ein elender Mist, denn keiner hat eine Ahnung, was dieses Wesen eigentlich ist.
Jedenfalls ist es mit den Sträuchern bald zu Ende gegangen, nachdem dieser Geist aus dem Grab heraus war, was soll das noch werden? Sämtlich Versuche herauszufinden, was es mit dem Goldpokal und der Statue auf sich hat, sind gescheitert.
Während unseres Aufenthaltes im Nomadenlager hat Rustum auf einmal die zweite Frau seines Vaters entdeckt! Als sie ihn erkannte, konnte die Sache nicht geheim gehalten werden. Sie war total aus der Fassung! Natürlich ist nun auch Jaeru nicht entgangen, um wen es sich bei Rustum handelt. Sehr ungünstig! Einige von uns plädieren dafür, ihn umzubringen, doch Rustum entließ ihn aus unseren Diensten. Jaeru versuchte deutlich zu machen, daß er in keinem Falle mit Slu Carlon zusammenarbeitet – und vielleicht glaube ich ihm sogar. Nun allerdings ist er doch nicht mehr in unserer Nähe, und das beunruhigt mich nach wie vor. Ich hätte ihn nicht laufen lassen, auch wenn ich es angeraten fand, offen mit ihm zu reden.
Nun brauchen wir einen neuen Führer – vielleicht ist einer von den Nomaden dazu bereit.
29. Ivanneth
Dank der guten Führung zweier Nomaden kamen wir heute unbehelligt in Tul Poac an.
Mir fällt auf, daß wir schon am Tor beobachtet werden, und kaum, daß wir es uns im Gasthaus „Zum Vierten Huf“ bequem gemacht haben, kommt jemand zum Wirt, der sich nach uns erkundigt. Grizzby und ich konnten den Mann verfolgen und feststellen, daß der Kaufmann Oljek sein Auftraggeber war.
Am Abend wurde uns zu unserer Überraschung eine Einladung zum Abendessen von Oljeks Diener überbracht, die wir nach einigem Zögern auch annahmen.
Bis zum Nachtisch geht alles glatt, auch wenn der Hausherr ziemlich nervös scheint und auch nicht mit der Sprache heraus will, warum er uns eingeladen hat. Im Wasser, was nach dem Nachtisch gereicht wurde, war Gift, doch glücklicherweise warnte uns eine Dienerin, so daß wir unbeschadet davon kamen – nicht so unser Tischherr, der gar nicht Oljek war, wie sich herausstellte, als sich der Echte blicken ließ, nachdem sein Double dem Gift erlegen war.
Der Stadtwache erzählte Oljek, daß er von Jaeru Informationen über uns hat, die besagen, daß wir Intriganten aus Bozisha-Dar sind und ihm Schlechtes wollen. Wir wurden verhaftet und sitzen jetzt im Gefängnis – ich weiß auch nicht, wieso das dauernd passieren muß! Wir haben der Stadtwache genau erzählt, was passierte, nur die Tatsache, daß die Magd uns gewarnt hat, ließen wir aus.
30. Ivanneth
Wir sind heute morgen aus dem Gefängnis frei gekommen, da der Verdacht nicht aufrecht zu halten war – anscheinend hat die Gerichtsbarkeit in dieser Stadt ausnahmsweise wache Gemüter! Es ist uns gelungen, Kontakt zur ehemaligen Handelsvertretung der al Kherads aufzunehmen. Der Mann ist uns wohlgesonnen, und wir sind bei ihm eingezogen.
Ebenso ist es uns gelungen, um Mitternacht noch einmal mit der Dienerin zu reden, die uns gewarnt hat. Oljek selbst hat das Gift ins Wasser getan. Ein Glück, daß sie den Mut hatte, uns zu retten – sie verdient auf alle Fälle die Freiheit, und Rustum will auch auf alle Fälle versuchen, sie raus zu holen. Nebenbei konnte sie uns heimlich auch noch berichten, daß Rustums Mutter für kurze Zeit in Oljeks Haus war, während seine Karawane hier Halt gemacht hat.
Oljek hat sich geweigert, uns noch einmal zu empfangen, dafür scheint sich jemand anderes um so mehr für uns zu interessieren, denn als Rustum heute Nacht vom Geschichtenerzählen zurück kam, folgt ihm eine Leibwache des Poa. Der ist erst heute in die Stadt zurückgekehrt, und ich möchte wissen, was das schon wieder zu bedeuten hat. Wir bleiben nirgends lange unbemerkt.
1. Narbeleth
Heute morgen bekamen wir Besuch aus den Kreisen des Poa. Rustum hat sich länger mit dem Mann unterhalten, der sich sehr für unsere Geschäfte interessierte. Schien ganz in Ordnung zu sein.
Wir haben beschlossen, morgen vor Sonnenaufgang die Dienerin zu befreien und dann die Stadt zu verlassen. Hier können wir nichts mehr ausrichten, und Oljeks Zorn ist uns ohnehin sicher. Der Handelsvertreter der al Kherads wird für uns die Augen offen halten, jetzt nachdem er weiß, nach wem er Ausschau halten soll. Rustums Stiefmutter bleibt bei ihm.
Allmählich wird die Zeit schon wieder enger, denn Jaeru ist vor uns, und ich weiß nicht, wem er noch alles von uns erzählen will. Oljek wird wohl hinter uns sein...
2. Narbeleth
Es war nicht schwierig, die Dienerin aus dem Garten zu „rauben“. Die Torwache hat auch nichts bemerkt.
Bevor wir allerdings aus der Stadt verschwinden konnten, hielt uns der Alte aus dem Haus des Poa auf und überbrachte uns einen Brief von Rustums Schwägerin. Sie lebt im Haus des Poa, und ihr geht es gut. Zum Glück! Wir finden immer mehr der Verschleppten. Hier in Tul Poac gibt es also auch quasi-Verbündete. Das ist beruhigend zu wissen.
3. Narbeleth
Grizzby wollte gestern und heute außer Wasser nichts zu sich nehmen, und ich habe mir schon Sorgen um ihn gemacht! Als wir heute abend am Feuer saßen, eröffnete er uns dann auf einmal, daß er ein Ritual wirken möchte, um dem Geist, der in ihm haust, die Chance zu geben, seine Geistergestalt auf der Geisterebene zu suchen. Wir versuchten es ihm auszureden, doch er schien davon überzeugt zu sein, daß hier die einzige Möglichkeit bestand, den Schamanen in seinem Kopf loszuwerden.
Da wir alle recht halbherzig versuchten, ihn zurückzuhalten, gelang es ihm, uns zu entwischen. Wir haben ihn in der Dunkelheit nicht mehr gefunden, und mir ist gar nicht wohl dabei, wenn ich bedenke, daß er dieses Ritual jetzt alleine wirkt. Selbst wenn es stimmt, was dieser Schamane ihm erzählt hat, los wird er ihn auf keinen Fall, denn der braucht ja auch einen Körper. Hoffentlich finden wir ihn bei Anbruch des Tages!
4. Narbeleth
Eruseidank taucht Grizzby am frühen Morgen von selbst wieder auf. Allerdings hat er dem Schamanen beinahe alle geistige Kraft überlassen, um seine eigene Geistergestalt zu erwecken! Es scheint sich da um einen Bären zu handeln. Die Geschichte, die Grizzby mir dazu erzählt hat, scheint mir seltsam. Ich muß mich unbedingt mit einem Schamanen über die Sache unterhalten. Was hat der Geist getan, damit das möglich wurde?
7. Narbeleth
Nach ziemlich ruhiger Reise kommen wir heute in der Oase Bal an. Grizzby geht es bis auf den Verlust an Geisteskraft ganz gut. Er hat vom Geist einen Hinweis bekommen, wie er die Kraft wieder erlangen kann (nämlich indem er frisches Menschenblut aus dem Kelch trinkt!), und das will mir überhaupt nicht gefallen.
Unter den Gästen befindet sich scheinbar der Steuereintreiber, der von einer Menge Soldaten begleitet wird. Uns ist ein Nomade aufgefallen, der sich das ganze Aufgebot mit besonderer Aufmerksamkeit angesehen hat. Unakaar glaubt fest, daß die Steuerkasse gestohlen werden soll. Mir soll es egal sein, ich genieße die sternklare Nacht.
8. Narbeleth
Leider konnte es keinem von uns egal sein, denn mitten in der Nacht sah ich auf einmal, wie der Torwächter das Tor öffnete und Scharen von Nomaden einließ. Leider konnten wir nicht schnell genug entkommen, und es kam zum Kampf, den wir alle nur mit Mühe und Not überlebten! Schließlich gelang es uns, die Pferde freizulassen und zu fliehen – allen, außer Unakaar, der in der Gewalt der Nomaden blieb. Wir hatten zunächst keine Chance, ihn aus den Händen der Übermacht zu befreien. Dennoch wollen Grizzby und ich auf seiner Spur bleiben, während die anderen den Zuständigen in Rask den Überfall melden wollen (schon, um sich die Obrigkeit warm zu halten). Wir sind alle ganz schön angeschlagen!
– Einige Stunden später: Unakaar ist problemlos aus den Händen der Nomaden freigekommen. Er mußte Blutzoll bezahlen für einen, den er erschlagen hat, doch ansonsten sahen die Nomaden den Kampf eher als Unfall an.
9. Narbeleth
Auf dem Weg nach Rask begegneten wir einer zwei- bis dreihundert Mann starken Armee, die auf dem Weg nach Bal war. Die Nomaden werden sicherlich schon weg sein.
In Rask angekommen entdeckten wir sogleich Jaeru am Tor, der eine „Einladung“ des Sturmkönigs an uns zu überbringen hatte. Einladung bedeutet in diesem Fall unseren Tod bei Nichteinhaltung! Wir haben beschlossen, zunächst so zu tun, als ob wir annehmen, denken allerdings nicht daran, den Befehlen des Dunklen Herrschers zu gehorchen.
Ich habe einem Weisen den Auftrag gegeben, nach dem Namen Marranuk sak Charin zu forschen. Jetzt habe ich mich für ein paar Tage in den Tempel zurück gezogen.
10. Narbeleth
Heute morgen kam Grizzby zu mir und erzählte, daß er und Unakaar tatsächlich Leichenblut aus dem Pokal getrunken haben! Den anderen scheint nicht allzu klar zu sein, was vorgeht.
13. Narbeleth
Während meines Aufenthalts im Tempel haben die beiden unbeirrt weiter gemacht, und ihre Ausstrahlung hat sich stark verändert!
Nachdem mir der Weise auch keinen Aufschluß über den Namen geben konnte, habe ich beschlossen, den Pokal in den größten Tempel der Stadt in Verwahrung zu geben. Ich hoffe, die Priester können gut auf ihn aufpassen. Grizzby und Unakaar werden heute Nacht von uns bewacht.
14. Narbeleth
Am Morgen ist der verfluchte Pokal in Sharims Zimmer aufgetaucht. Unakaar hat zugegeben, ihn dorthin geschafft zu haben, nachdem er zunächst in seinem Zimmer war. Er behauptete, er hätte üble Verleumdung befürchtet. Im Tempel war man außer sich und teilte mir mit, daß jemand mit magischen Fähigkeiten den Pokal entwendet haben muß. Der Geist in Grizzby ist uns allen haushoch überlegen, und ich habe keine Ahnung, was ich jetzt noch unternehmen soll!
Zunächst werden wir jedenfalls in Richtung Gelbe Berge aufbrechen, wo zum einen dieser Sturmkönig wohnt (was uns Jaeru für ein paar Tage vom Hals halten wird) und zum anderen der Stamm der Danak wohnen soll, der sich auf Geister und dergleichen wohl sehr gut versteht. Ich habe keine Ahnung, was uns dort erwartet, aber ich muß alles versuchen, was Grizzby aus dieser Misere heraushelfen könnte.
15. Narbeleth
In der vergangenen Nacht hatten Unakaar und Grizzby schwere Träume, aus denen sie nicht geweckt werden konnten. Am Morgen wußten beide scheinbar nicht mehr von den Dingen, die sie getan haben, doch ihre sonderbare Ausstrahlung hält an. Sehr merkwürdig.
Wir werden übrigens von Jaeru oder einem seiner Art im Auge behalten.
19. Narbeleth
Wir sind bis heute unbehelligt, doch unter ständiger Beobachtung den Siresha hinauf geritten. Wir kommen dem Ziel, das wir niemals erreichen wollen, stetig näher! Darum haben wir uns nun überlegt, daß wir Jaeru loswerden müssen. Rustum will sich krank stellen und wir hoffen, daß Jaeru nachschauen kommt, um zu sehen, was passiert ist. Dann müssen wir ihn überwältigen.
22. Narbeleth
Nun lagern wir schon den dritten Tag mit dem „kranken“ Rustum, und Jaeru hat sich nicht blicken lassen. Dafür tauchten gegen Mittag Soldaten aus dem nahegelegenen Stützpunkt auf, die von ihm beauftragt worden sind, nach uns zu sehen.
Man hat uns in die Garnison mitgenommen, wo Rustum seine Magenverstimmung auskurieren soll. Man hat uns für den Rest unseres Weges eine Eskorte „angeboten“, um sicherzustellen, daß wir auch unbehelligt beim Sturmkönig ankommen – nicht, daß wir (!) dieses Ziel erwähnt hätten! Als wir das freundliche Angebot ausschlagen wollten, verdoppelte der Kommandant die Zahl unserer Begleiter.
23. Narbeleth
Wir sind heute morgen tatsächlich mit zwanzig Soldaten im Gefolge aufgebrochen, deren Kommandant seine Aufgabe, auf uns „aufzupassen“ ziemlich ernst nimmt. Zur Nacht hat er sogar einen Graben ausheben lassen. Grizzby und Rustum haben sich daraufhin die schlechte Laune der Soldaten zu Nutze gemacht, und sie nach einer Abfindung in Goldstücken zur Auflösung der Eskorte gebracht...!
24. Narbeleth
Ungeachtet des tobenden Kommandanten setzen wir über den Siresha und machen uns ohne Eskorte auf den Weg zu den Danak.
28. Narbeleth
Nach vier Tagen Ritt sind wir bei einem Stamm der Danak angekommen und zunächst sehr freundlich aufgenommen worden. Während der Reise war nichts von Jaeru oder sonstiger Verfolgung zu bemerken. Lediglich Grizzbys Geist wollte uns zur Umkehr bewegen. Angeblich gibt es in Tul Isra einen Tempel, wo er von seinem Bann befreit werden könnte. Grizzby scheint ihm auch immer noch zu vertrauen. Zum Glück dürfen wir morgen den Dorfschamanen aufsuchen, der auf einem Hügel wohnt. Der wird hoffentlich endlich helfen können.
29. Narbeleth
Der Schamane (Erarik) hat unsere Geschichte aufmerksam angehört (Unakaar und Grizzby haben eruseidank auch die volle Wahrheit erzählt). Er war sehr in Sorge ob der Stärke des Geistes und der Tatsache, daß Grizzby seine Geistergestalt erweckt hat. Er hat uns Hilfe angeboten und dafür zwei Bedingungen gestellt.
Zum einen sollten wir den Dorfbewohnern helfen herauszufinden, wohin in letzter Zeit die Schafe und deren Hirten verschwinden, wozu wir sofort „ja“ gesagt haben.
Grizzby hat den schwereren Teil erwischt. Er soll als Lehrling beim Schamanen bleiben, um den Umgang mit seiner Geistergestalt zu erlernen. er hatte kaum eine andere Wahl als zuzustimmen.
Während der Schamane sich auf die Vertreibung des Geistes vorbereitet, machten wir uns auf den Weg, um den Spuren der verschwundenen Hirten zu folgen. Wir mußten feststellen, daß Orks die Mörder waren. Es gelang uns, einige Sklaven aus der Gewalt der Orks zu befreien und den Zugang zu dieser Seite des Berges zu verschütten. Die Dörfler werden sich allerdings noch einmal härter mit dem Pack beschäftigen müssen.
Am Abend gelang es dem Schamanen dann auch glücklicherweise, den Geist aus Grizzbys Körper zu verbannen! Leider müssen wir nun wohl von Grizzby erst einmal Abschied nehmen, was ich überhaupt nicht gerne tue! Jedoch müssen wir uns unbedingt weiter auf die Suche nach Rustums Familie machen.
30. Narbeleth
In der Nacht haben wir noch eine Weile zusammengesessen, und mir wurde zunehmend klarer, daß ich Grizzby nur in allergrößter Not hier zurücklassen würde. Er scheint sich jedoch bereits in sein Schicksal gefügt zu haben und folgte dem Schamanen zu später Stunde in seine Hütte.
Heute morgen gab es dann einigen Aufruhr im Dorf, als ein junger Mann verwundet und abgehetzt aus der Bergwildnis erschien. Er berichtete, sein Name sei Kiret, und er gehöre zu einem Stamm der Ayten. Bei dem Versuch, unter der Führung seines Bruders eine Sklavenkarawane zu überfallen, so wie sie es wohl häufiger tun, sei er in einen üblen Hinterhalt geraten.
Die Karawane bestand wohl zu großen Teilen aus Soldaten, und es muß einen blutigen Kampf gegeben haben. Kiret erzählte, daß er von einer Frau namens Iram dar Ani, die ihm den Auftrag gab, die Handelsniederlassung der al Kherads in Tul Isra aufzusuchen und Hilfe zu holen! Bei diesem Versuch hat es ihn in die Berge verschlagen.
Die Nachricht brachte Rustum beinahe aus der Fassung, denn die genannte Dame ist seine Mutter. Er und Kiret waren schon beinahe auf dem Sprung, um sofort nach Tul Isra aufzubrechen. Kiret ist jedoch nicht in der Lage gewesen, sofort wieder einen anstrengenden Ritt zu beginnen und wir hatten abgemacht, uns am nächsten Morgen noch mal mit Grizzby zu beraten.. Also packten wir und gingen schlafen.
1. Hithui
Unsere Nachtruhe war nur von kurzer Dauer, denn kaum daß wir eingeschlafen waren, wurden wir von einem gewaltigen Rumpeln und Donnern wieder geweckt. In der Ferne schienen die Berge wie von Feuer wider.
Thorma, Kiret und ich machten uns zusammen mit zwei unberittenen Danak auf den Weg, um nachzusehen. Wir gelangten zu der Stelle, an der wir erst frei Tage zuvor den Eingang zu den Orc-Höhlen verschüttet hatten.
Eine unvorstellbar gewaltige Kraft hatte den Stein zum Glühen gebracht und aus der Öffnung gespien! Überall lagen geschmolzene Felsbrocken herum und der Stein kochte, so daß man kaum bis zum Eingang vordringen konnte. Über dem ganzen Chaos waberte ein Rauch, der das Unheil mit sich zu tragen schien und es waren Trommeln aus der Tiefe zu vernehmen.
Um die Danak zu warnen, kehrten wir zunächst ins Dorf zurück. Thorma und Kiret (dem ich Salih überlassen habe, denn er ist ein hervorragender Reiter) kehrten noch einmal um und beobachteten ein Dutzend Orcs, die aus den glühenden Steinen gekrochen kamen.
Die Danak brauchten diese Neuigkeit nicht abzuwarten. Sie packten ihr Hab und Gut zusammen und zogen noch in der Nacht in ihre Zuflucht, die wohl eine Begräbnisstätte ist. Bis auf ein paar Herdentiere finden hier auch alle Platz, Vorräte sind bereits vorhanden.
Der unverzügliche Aufbruch war geraten, denn noch in der Nacht sahen wir die ersten dreckigen Orcs am Fuße des Hügels herumschnüffeln.
Als endlich die Sonne wieder aufging, machten sich Rustum, Thorma und Grizzby auf, im Dorf nach Orcs Ausschau zu halten. Sie fanden auch welche, die sich in den Hütten vor dem Licht versteckten. Rustum erzählte den verwunderten Danak bei seiner Rückkehr, mit welchem Geschick die „Helden aus Gondor“ den Unholden den Garaus gemacht hatten. Die Leute faßten daraufhin auch etwas Mut, doch der Anblick, der sich uns abends am Fuße der Zuflucht bot war doch zu schauerlich und viele verzagten.
Bestimmt zweihundert Orcs hatten sich unten am Hügel versammelt, unter ihnen ragten einige Trolle auf. Bevor es zum Kampf kam tauchte zu allem Übel auch noch Marranuk Sak Charin in seiner bekannten Gestalt auf und forderte den Pokal von uns. Er hat sich schnell erholt!
Den Pokal haben wir behalten, doch der Kampf war grausig und hielt einige Überraschungen bereit. Ohne Hilfe durch die Ahnen der Danak wäre es uns kaum gelungen den Eingang der Zuflucht zu halten, auch wenn Grizzby tapfer kämpfte und Thorma dem Ruf seines Volkes alle Ehre machte, indem er seine Axt stur gegen alle hob, die sich Einlaß verschaffen wollten.. Doch auch wenn die Orcs vor den Geistern in Panik flohen, wartete unten immer noch der düstere Schatten in ihrer Mitte, der die Luft zu vergiften schien. Uns ergriff eine lähmende Angst vor diesem Uralten Schrecken.
Zum Glück zögerte die finstere Gestalt, die Begräbnisstätte zu betreten und so gelang es uns, unter Aufbietung aller Redekunst und Geisteskraft, sie eine Weile am Eingang zu halten. Der Druck des Unholds wurde jedoch immer schlimmer und so entschied sich Grizzby, den Hinweisen des Schamanen zu Folgen, nach denen wir noch eine Chance hätten. Er gestattete Erarik Wohl, eine dunkle und wilde Seite in ihm zu erwecken. Ich war zu gebunden, um alles mitzubekommen, doch plötzlich tauchte die rasende Gestalt eines Bären neben mir auf - nur Klauen und Zähne - und schlug das Wesen aus Feuer und Dunkelheit in einem schauerlichen Kampf in die Flucht. Wir folgten den Beiden in einigem Abstand und fanden Grizzby, in Menschengestalt, geschunden und verbrannt am Eingang der Orc-Höhle liegend. Wie durch ein Wunder lebte er.
2. Hithui
Wir alle stehen noch unter dem Bann der Ereignisse. Grizzby wird seine Verletzungen überleben. Er ist jedoch sehr niedergeschlagen, denn Erarik ist ihm in seiner Bärengestalt zum Opfer gefallen. Sonst haben die Danak keine Toten zu betrauern, doch der Verlust des heiligen Mannes ist um so schmerzlicher, da die Leute in diesen schlimmen Tagen ohne Beistand sind.
Wir sind auf der Trauerfeier nicht erwünscht, doch Grizzby läßt sich nicht abhalten und wird geduldet.
3. Hithui
Es wird immer deutlicher, daß wir die Gastfreundschaft der Danak nicht länger in Anspruch nehmen sollten. Wir haben ihnen nur Unheil gebracht.
Über unser nächstes Ziel geraten wir in heftige Diskussionen, denn es ist nicht klar, was mit dem Pokal geschehen soll. Vor allem Kiret will ihn zerstören lassen, doch er hat von solchen Dingen ja keine Ahnung!
Da die Spur von Rustums Mutter so heiß ist, beschließen wir zunächst einmal, nach Tul Isra zu gehen, was ich für vernünftig halte.
4. Hithui
Noch am Abend erreichten wir gestern das Vorgebirge. Wir fanden Aufnahme bei einer Stammesabteilung der Ayten. Hier erfuhr Kiret zwar nichts Neues über den Hinterhalt und den Verbleib seiner Verwandtschaft, doch er konnte sich neu ausrüsten und muß nun nicht mehr das Packpferd reiten! Vor uns liegt eine staubige und steinige Wegstrecke.
8. Hithui
Wir sind nun wieder als Handelsreisende unterwegs. Rustum reist unter seinen richtigen Namen, was uns bisher bei zahlreichen Kontrollen noch nicht geschadet hat.
Am Wegesrand sind stets Bettler zu sehen. Überhaupt ist die Stimmung bei den Leuten schlecht und es scheint etwas dran zu sein, daß der Tarb ein Tyrann ist, der das Letzte aus seinem Volk herauspreßt.
10. Hithui
Endlich erreichen wir Tul Isra. Von weitem wirkt alles grün und golden, doch hier ist die gedrückte Stimmung noch deutlicher zu spüren. Überall sind Soldaten.
Rustum hat keine Scheu, offen in die Stadt zu reisen und nach dem Kontor seiner Familie zu fragen. Dort erlebt er eine Überraschung, denn alles ist leer und verrammelt, der Verwalter offensichtlich ausgezogen. Ehe wir uns auf die Suche nach dem Mann begeben, haben wir uns allerdings erst einmal in „Peshtins Arche“ eingemietet.
Der Wirt scheint die Hoffnung, daß dieses trockene Land einmal Wasser sieht noch nicht aufgegeben zu haben. Jedenfalls bucht man mit dem Zimmer auch direkt eine Passage für die große Flut...
Als Kiret diese Geschichte hörte, wurde er ganz aufgeregt und wollte unbedingt mit mir reden. Im Vertrauen zeigte er mir dann ein ererbtes Schmuckstück, eine Muschel. Seit er in ihrem Besitz wäre, träumte er dauernd von einer grünen Insel, die von einer Flutwelle überspült wird. Im Hintergrund seien goldene Gestade zu sehen und die Träume erfüllten ihn immer mit tiefer Ruhe. Natürlich träumt Kiret nicht von diesem Stück vertrockneter Erde, sondern von Numenor. Auch wenn es mir ein Rätsel ist, wie er an diese uralte Erinnerung gelangt ist, soll er sich seine glücklichen Träume bewahren.
Uns wird sicherlich einige Unruhe erwarten, nachdem nun ganz Tul Isra weiß, daß Rustum al Kherad hier ist.
11. Hithui
In der vergangenen Nacht ist etwas schreckliches geschehen! Grizzby verwandelte sich auf einmal wieder in einen Bären und brach aus seinem Zimmer - durch die Wand! - auf die Straße. Ich habe alles genau mit angesehen und konnte dennoch nichts verhindern.
Nun geht das Gerücht in der Stadt, daß in der Nacht eine Frau von einem Ungeheuer scheußlich zugerichtet wurde. Grizzby erinnert sich an nichts! Zudem scheint sich allmählich das Blut derer in seinem Körper breit zu machen, deren Blut in den Pokal gefüllt wurde. Grizzby tut zuweilen Dinge auf eine ihm fremde Art. Das beunruhigt mich sehr.
Ein alter Priester, den wir zu Rate zogen, konnte uns auch nichts Anderes berichten, als daß viele seltsame Kräfte in Grizzbys Geist und Körper wirken. Er meinte es sei gut, das Ritual des Bluttrinkens rückgängig zu machen. Doch wie? Wenn ich nur die geringste Idee hätte...
Rustum hat inzwischen versucht, Kontakte zu Sklavenhändlern aufzunehmen. Heute abend ist er zu einem Geschäftsessen eingeladen. Ich zweifle, daß dieser Weg zum Ziel führt, zumal der Name al Kherad auch hier nicht gerade unbelastet ist, doch Rustum will über seine Methoden nicht diskutieren.
Die einzig erfreuliche Nachricht des Tages ist, daß Kiret zwei Stammesgenossen auf dem Sklavenmarkt entdecken und freikaufen konnte.
Ich mache mir schreckliche Sorgen um Grizzby. Wie können wir nur die folgenden Nächte herumbekommen. Niemand kann den Bären stoppen und ich möchte gar nicht so genau wissen, welche schlechten Angewohnheiten die Leute hatten, deren Blut zu trinken sich dieser dumme Mann nicht verkneifen konnte!
13. Hithui
Es ist schon spät, doch ich will die Ereignisse der letzten Tage noch festhalten. Endlich kommt ein wenig Licht ins Dunkel!
Zum einen ist es Rustum gestern tatsächlich gelungen, seine Mutter freizukaufen. Für den Jungen Satri wollte der Händler Sukul Par einen unverschämten Preis und Rustum hat zunächst auf den Kauf verzichtet. Heute kam indes ein Entschuldigungsschreiben. Es hätte sich bei der Summe um einen Fehler des Schreibers gehandelt. Nun ist auch Satri bei uns.
Rustums Nichte ist bei dem derzeit wenig angesehenen Hofzauberer Kasair untergekommen. Er scheint sie für seine Studien und Experimente zu brauchen, jedenfalls macht er keine Anstalten, das Mädchen herauszugeben. Es gelang uns auch nicht, mit ihr Kontakt aufzunehmen.
Unakaar ist zu persönlichen Unternehmungen aufgebrochen. Die Tatsache, daß er uns kein Sterbenswort über seine Abreise gesagt hat, hat uns doch ein wenig stutzig gemacht und wir folgten seiner Spur. Er hatte eine Nachricht für den Kräuterhändler Samaub Narrett und es stellte sich als glückliche Fügung heraus, daß wir mit dem Mann bekannt wurden. Unakaar ist auf und davon, doch wir sind ein ganzes Stück weiter.
Narrett, der im Übrigen einen hervorragend sortierten Laden hat, ist ein Freund des Karawanenführers und Geschichtenerzählers Garlan Det, mit dem Grizzby inzwischen mehrfach Kontakt hatte.
Dieser kam abends zu uns in die Arche und berichtete, daß er Mitglied einer Art Geheimbund mit dem Namen „Kalas Taibirauk“ (der Sand weht frei!) sei. Er und seine Mitstreiter haben Kenntnis davon, daß Sirayn eigentlich vom Sturmkönig und nicht vom Tayb beherrscht wird. Es geht die Sage, daß der Helm und das Schwert des großen Widerstandskämpfers Obed aus alten Tagen gefunden werden muß, um den Kampf erfolgreich wieder aufnehmen zu können. Das Problem ist wohl, daß alle Expeditionen zur alten Grabstätte Obeds im Berg Ghabaras mit leeren Händen oder gar nicht zurückkehrten.
Kiret mußte erstaunt feststellen, daß seine Mutter offensichtlich auch den Kalas Taibirauk angehörte.
Garlan Det hatte Grizzby zuvor schon von Obeds Helm erzählt. Er vermutet, daß Grizzby mit dessen Hilfe die Geister loswerden könnte, die ihn plagen. Dies ist mehr als dringend, denn in der vergangenen Nacht ist er schon wieder mit zerrissenen Kleidern und Blutspuren auf dem Körper außerhalb der Stadt aufgewacht.
Auch wenn ich kaum auf solche Hilfe zu hoffen wage gibt es somit zwei Gründe, Obeds Stätte aufzusuchen. Die Kalas Taibirauk können sich meiner Hilfe im Kampf gegen den Sturmkönig sicher sein, auch wenn Grizzby nicht geholfen werden kann - und meinem Stillschweigen natürlich auch.
Die Reise wird uns eventuell in Zwergenland führen. Vielleicht gelingt es uns noch in Tul Isra Kontakte zu einigen Zwergen zu knüpfen, denn Thorma hat sechs von ihnen gesehen, die in Ketten auf einer Baustelle arbeiten müssen. Er würde die Leute verständlicherweise gerne in Freiheit sehen und schmiedet auch schon Pläne.
Zum guten Schluß erhielt Rustum auch noch einen Hinweis, daß sich seine Schwester in Tul Harar in den Händen eines Drogenhändlers befinden könnte. Uns hält nichts mehr in Tul Isra!