Die Bleed Chroniken von James Tiberius de Valera

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Macalla
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Die Bleed Chroniken von James Tiberius de Valera

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Needle, Canyon City, Pactyas (11.8.2015)
Alles ist vorbereitet. Es ist vielleicht die letzte Möglichkeit eine Verbindung zwischen Ambassador Wes Keenley, Sonderbotschafter der Combine, und dem Cronstedt-Konsortium nachzuweisen, jetzt, zwei Tage vor der Wahl der neuen Regierung. Administratorin Cecilia Lin hat immerhin zwei Big Creds investiert um uns in seine Wahlkampfveranstaltung einzuschleusen. Wie viel ist ihr diese Wahl wirklich wert? Und was ist die Quelle ihrer üppigen finanziellen Reserven?

Der Event findet in der Lounge des Needle in der Nähe des Raumhafens statt, 360 Grad Panorama inklusive, exklusive Location. Wir landen auf einer Plattform auf halber Höhe des Turms. Nicht zu übersehen sind die vielen Drohnen der Presse und auch die der Gegendemonstranten, angeführt von Ehi Greenseeker. So schnell die Umweltaktivisten ihre Propaganda mit Holos rund um das Gebäude auch projizieren, werden ihre Drohnen gleich wieder von Störsignalen außer Gefecht gesetzt. Die Security ist glücklicherweise etwas nachlässig, ansonsten hätten es meine kleinen Helfer kaum durch die Sicherheits-Kontrolle geschafft. Die Männer sind zu sehr auf die Suche nach Waffen fixiert.

Etwa 50 Gäste sind anwesend, unter ihnen auch Floyd Wickham, der uns viel zu freundlich begrüßt. Speichellecker! Eros Datenbank-Link fördert einen weiteren Namen zutage, Doug Ford, Volltreffer! Getarnt als Vertreter eines Unternehmens das Minenbetriebe ausrüstet, hält er doch größere Anteile am Cronstedt-Konsortium. Ihm würde eine Regierung unter Cecilia Lin bestimmt große Kopfschmerzen bereiten. Schließlich dürfen auch wir Bekanntschaft mit dem Sonderbotschafter machen. Wickham sei Dank begrüßt er jeden von uns mit Namen. Sein Bodyguard weicht dabei nicht von seiner Seite.

Mit den Gästen die dann eintreffen hatten wir allerdings nicht gerechnet. Noch weniger damit, dass sie überhaupt auf der Gästeliste stehen, wenn man die Bedeutung dieser Veranstaltung für Keenley in Betracht zieht. Doch am allerwenigsten mit den Ereignissen, die ihre Anwesenheit an diesem Abend auslösen würde. Rückblickend hätte ich mir doch eine strengere Sicherheits-Kontrolle gewünscht. Das Blackbeard-Trio von der Queen Anne's Revenge gibt sich die Ehre. Angeführt von Captain John Golden, ehemaliges Mitglied der Special Forces, einem der höchst dekorierten Soldaten der Combine, folgen Marie Fevre und Qt-Krk. Seine Uniform gibt unseren Maßanfertigungen endlich Sinn. Ero begrüßt sie freundlich, doch der Captain scheint nicht er selbst zu sein. Er redet nur davon, dass wir Gegner seien, dass hier kein Platz für zwei Gruppen unseres Kalibers ist, eindeutig die Worte eines Größenwahnsinnigen. Die Stimmung ist aufgeladen, Golden scheint mehr als gereizt, regelrecht aggressiv. Ero und Ari versuchen die Lage zu beruhigen, doch statt Worte lässt John Golden plötzlich Taten sprechen. Mit einem mal hält er ein großes Messer in der Hand. Zugegeben, der Trick mit der Keramik-Klinge ist nicht schlecht. Wir sind ebenso verblüfft wie die Begleiter des Captains. Nur Kodik behält einen kühlen Kopf und stellt sich dem Bewaffneten in den Weg. Mit einer blitzschnellen und gezielten Bewegung rammt Golden dem Tavak die Klinge in die Seite. Das scheint Kodik nichts auszumachen. Mit seinem Arm bricht er das Heft ab. Während Marie Fevre und Qt-Krk versuchen, den außer Kontrolle geratenen Captain aus der Schusslinie zu bringen, nähert sich ein Combat-Shuttle der Queen Anne's Revenge und eröffnet auf der Stelle das Feuer. Mit lautem Klirren zerspringen die Scheiben der großen Panorama-Fenster. Zwei Bewaffnete an Bord feuern Salven aus ihren Disruptoren ab. Erneut ist es Kodik der einen Treffer einstecken muss. Geschickt nutze ich die chaotische Situation aus und kann sowohl dem Blackbeard-Trio als auch Ambassador Keenley einige Snails unterschieben.

Dann muss ich einfach einen Blick in John Goldens Bewusstsein riskieren. Ich sehe einen völlig aus dem Gleichgewicht geratenen, instabilen Geist. Ein ungutes Gefühl sagt mir, dass irgendeine geheimnisvolle, dunkle Verbindung zwischen uns besteht, und ich frage mich tatsächlich, ob ich Schuld an seinem Zustand habe.

Das nächste Ziel der Shuttle-Besatzung ist Keenley. Gemeinsam können sein Bodyguard und Ero ihn in Deckung bringen. Geschützt vom Sperrfeuer nähert sich das Blackbeard-Trio dem Shuttle. Kodik schnappt sich die Waffe eines zu Boden gegangenen Leibwächters und trifft einen Bewaffneten, der daraufhin seinen Disruptor fallen lässt und für einen Moment benommen ist. Auch Ero kann einen Schuss auf das Shuttle abfeuern. Um die Panzerung zu umgehen, setzt er einen Treffer im Inneren. Sofort dringt dichter, schwarzer Qualm aus der getroffenen Stelle.

Kurz bevor die drei das Shuttle erreichen, kann ich erneut in Goldens Geist eindringen. Ich erkenne, dass er bereits früher einer enormen psychischen Belastung ausgesetzt war, seine mentalen Barrieren und Schutzmechanismen sind kaum noch vorhanden. Jeder Psychologe würde bei ihm eine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostizieren. Mir jedoch ist sofort klar, dass sein Zustand eine völlig andere Ursache hat und wir ein gemeinsames, fürchterliches Erlebnis teilen. Der Unterschied ist, dass er zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon seelisch angeschlagen war. Oder es liegt einfach daran, dass er ein Mensch ist. Und plötzlich, als der Captain bereits im Canyon im verschwunden ist, werde ich mir dieser Präsenz bewusst die sich irgendwo in meinem Geist versteckt, die nur darauf lauert mich zu überwältigen um Leid und Unheil anzurichten. Aber ich bin Vas Mal, wir sind stärker!

Die Presse versteht ihr Handwerk. Schon bald nachdem die drei entkommen können, berichtet der Feed wie das Shuttle halb außer Kontrolle in steilem Sturzflug in den Canyon rast. Die Notlandung ist hart, die Besatzung taucht im Wirrwarr der Stadt unter. Auch wir spielen den Medien gezielt einige unserer Aufnahmen zu. Die Quittung für diesen Zwischenfall folgt prompt. Laut neuesten Umfragen hat der Botschafter seinen Vorsprung so gut wie verspielt und liegt nur noch knapp vor Administratorin Lin. Ich hatte mir größere Verluste erhofft.

Keenley und Ford haben sich in der Zwischenzeit in einem Bunker am Raumhafen in Sicherheit gebracht. Der bietet allerdings keinen Schutz vor ungewollter Überwachung. Die Aufnahmen der Snails bestätigen, dass Ford ein Interesse an Keenleys Wahlsieg hat. Leider zeigen andere Bilder, dass das Blackbeard-Trio von der Grasshopper am Raumhafen in Empfang genommen wurde. Andere wiederum präsentieren einen absolut wahnsinnigen John Golden. Ich kann jetzt noch seine Worte hören: „Tötet sie! Tötet sie alle!“

Ero ist schon ein ausgebuffter Mistkerl. Ohne mit der Wimper zu zucken kann er Keenley glaubhaft machen, dass es in seinem Umfeld einen Informanten gibt der für Greenseeker arbeitet, und scheinbar ganz nebenbei fällt auch der Name Wickham. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, fördert er bei ihm einen meiner kleinen Helfer zutage.

Schließlich berichten wir auch Cecilia Lin von den Ereignissen im Needle. Sie ist nicht unzufrieden mit dem Ergebnis. Auftrag erledigt!

Vor unserer Unterkunft wartet dann die nächste Überraschung! Wir werden von einem Schlägertrupp begrüßt, ihre Jao-Tattoos sind nicht zu übersehen. In unserer Unterkunft ist es Boss Nk-Prk der sich uns vorstellt, ein alter, auf einen Stock gestützter Kch-Thk. Sein Angebot lautet, die Nachfolge ihres Ex-Mitarbeiters John Golden anzutreten. Da meldet sich, ein wenig aufgebracht, SPEEDOFLIGHT zu Wort und lehnt freundlich aber mit Nachdruck ab. Wir übernehmen gerne Aufträge für die Organisation, doch für Auftragsmorde stehen wir nicht zur Verfügung. Ich wusste nicht, dass es solch ausgeprägte moralisch-ethische Subroutinen implementiert hat, dennoch muss ich unserem Piloten an diesem Punkt zustimmen. Ero und besonders Kodik, der nach seinem Auftritt in der Pit großen Respekt in gewissen Kreisen genießt, finden wie immer die richtigen und überzeugenden Worte. Nk-Prk scheint damit einverstanden, denn nun sollen wir lediglich dafür sorgen, dass Administratorin Lin die politische Bühne verlässt. Offensichtlich haben sie die Leichen in Keenleys Keller gefunden.

Auch die Jao verstehen ihr Handwerk, aber lange nicht so gut wie ich. Die Verstecke ihrer Snails sind gut, aber nicht wirklich kreativ. Nach langer Diskussion darüber, wie wir denn in nächster Zeit vorgehen werden, einigen wir uns darauf, Cecilia Lin von unserem Treffen mit den Jao zu berichten.
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Re: Die Bleed Chroniken von James Tiberius de Valera

Post by Uthoroc »

Sehr schön und detailliert berichtet! Besten Dank. :) Ich habe mal Leerzeilen zwischen den Absätzen eingefügt - ich finde, das verbessert die Lesbarkeit bei der kleinen Schrift hier im Forum.
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Macalla
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Wüste, Pactyas (28.8.2015)
Sie ist auch ein eiskalter Engel! Diesen Charakterzug hatte ich nicht von ihr erwartet. Und sie ist vorsichtiger geworden. Anders als bei unserem letzten Treffen erscheint sie diesmal mit Verstärkung, versteckt sich hinter einer Holo-Maske, hat ihre Biosignatur verschleiert. Unsere Unterhaltung mit Nk-Prk ist in Windeseile auch bis zu ihr vorgedrungen. Eigentlich wollten wir es sein, die ihr davon berichteten, eine vertrauensbildende Maßnahme.

Nachdem wir unsere Version der Geschichte vorgetragen und gemeinsam die Lage erörtert haben, steht ihr Entschluss fest, fürs Erste unterzutauchen. Sie hatte eine ganz spezielle Vorstellung von ihrem Verschwinden. Nicht heimlich still und leise, ohne Spuren zu hinterlassen, nein, ihr schwebte etwas Dramatisches vor. Eine Entführung, das war ganz nach ihrem Geschmack. Als sie mich um meinen Disruptor bat, ließ eine dunkle Vorahnung mich zögern. Ero konnte ihre Bitte nicht ausschlagen, ich sollte ihn im Auge behalten. Sobald sie die Waffe in der Hand hielt erschoss sie auch gleich einen ihrer Bodyguards. Wie sich herausstellte war er tatsächlich ein Spitzel der Jao, seine Tätowierungen waren nicht zu übersehen.

Canyon City, Pactyas (28.8.2015)
Zurück in Canyon City erreicht mich eine verzerrte, unvollständige Aufzeichnung einer Snail. John Golden wiederholt seine Drohung gegen uns, nichts Neues, bis auf die Qualität unseres Todes. Sein kranker Geist hat aufgerüstet. Diesmal soll es eine Kernwaffe richten, totale Auslöschung, nur Elementarteilchen sollen von uns übrig bleiben, ich fühle mich geschmeichelt. Was wirklich unser Aufmerksamkeit erregt sind Marie Fevres Worte: „Wir müssen dafür sorgen, dass das Paket ankommt.“ Dieses Paket muss wichtig sein! Golden folgt Fevres Vorschlag und beendet zu meinem Bedauern seine fantasievollen Ausführungen über unsere Vernichtung. Jetzt bin ich enttäuscht.

In ein Büro einzubrechen ist eine Sache. Sich im Raumhafen an Bord der Grasshopper zu schleichen um einen Trojaner einzuschleusen eine andere. Das ist diesmal Aris Job. Ausgerüstet mit einer Black Box für den Virus, einer kleinen Holo-Spielerei für bessere Tarnung und einer verschlüsselten Funkverbindung, unterstützt von Eros Ablenkungsmanöver sowie ein wenig Glück, gelingt es ihm tatsächlich, ungesehen den Maschinenraum zu erreichen. Er könnte auch als Dieb Karriere machen, nicht schlecht für einen Menschen.

The Rock, Grasshopper, Orbit von Pactyas, Ende Translicht-Korridor (28.8.2015)
Da wir bereits die Schmuggel-Route der Grasshopper kennen, kann unser Schiff dem Shuttle unentdeckt folgen. Wie erwartet erscheint am Ausgang des Translicht-Korridors auch bald ein privater Frachter, die Robson, zum Rendezvous. Das Andocken dauert nur wenige Minuten. Ari kann glücklicherweise einen Blick in Richtung Frachtraum werfen. Wir sind verblüfft über das was er berichtet. 20 Kobir sind an Bord gekommen, eine von den Mohilar gezüchtete Spezies, Hermaphroditen oder Androgyne, Vermehrung durch genetische Trigger, unselbstständige, unterwürfige, aber zähe Arbeiter ohne freien Willen. Alle schwanger. Seit den Kriegen wird in der Combine heftig über ihre „Existenzberechtigung“ diskutiert. Was sie allerdings extrem wertvoll machen könnte ist die Tatsache, dass in der Feed Gerüchte kursieren, die Kobir könnten sich an die Mohilar erinnern! Wenn das zutrifft, sollten auch wir uns ein Exemplar organisieren. Außerdem ist es eine Information, die auch für die Vas Mal von großer Bedeutung sein könnte, ich gebe sie an unser Netzwerk weiter.

Beim Paket handelt es sich allerdings um jemand anderen, Dr. Ishur, ein Durugh, und Koryphäe auf dem Gebiet Molekulares Design. Schnell sind wir uns einig, dass er angeheuert wurde, um das Problem der Markierungen der Filament-Fäden zu beseitigen. Als er sich beim Captain des Shuttles über die anstrengende und nicht standesgemäße Reise echauffiert zeigt, wissen wir, dass ihn niemand zu diesem Auftrag gezwungen hat. Das kurze Gespräch der beiden fördert einen weiteren Namen zutage, Don Rango Tam, Mensch, ein Jao-Oberboss, mächtiger als Nk-Prk. Er ist die Kontaktperson des Wissenschaftlers.

Nun ist wieder Ari am Zug. Kurz nachdem die Mannschaft den Frachtraum verlassen hat, versucht er bei einem der Kobir das Gerät von Ero zu verstecken. Er redet beruhigend auf die Gruppe ein und es gelingt ihm tatsächlich, die Black Box mit dem Trojaner in letzter Sekunde unter der Kutte eines der Geschöpfe zu verbergen. Er hört wie sich die Tür zum Frachtraum öffnet und kann sich gerade noch rechtzeitig hinter das Holo-Image im Maschinenraum flüchten, bevor die Besatzung ihn entdecken kann. Das war knapp. Erwartungsgemäß übergibt die Grasshopper ihre Ladung der Queen Anne's Revenge, kehrt zurück zum Raumhafen und entlässt Ari wieder in die Freiheit. Das war verdammt mutig von ihm! Ich weiß nicht, ob ich die gleiche Kühnheit dafür aufgebracht hätte.

Kaum ist er wieder an Bord, erhalten wir die Nachricht, dass die Queen Anne den Mond-Orbit verlässt. Wir können sie ausfindig machen, diesmal aber nicht ganz so heimlich wie erwartet. Ihrem aktiven Scan können wir uns nicht entziehen, aber wie immer haben wir ein Ass im Ärmel, Ero's Trojaner. Durch ihn erhalten wir Zugriff auf die Flugpläne der Piraten sowie deren Kommunikations-Logs. Über Funk meldet sich schließlich Blackbeard. Wie überraschend! Und vorhersehbar! Ich hatte auf eine Fortsetzung von Golden's Vernichtungsfantasien gehofft, werde aber erneut enttäuscht. Statt dessen lediglich eine weitere leere Drohung, „Später! Jetzt habe ich zu tun, aber später werde ich mich um euch kümmern. Flieht wenn ihr könnt.“ Kann man so etwas noch ernst nehmen?

Die Daten des Virus zeigen, dass die Kobir mittlerweile auf den Mond gebracht wurden. Die kleine Basis, die unserer Aufmerksamkeit bisher entgangen war, sollten wir noch einmal genauer untersuchen. Später. Das Ziel der Queen Anne's Revenge überrascht uns dann aber doch. Es ist Acheron, der Ort an dem wir die gute alte Jolly Jumper verloren haben. Ich hoffe, dass SPEEDOFLIGHT seine emotionalen Subroutinen ausschalten kann. Es muss schließlich einen alternativen Kurs dorthin berechnen und letzten Endes sogar an den Ort seines bittersten Verlustes zurückkehren.
Macalla
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The Rock, Alte Forschungsstation, Acheron (29.9.2015)
Vor dem Mohilar-Krieg war der Acheron-Nexus wohl der Ort im Reich der Combine, an dem die meisten stabilen Translicht-Korridore zusammentrafen. Es war der Verkehrsknoten. Doch die Zerstörungen und Verwüstungen des Kriegs waren so tiefgreifend, dass viele Korridore destabilisiert wurden. Das haben wir selbst zu spüren bekommen. Es hat uns die Jolly Jumper gekostet, und fast unser Leben. Hier warten wir nun mit herunter gefahrenen Systemen, lautlos im Weltraum. Die Queen Anne's Revenge erscheint auch wie erwartet und verschwindet nach kurzer Kursberechnung in einem weiteren Korridor. Dank Ari's Trojaner kennen nun auch wir den Kurs und folgen ihr.

Über eine Rampe landen wir in einem dichten Nebel. Es dauert ein paar Minuten ehe die Sensoren erstaunliche Daten liefern. Nicht unbedingt die Raumstation ist das Bemerkenswerte an diesem Ort, sondern das riesige, zehntausende Kilometer umfassende dreidimensionale Netz aus Filament-Fäden! Die Enden reichen bis in die Ausgänge der vielen Translicht-Korridore hinein, die an diesem Ort zusammentreffen. Es scheint sich um eine riesige Antenne zu handeln, mit der man, früher wie heute, die Korridore überwachen kann. Die Untersuchung der Proben, die Ero und Kodik genommen haben, verraten uns, dass es vor elf Jahren errichtet wurde, der utopischen Zeit der Combine. Manche der beschädigten Stellen wurden bereits mit dem markierten „Lösegeld“ der Piraten ausgebessert. Über die Raumstation ist nur wenig bekannt. Sie hat keine Markierungen oder Beschriftungen zur Identifikation, außerdem ist sie gut abgeschirmt, es gibt keine Hinweise auf Aktivität. Ein Gerücht besagt, dass sie für illegale Forschungen wie Gedankenkontrolle von der Combine benutzt wurde und damit gegen die eigene Charta verstieß.

Unsere Beobachtungen und Berechnungen ergeben, dass die Station in 46 Stunden von einem instabilen Translicht-Korridor verschluckt wird. Uns bleibt also nicht viel Zeit um ihre Geheimnisse zu lüften. Vorsichtig steuert SPEEDOFLIGHT The Rock durch das Netz. Je näher wir der Station kommen desto desolater wird ihr Zustand. Wir erkennen, dass die drei Ringe dazu dienen das Netz einzuholen, und entdecken auch eine Luftschleuse. Ari und Lin bleiben an Bord unseres Schiffs, der Rest der Crew bildet das Enter-Kommando.

Kein Alarm ist zu hören als wir die Station betreten. Alle Geräte und Terminals sind offline, aber es gibt glücklicherweise künstliche Schwerkraft. Und endlich liefern unsere Scanner auch wieder Daten. Der Maschinenraum leuchtet wie eine Supernova, unser Ziel. Unsere Hoffnung, uns unbemerkt durch die Gänge bewegen zu können, wird jäh enttäuscht, als Kodik ein Geräusch hört. Ich kann noch eine Snail platzieren ehe wir uns in einer dunklen Nische vor zwei bewaffneten Sicherheits-Robotern verstecken können. Wir müssen viele Umwege machen um schließlich die versperrte Tür des Maschinenraums zu erreichen.

Der Trojaner ist so gut programmiert, dass er unbemerkt in die Systeme der Station eindringen kann. So kann uns Ari berichten, dass die meisten Bio-Signaturen wieder an Bord der Queen Anne's Revenge gehen, zwei jedoch auf der Brücke der Station zurück bleiben. Einer ist Dr. Ishur, die andere die angeblich entführte Lady Anu Windwalker. Auch der Maschinenraum steht uns dank des Virus nun offen. In einer Ecke lagern acht deaktivierte Sicherheits-Roboter, und ein Terminal liefert uns viele spannende Informationen: Der verschlüsselte Datenkern ist gigantisch, Hard- und Software ächzen unter einem enormen Wartungsstau, das Netz wird acht Stunden vor dem Hyperraum-Sprung eingezogen, die Sprungvorhersage liegt aktuell bei 7,34% Risiko, die Roboter werden von der Brücke aus kontrolliert. Unser neues Ziel.

Als Ari den Eingang öffnet ist Lady Windwalker einigermaßen überrascht. Ero nimmt all seinen Charme zusammen um sie zu begrüßen, doch als Antwort befiehlt sie den vier Sicherheits-Robotern uns auszuschalten. Kodik und SPEEDOFLIGHT riskieren Kopf und Kragen als sie zwei von ihnen erledigen, während Dr. Ishur hinter einer Wand verschwindet. Ich kann endlich mal das Zubehör meines Disruptors testen. Mit dem Crick-Cracker entledige ich sie ihrer Popper, und mit dem Aversionizer wird Feind zu Freund. Hoffentlich! Der zweite Schuss verfehlt sein Ziel nicht, in doppelter Hinsicht. Sie deaktiviert die Roboter.

Ich weiß nicht ob ich ihre Geschichte glauben soll. Wie findet man eine Raumstation die nicht gefunden werden will? Und trifft dann zufällig auf die Jao um anschließend mit ihnen zusammenzuarbeiten, freiwillig gezwungenermaßen? Den Datenkern entschlüsseln? Das Geheimnis des Bogey Conundrums lüften? Während mir die all diese Fragen durch den Kopf gehen verdunkelt sich langsam die Sonne...
Macalla
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The Rock, Alte Forschungsstation (27.10.2015)
Es ist nicht lustig wenn im All die Technik versagt! Energieversorgung, Lebenserhaltung, künstliche Schwerkraft, Kommunikation, Sensoren, die komplette Station ist offline, ebenso unsere Waffen. Während ich Lady Windwalker beobachte, die bewusstlos durch den Raum schwebt, entscheide ich für mich, dass das hier kein Zufall ist. In dem Moment, als wir dem größten Geheimnis des Universums immer näher kommen, verdunkelt sich ein Roter Riese? Das ist wohl ein Scherz! Zum Glück dauert der Effekt dieses mal nur ein paar Minuten, und ich bin optimistisch, dass wir die wichtigsten Systeme wieder hochfahren können. Hoffentlich ist der Computerkern noch intakt, er kennt vielleicht alle Antworten. Doch zuerst muss ich Anu Windwalker befragen. Sie weißt keine äußerlichen Verletzungen auf, ist aber noch immer nicht aufgewacht, das macht es einfacher. Als ich ihr Bewusstsein erreiche erkenne ich die Balla, doch auch noch etwas Fremdes, etwas Dunkles. Im gleichen Moment greift ihre Hand nach meinem Arm und sie öffnet die Augen. Ich sehe die Schwärze, kann sie sogar fühlen, wie spitze Pfeile die versuchen sich in meinen Verstand zu bohren. SPEEDOFLIGHT beendet die Szene mit einem Tritt gegen ihren Kopf.

Ero und Kodik machen sich schwebend auf den Weg zum Maschinenraum. Manche Bereiche der Station weisen merkwürdige Deformationen auf, Verwerfungen und Verzerrungen, für die es keinerlei vernünftige Erklärung gibt. Der Reaktorraum scheint allerdings nicht betroffen zu sein. Ero macht sich gleich an die Arbeit und versucht die Notsysteme zu starten, während Kodik den schleifenden Geräuschen auf den Grund geht. Mit einem Rohr bewaffnet erkundet er die Gänge. Was er dann entdeckt war mal ein Sicherheits-Roboter. Wie ein Verwundeter, der humpelnd ein Bein hinter sich her zieht, bewegt sich die grotesk verformte Maschine durch die Dunkelheit, obwohl auch sie offline ist. Sie hat keine Energie, die Kontrolllampen sind erloschen, man hört nicht die typischen Geräusche der Servomotoren. Wer oder was treibt sie an? Naniten? Kodik stößt sich von der Wand ab und fliegt wie ein lebendiges Geschoss auf den Roboter zu. Die deformierten Arme der Maschine sind scharf wie Messer und zusätzlich mit Dornen besetzt, doch den tapferen Tavak scheinen die Verletzungen die er dadurch erleidet nicht zu stören. Mit gezielten Hieben trennt er zunächst einen Arm ab, den er sogleich gegen das Rohr eintauscht, schlägt dann immer weiter auf den Roboter ein bis er schließlich nur noch ein lebloser Klumpen Metall ist. Ero ist so sehr in die Arbeit im Maschinenraum vertieft, dass er kaum mitbekommt was um ihn herum geschieht. Irgendwann vernimmt auch er die metallisch schleifenden Geräusche und erblickt den zweiten Sicherheits-Roboter, ebenso deformiert wie der erste, dieser aber mit gleich vier messerscharfen Armen. Im letzten Moment kann Ero seinen Disruptor reaktivieren und einen Schuss abfeuern. Die Maschine scheint wenig beeindruckt und wirft mit einem ihrer Arme, streift den Balla aber nur. Mit dem zweiten Schuss trennt er eines der Beine ab. Mittlerweile ist auch Kodik zurück. Mutig stürzt er sich auf die Maschine, und mit all seiner Kraft zerquetscht und zerreißt er sie in Stücke.

Auch Ari und Administratorin Lin sind nicht untätig. Gemeinsam gelingt es ihnen, ein System des Schiffs nach dem anderen wieder hoch zu fahren. Da sie die Forschungsstation nicht über Funk erreichen können, versuchen sie es mit Morsen mit Hilfe von Lichtsignalen. Doch wir sind zu beschäftigt, um diese zu registrieren.

Der Anblick des zerstörten Roboters sollte Ero eigentlich einen Moment der Ruhe verschaffen, doch es kommt völlig anders. Auf irgendeinem geheimnisvollen, mysteriösen Weg wird ihm der Zustand von Lady Windwalker bewusst und er verliert von einem Augenblick auf den anderen seine emotionale Stabilität. Scheinbar unkontrolliert schlägt er auf die Konsolen im Maschinenraum ein. Selbst Kodik gelingt es nicht ihn zu bremsen. Beim Versuch Ero festhalten verpasst ihm der Balla mit dem Ellbogen eine blutige Nase. Trotz seines Gefühlsausbruchs arbeitet Ero weiter daran, die System der Station in Gang zu bringen, nur eben auf eine etwas andere Art und Weise. Anstatt einen Knopf mit dem Finger zu drücken schlägt er mit der Faust darauf ein. Das Ergebnis ist, dass Notenergie sowie Lebenserhaltung wieder funktionieren und die künstliche Schwerkraft sich bei 50% einpendelt.

Mit der Zeit gelingt es uns, die Technik Stück für Stück wieder zu reaktivieren, Kommunikation, Teather sowie unsere Waffen funktionieren wieder. So erfahren wir von Ari, dass auf der Station auch weiterhin merkwürdige Dinge vor sich gehen. Während in den meisten Bereichen eine Temperatur von 12°C herrscht, ergeben die Scans vom Schiff aus, dass der Computerkern bereits eine Temperatur von 17°C aufweist und sich weiter kontinuierlich erwärmt, was letzten Endes zur Zerstörung sämtlicher Daten führen wird, eine Katastrophe! Ero soll den Hauptreaktor hochfahren und Kodik sich um den Computer kümmern. Mit seinem Disruptor als Skalpell gelingt es dem Tavak tatsächlich, Dateneinheiten vom Kern zu trennen und so deren totale Vernichtung zu verhindern.

Als ich mit meinem Teather nach Biosignaturen scanne um den verschwundenen Dr. Ishur ausfindig zu machen, liefert mir mein Gerät dermaßen eigenartige Werte, dass ich zunächst von einer Fehlfunktion ausgehe. Die gesamte Station eine einzige Lebensform? Kann das sein? Doch dann wird mir bewusst, dass die Daten vollkommen korrekt sind. Und Anu Windwalker ist der Schlüssel dazu. Erneut gelingt es mir eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Doch ich kann keine Balla mehr entdecken, sondern nur noch ein einziges gewaltiges fremdes Bewusstsein. Es hat nicht nur von Lady Windwalker Besitz ergriffen, sondern von der gesamten Station! Es ist verantwortlich für all die unerklärlichen Ereignisse. Entsetzt breche ich den Kontakt ab, gerade rechtzeitig um mitzubekommen wie ein deformierter Durugh SPEEDOFLIGHT verletzt und wieder durch eine Wand verschwindet. Das muss mal Dr. Ishur gewesen sein. Er kann zwar durch Wände gehen, sieht aber nicht wie ich meinen Disruptor ziehe, ich bin vorbereitet. Erneut erscheint er auf der Brücke, doch ehe er sich orientieren kann, trifft ihn mein gezielter Schuss. Verwundet zieht er sich zurück. Und ich weiß auch wo. Im Labor treffen wir aufeinander. Mit einem messerscharfen Knochen, der aus seinem Arm herausgewachsen ist, fügt er mir zwar eine tiefe Schnittwunde zu, doch nach einem erneuten Treffer meines Disruptors sackt er leblos zusammen.

Ich entscheide mich der Crew zu berichten. Als sie alle auf der Brücke eingetroffen sind, erzähle ich ihnen von meiner Entdeckung, und dass ich es als sinnvoll erachte, die Station umgehend zu verlassen. Während meine Worte verhallen und ich in die fragenden Gesichter meiner Freunde blicke, öffnet Lady Windwalker die Augen und spricht zu uns: „Wir sind Mohilar!“
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Die Bleed Chroniken von James Tiberius de Valera

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The Rock, Alte Forschungsstation (10.11.2015)
In dem Moment als ich diese Worte höre keimt eine Hoffnung auf, dass Mohilar vielleicht die Antworten kennt, einen Weg zurück in eine fast göttliche Existenz gepaart mit einem uneingeschränkten Bewusstsein, zurück zu Vas Kra. Aber schon bald weiß ich, dass Mohilar nur ein Ziel verfolgt: Überleben, und das um jeden Preis! Wir haben es in die Enge getrieben, aber es ist weder hilflos noch wehrlos, sondern gefährlich. Und wir sind ihm ausgeliefert, ebenso diese Station. Diese Tatsache wird mir bewusst als sich Ari meldet und berichtet, dass sie ihre Form ändert, zwar langsam und mit bloßem Auge nicht sichtbar, sondern nur für die Scanner, aber dennoch kontinuierlich. Auch die Meldungen von Ero sind alarmierend. Die ganze Station, auch wir, ist mit Naniten verseucht. Diese wurden von Mohilar umgeformt, umprogrammiert und versorgen es mit Energie, welche die Nanobots uns entziehen. Kein sehr angenehmer Gedanke.

- - -

Ero's Entscheidung
Mohilar ist mächtig, steckt voller Rätsel und wahrscheinlich auch voller Antworten, doch es ist gefährlich, viel zu gefährlich. Außerdem hat es Anu Windwalker auf dem Gewissen. Das kann ich ihm nicht verzeihen!

...
Überall diese Naniten, Mohilars Augen, Ohren und Hände, Mohilars Werkzeuge. Wenn ich diese Station vernichten will, dann muss es subtil geschehen. Es darf nicht wissen, nicht einmal ahnen, was passieren wird.
...
Geschafft, der Hauptreaktor läuft endlich wieder. Eris, bist Du da? Gut. Auch wenn die KI nur mit 50% ihrer Leistung arbeitet und mittlerweile von fremden Code-Segmenten umgeschrieben wird, kann ich mit ihrer Hilfe Hyperraum-Antrieb und Reaktor so manipulieren, dass von dieser Station nur noch Elementarteilchen übrig bleiben werden.

- - -

Ist Mohilar in der Lage uns zu kontrollieren? Diesen Eindruck habe ich mittlerweile, denn jeder kocht sein eigenes Süppchen, jeder geht seinen eigenen Interessen nach. Bisher hatten wir uns immer abgesprochen, unsere Aktionen koordiniert und aufeinander abgestimmt. Und jetzt? Ero ist alleine im Maschinenraum, SPEEDOFLIGHT möchte am liebsten den ganzen Laden in die Luft sprengen, Ari und Kodik suchen nach Mitteln und Wegen der Station mit den Waffen unseres Schiffs möglichst viel Schaden zuzufügen, während ich versuche mit Mohilar zu kommunizieren. Niemand beachtet es, jeder betrachtet es als Bedrohung. Als ich frage was es will erhalte ich keine Antwort, sehe jedoch wie der Körper von Lady Windwalker samt ihrer Kleidung mit dem Stuhl verschmilzt auf dem sie sitzt. Zu allem Überfluss erscheint noch ein fremdes Schiff am Rand des Nebels, Sherlock-Klasse, kein Transponder. Allen Warnungen Aris zum Trotz, dass wir uns einer Klasse K-Kreatur konfrontiert sehen, verharrt das Schiff auf seiner Position.

Ero hat es tatsächlich geschafft den Hauptreaktor hochzufahren. Das Ergebnis ist, dass sämtliche Konsolen auf Brücke plötzlich leuchten wie der Sternenhimmel in einer mondlosen Nacht in der Wüste. Warnungen und Alarmsignale wohin man auch sieht, wir ignorieren sie beflissentlich. Es gelingt uns die Sequenz für das Einholen der Antenne zu starten. Leider kann ich nicht erneut mit Mohilar in Kontakt treten, kein Wort kommt mehr über Windwalkers Lippen. Das und die Tatsache, dass diese Station bald in einem Hyperraumfenster verschwindet sowie der relativen Wahrscheinlichkeit, dass der Sprung in einer Katastrophe münden wird (sie lag zwischenzeitlich bei 86%), lassen uns keine Wahl als möglichst zügig auf unser Schiff zurückzukehren, zusammen mit einer Spule Filament-Fäden sowie einem Kubikmeter Speicherkristalle. Wir nutzen das Shuttle als Quarantäne-Station und die Strahlung des Antriebs, um uns der Naniten zu entledigen. Bei der Behandlung der Spule ist Ero erfolgreich, doch als wir uns dann im Maschinenraum versammeln, muss sich Ero bei der Kalkulation für unsere Prozedur ein wenig verrechnet haben. Wir erleiden dermaßen massive Strahlenschäden, dass es sogar den mächtigen Kodik umhaut und er bewusstlos zusammenbricht. Glücklicherweise ist die Krankenstation gut ausgerüstet und wir sind bald wieder auf den Beinen.

Zum angekündigten Zeitpunkt öffnet sich der Translicht-Korridor. Ein Netz zuckender Blitze umgibt die Station und lässt den luftleeren Raum um sie herum erglühen. Von einem Moment auf den anderen verschwindet sie im Portal. Im letzten Augenblick, kurz bevor der Korridor sich wieder schließt, zeigen die Sensoren Energiewerte an die sämtliche Skalen sprengen und die am ehesten zu einer gigantischen Explosion passen. Ob Mohilar erfolgreich war? Wir werden es nicht folgen.

Braucht die Crew ein neues Schiff, eines mit ausreichend Feuerkraft um auch mal dem Gegner einen Schuss vor den Bug zu verpassen? Oder braucht unser Schiff eine neue Crew, eine die nicht sofort die Waffen streckt und sich dem Feind kampflos ergibt? Seit wann fürchten wir uns vor Scannern und Sensoren! Genau bei dem Punkt sind meine Kameraden plötzlich wieder einer Meinung. Anstatt uns der Konfrontation zu stellen, liefern wir uns den Jao erneut ans Messer. So gelangen wir schließlich nach Neu-Theben, einem Planeten der unter Eigenverwaltung registriert ist. Unzähligen Satelliten im Orbit sollen dafür sorgen, dass kein ungebetener Besuch die Oberfläche erreicht. Wir landen das Shuttle auf einer Ebene, aus der mehrere große Pyramiden in die Höhe ragen. Eine wird gerade neu errichtet, ohne den Einsatz von Maschinen oder irgendwelcher Technologie, alleine mit der Muskelkraft von hunderten Kobir. Dabei ist es hier so unerträglich heiß, dass man kaum zu atmen wagt. Meine Weigerung, den Disruptor auf den Boden zu legen, endet zwar ein wenig schmerzhaft, aber ich habe Stellung bezogen. Ich hätte als erster abdrücken sollen.

Wir werden in eine der Pyramiden und einen Raum geführt, wo uns eine erfrischende Kühle erwartet. Dort sollen wir uns ausruhen, und träumen in den wenigen Stunden Schlaf von Schatten. Die einfache Kleidung, die für uns bereit gelegt wurde und die hier alle tragen, ist zwar nicht besser oder schlechter als meine Kutte, aber sauberer. Gemeinsam mit einem Kch-Thk als Herold sowie sechs Bewaffneten werden wir schließlich zu Pharao Hatschepsut geführt, der uns nun zu sehen und zu sprechen gedenkt. Ein großer heller Saal mit durchsichtigen Wänden, die das Licht aber nicht die Hitze hereinlassen, erwartet uns. Hoch über unseren Köpfen scheint die Spitze der Pyramide zu schweben. Aus einem Pool erhebt sich Pharao Hatschepsut, der sich mittlerweile in eine Frau verwandelt hat. Nackt wie die Götter sie schufen, ohne Scham und Jao-Tätowierungen entsteigt sie dem Becken, ein Handtuch und ein Umhang werden gereicht, ihr Kopf mit einer kleinen Krone verziert. Ich bin wohl zu naiv anzunehmen, dass Monarchien nicht mehr zeitgemäß sind. Aber ich muss zugeben, dass sie ein beeindruckendes Individuum ihrer Spezies ist. Alle Anwesenden haben sich zu Boden geworfen, nur wir machen eine Ausnahme, ein Knie ist völlig ausreichend. Scheinbar amüsiert über uns, lauscht sie aufmerksam unseren Berichten über die Ereignisse auf der Station, die wir mit Teather-Daten sowie anschaulichen Holo-Bildern vervollständigen. Ich hoffe wir konnten sie davon überzeugen, dass nicht wir für das Chaos und den Verlust verantwortlich sind.
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Re: Die Bleed Chroniken von James Tiberius de Valera

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Macalla wrote:Braucht die Crew ein neues Schiff, eines mit ausreichend Feuerkraft um auch mal dem Gegner einen Schuss vor den Bug zu verpassen? Oder braucht unser Schiff eine neue Crew, eine die nicht sofort die Waffen streckt und sich dem Feind kampflos ergibt?
Die Meinung des Stratco (Kodiks Antwort)

Das die "Rock" nicht die Qualitäten der zerstörten "Jolly Jumper" besitzt, ist eine jedem Crewmitglied bekannte Tatsache. Die Option, ein neues Schiff erwerben zu können, gehörte ja auch zu den wichtigsten Motivationen, einen Auftrag der Combine angenommen zu haben, mit dem wir uns derart exponieren.

Auch wenn es sicherlich wünschenswert wäre, ein anderes Schiff zu besitzen, welches den Fähigkeiten der "Jolly Jumper" entspricht, oder
diese übertrifft, so muss man Entscheidungen, wie jene, keine Schiff-zu-Schiff-Auseinandersetzung mit den Jao geführt zu haben, vom Ist-Zustand aus betrachten: Der "Rock" ist kein Schiff, mit dem ein derartiges Gefecht geführt werden kann! Da ein Feuerkampf mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit schwerer Beschädigung bis hin zu einem erneuten Totalverlust geendet hätte, dabei Leben und Unversehrtheit der Crew in höchstem Maße gefährdet worden wären, war die getroffene Entscheidung in der gegebenen Lage sinnvoll und alternativen Szenarien vorzuziehen. Der Umstand, dass die Crew erneut in die Hände der Jao geraten ist, ist unerfreulich, aber bietet Lösungsansätze. Diese wären bei einem Totalausfall des "Rock" nicht gegeben.

Den positiven Fall angenommen, dass die Crew die derzeitigen Ereignisse übersteht, und sich in der Lage sieht, ein neues Schiff zu erwerben,
weise ich auf folgenden Umstand hin: Ein Schiff mit einem hohen Maß an Feuerkraft, Defensive, Schnelligkeit und Ladekapazität erfordert einen
beträchtlichen Upkeep! Nicht ohne Grund befinden sich solche Schiffe im Regelfall in der Trägerschaft von Organisationen. Doch selbst die Combine sah sich bekanntlich in der Bleed nicht in der Lage, die erforderliche Logistik aufrechtzuerhalten, zog sich daher in die Kernwelten zurück.

Der Spagat zwischen dem Wünschenswerten und dem Machbaren wird für unsere Crew immer bestehen bleiben. Falls wir ein Schiff mit größeren Möglichkeiten führen, zwingt uns allein der erhöhte Upkeep entweder dazu, permanent Aufträge anzunehmen, oder uns in den Dienst einer Organisation zu stellen, welche diese Kosten übernimmt. Damit würden wir wahlweise Angestellte oder Söldner, Entscheidungsspielräume gingen uns verloren. In jedem Fall sehe ich als Stratco, der sich mit jedem denkbaren Szenario eines Raumkampfes schon aufgrund seiner Verantwortung beschäftigt, einen solchen nahezu immer als letzte Option, wenn sich andere Möglichkeiten nicht ergeben oder bereits ausgeschöpft sind!

Die Handlungsweise, den Jao ohne eine vorangegangene Auseinandersetzung gefolgt zu sein, war sinnvoll und einer aussichtslosen Konfrontation
vorzuziehen. Wir leben und haben ein Schiff. Weiteres ergibt sich!
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Macalla
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Die Bleed Chroniken von James Tiberius de Valera

Post by Macalla »

Neu-Theben (11.11.2015)
Ero wähnte seinen Tether eigentlich frei von Mohilar-Viren, nachdem er alle Daten vom Gerät gelöscht und einen System-Neustart durchgeführt hatte. Trotzdem entdeckt er nach kurzer Zeit erneut fremden Code im Speicher, die Fragmente eines hochkomplexen und äußerst effektiven Infiltrations-Programms. Nach sorgfältiger Analyse seiner selbst und der Logs des Tethers kommt er zu dem Schluss, dass er der Autor sein muss, hat aber keinerlei Erinnerungen an diese Arbeit. Irgendetwas oder irgendwer tief in seinem Unterbewusstsein scheint dafür verantwortlich zu sein.

Den kleinen Ausflug zur „Rock“, um den von uns geborgenen Speicherkristall auf die Planetenoberfläche zu bringen, nutzt SPEEDOFLIGHT dazu, einen Notruf an Agent Santos zu schicken, vorbei an allen Störsignalen der Jao. You can't stop the signal! Das geschützte Labor, in welches die Überreste des Speicherkerns der Raumstation gebracht werden, ist der neuste Schrei, für Geld nicht zu kaufen, Combine-Technologie, Prototypen. Die Jao haben ihre Finger in den höchsten Führungsebenen.

Erneut verdunkelt sich die Sonne, ein weiterer Ashen Stars Effekt sorgt für einen totalen Zusammenbruch der Energieversorgung in Neu-Theben. Und zu neuen Erkenntnissen was die Zerstörung der Raumstation angeht: Eine Klasse K-Entität hat auf unbekanntem Weg die Kontrolle übernommen und die Systeme so manipuliert, dass die totale Annihilation unausweichlich wurde.

Während die Systeme eines nach dem anderen wieder hochgefahren, machen Kodik und SPEEDOFLIGHT eine ausgedehnte Spritztour in die Wüste. Neben Neu-Theben gibt es fünf weitere Pyramiden-Komplexe sowie eine Hüttensiedlung der Kobir am Fluss im Tal, doch beider Interesse gilt einer einzelnen Pyramide, die einsam und verlassen mitten in der Wüste steht, der Sockel bereits von Sand begraben, und die auf keiner Karte verzeichnet ist. Der Tavak beschließt die Nacht hier draußen in seiner natürlichen Umgebung zu verbringen und das Bauwerk näher zu untersuchen. Es ist übersät mit altirdischen Inschriften, die eine deutliche Sprache sprechen: Warnungen und Todesdrohungen, Flüche und böse Zauber. Doch die haben uns noch nie davon abgehalten, den Dingen auf den Grund zu gehen. Und tatsächlich macht Kodik zwei Entdeckungen. Zum einen ist die Pyramide auf Sand gebaut, zum anderen entdeckt er den Spalt einer Luftschleuse.

Die Abwesenheit des Tavak findet keinerlei Erwähnung als wir beim Abendessen von Toth begrüßt werden. Dafür enthalten die Speisen heute eine ganz besondere Zutat: Viroware! Trotz Neutralisierung durch Cybe-Technologie rührt sie niemand von uns an. Später versucht Hatschepsut persönlich meine Neugier nach Informationen über Vas Kra für sich auszunutzen und mich auf ihre Seite zu ziehen, doch ich lehne dankend ab.
Kodik hat die Nacht dazu verwendet, die verlassene Pyramide eingehender zu untersuchen und berichtet uns am nächsten Morgen von seinen Schlussfolgerungen. Er hält sie für ein Raumschiff, gut genug um von diesem Ort zu flüchten. Wir verabreden uns für den Nachmittag, er wird auf uns warten.

Bevor wir uns mit den Flitzern auf den Weg machen, lässt Ero den Virus von der Leine, Codename Anubis, ohne zu wissen welchen Schaden er damit anrichtet. Wir hinterlassen verbrannte Erde. Über das Verkehrsleitsystem nähern wir uns dem Treffpunkt und lassen die Fahrzeuge im Automatikmodus weiter fahren, um die Jao von unserer Spur abzulenken, doch leider werden die führerlosen Flitzer viel zu früh entdeckt, also Beeilung. Kodik konnte mittlerweile einen Tunnel zur Luftschleuse graben, über den wir das Innere der Pyramide erreichen. Es handelt sich tatsächlich um ein Raumschiff, ausgestattet mit einem scheinbar noch intakten Translichtantrieb, 120 Jahre alte rudimentäre Combine-Technologie. Alle Stationen besetzen! Denn zwei Gleiter der Jao nähern sich bereits. Während der erste Bodentruppen absetzt, feuert der zweite auf uns. Weil der ständig nachrutschende Sand die Luftschleuse blockiert kommt es dort zu einem Feuergefecht. Kodik, Ari und die Administratorin können aber, teilweise schwer verletzt, die Stellung halten bis das Schiff endlich die Antriebe startet, sich kurz schüttelt um schließlich langsam abzuheben. Ich hätte dieses Schiff gerne behalten, wer fliegt schon mit einer Pyramide durchs All! Aber leider ist die Technologie dermaßen veraltet, dass uns keine Wahl bleibt als wieder auf The Rock zurückzukehren und damit das nächste Portal anzusteuern. SPEEDOFLIGHT muss viele Haken schlagen und Rampen benutzen um die Verfolger abzuschütteln. Schließlich meldet sich Agent Santos und nennt uns einen Treffpunkt.

The Rock, Coventry 4 (7.12.2015)
Unsere derzeitige Situation bedarf dringend einer umfangreichen und tiefgründigen Diskussion, untereinander und mit Agent Santos. Wir sind unschlüssig, ob wir dem Treffen mit ihm bei Coventry 4 zustimmen sollen oder nicht. Wir kennen ihn nicht gut genug, ich halte ihn aber für ausreichend skrupellos und kaltblütig, um uns einfach aus dem Weg zu räumen. Schließlich hatten wir direkten Kontakt mit Mohilar. Um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen schlage ich vor, das Bewusstsein eines jeden von uns zu ergründen und nach Spuren von Mohilar zu suchen, wie zuvor bei Lady Windwalker. Ich bin einigermaßen schockiert als ich feststellen muss, dass jeder Spuren davon in sich trägt. Es ist da, schlafend, versteckt sich tief im Unterbewusstsein, bereit alles und jeden zu okkupieren, dem es habhaft werden kann. Auf eine Frage finde ich allerdings keine Antwort: Warum ruht Mohilar jetzt in uns und bricht nicht aus?

Versteckt zwischen Trümmern und Überresten eines zerstörten Planeten warten wir auf die Ankunft des Combine-Agenten. Der Korridor spuckt irgendwann die Korkoran aus, ein fast schon legendäres Schiff der Tavak, Santos meldet sich auch sofort über Funk. Während wir Bericht erstatten beginnt die Korkoran damit unser Schiff zu scannen...



Letzten Endes haben wir einmal mehr recht behalten. So wie die Raumstation ist auch Neu-Theben einer Attacke von Klasse K-Kreaturen zum Opfer gefallen, wir konnten gerade noch aus der Pyramiden-Stadt fliehen bevor sie durch einen katastrophalen Kernenergie-Störfall ausgelöscht wurde.
Agent Santos hat dann auch sein Versprechen gehalten und dafür gesorgt, dass unsere Konten nicht nur wieder freigegeben sondern auch ordentlich mit Credits gefüllt sind. Die Krönung ist allerdings unser neues Schiff. Die Erfahrungen aus den letzten Abenteuer mit der Jolly Jumper und The Rock hat den Entschluss, uns für die Alexandria-Klasse zu entscheiden, leicht gemacht. In Zukunft werden wir mit einem Schiff im Retro-Design unsere Arbeit als Laser-Crew wieder aufnehmen. Administratorin Lin musste am Ende doch nicht auf irgendeinem gottverlassenen Asteroiden untertauchen und wurde zur neuen Gouverneurin von Pactyas ernannt.
Macalla
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Die Bleed Chroniken von James Tiberius de Valera

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Das Leid der Tiama (26.4.2016) - Playtest „The Other Ocean“, Part 1
Die Suche nach einem Namen für unser brandneues Schiff war noch komplizierter als ich befürchtet hatte. Fünf Egos multipliziert mit fünf Spezies ergibt 25 Meinungen. Am Ende konnten wir uns dann aber doch einigen: Max Planck sowie Erwin Schrödinger für das Shuttle. Die Feier für die Schiffstaufe, die ich vorbereitet hatte, musste leider ausfallen, weil ein neuer Auftrag auf uns wartete, der keine Verzögerung duldete.

Wir steuern Kearney an, einen unbedeutenden Handelsposten am Rande der Bleed, um dort unsere Auftraggeberin zu treffen. Grenn Morth ist besorgt, weil sie seit einem Monat keine Nachricht mehr von Abzu, einem kleinen Mond im Wega-System, erhalten hat. Es gibt dort eine Forschungsstation, die Cordero, von der sie regelmäßig Lieferungen von Memory Ink erhält. Die Leiterin dort ist Dr. Ling Egan. Wir sollen außerdem den Wissenschaftler Dr. Zack Starr mit an Bord nehmen. Er soll persönliche Gegenstände und Unterlagen des verstorbenen Sam Wang an Dr. Egan übergeben.

Abzu, ein Mond von Wega-3, ist eine kalte Wasserwelt, die von einem 500 Meter dicken Eispanzer bedeckt ist. Er hat einen Durchmesser von etwa 8.000km, die Temperatur schwankt zwischen -10 und -50°C, die Gravitation liegt bei 0,45g. Dort wird Memory Ink produziert, ein Transmitter für Viroware. Im Meer leben neben einer intelligenten, indigenen Spezies, den Tiama, auch Delphine und Oktopoden. Diese wurden vor Jahrzehnten von Sam Wang mit Uplifts versehen und zu Forschungszwecken im Ozean angesiedelt. Es gibt keine Hinweise auf komplexes Leben auf der Oberfläche. Die Forschungsstation wurde vor dem Mohilar-Krieg von der Combine finanziert. Doch seit es gelungen ist, Memory Ink synthetisch herzustellen, stammen die Mittel von privaten Geldgebern, motiviert durch den ehemaligen Wissenschaftler Sam Wang.

Vier langweilige Tage springen wir von einem Translicht-Korridor zum nächsten, bis wir endlich den passenden Ausgang erreichen. Unser erstes Ziel ist die Kom-Bake. Eine genauere Untersuchung ergibt, dass sie vor vier Wochen manipuliert wurde. Das deckt sich mit der Aussage von Grenn Morth. Ero meint eine Art Handschrift in der Sabotage zu erkennen. Sie ist militärisch, im Stil der Combine. Die Programmierung der Bake wurde so geändert, dass sie zwar weiterhin alle Daten empfängt, aber nur in Richtung Wega sendet und nicht in den Korridor hinein. Damit ist unsere Ankunft kein Geheimnis mehr. Die letzte Nachricht von Abzu wurde vor 14 Tagen abgesetzt und ist noch gespeichert. Sie stammt vom Rat der Schwärme, der Regierung des Mondes. Sie berichtet, dass der Kontakt zur Cordero abgebrochen ist.
Weitere drei Tage mit Sublicht-Geschwindigkeit vergehen, bis wir in den Orbit von Abzu einschwenken. Erste Scans zeigen keine Spur der Forschungsstation. Ein gewaltiger magnetischer Sturm tobt über dem Äquator. Im Meer wird eine Fülle von Leben angezeigt, aber der Eispanzer ist so dicht, dass keine genauere Identifizierung möglich ist. Am Südpol entdecken wir eine Landezone sowie einen offenen Kom-Kanal. Ein Tiama mit dem Namen Blaulicht meldet sich. Er spricht von einer ökologischen Katastrophe, und dass sie dringend Hilfe benötigen.

Wir nehmen das Shuttle und landen in einem Hangar, der sich zum größten Teil unter dem Eis erstreckt. Mit einem Lastenaufzug geht es lange abwärts. Der Korridor, durch den wir gehen, besteht aus einem schwarzen, festen, organischen Material. Seine Biolumineszenz weißt uns den Weg. In einem größeren Raum am Ende des Korridors, dessen Wände durchsichtig sind wie Glas, erwartet uns bereits der Rat: Die beiden Tiama Grüntief und Weitfinger, der Oktopode Lyle sowie der Delphin Sinise. Eine mit Moos bewachsene Konsole dient der Übersetzung.

Beim Beta-Schaum handelt es sich um eine Algenart, die eigentlich absolut harmlos ist und die zum Ökosystem im Meer gehört. Seit ein paar Wochen verbreitet sich allerdings eine mutierte Form. Tiama, die mit ihr in Berührung kommen, werden aggressiv, verfallen in einen Zustand völliger Lethargie oder beginnen selbst zu mutieren. Ein Individuum soll 20 Arme haben. Delfine und Oktopoden sind nicht betroffen. Außerdem gab es vor 26 Tagen einen Zwischenfall mit einer sogenannten Quarantäne-Blase. Diese Kugel von 200 Metern Durchmesser, die von der Cordero aus kontrolliert wurde, wurde zerstört. Weder die genauen Umständen des Unfalls noch die Art der Forschung, die darin betrieben wurde, sind bekannt. Ob es einen Zusammenhang mit dem mutierten Beta-Schaum gibt, kann nur vermutet werden.

Niemand weiß genau, wie viele Tiama hier unten leben. Schätzungen sprechen von zwei Millionen. Hinzu kommen ungefähr 60.000 Delfine und 80.000 Oktopoden sowie weitere, uns bisher unbekannte Spezies. Eine von ihnen lernen wir kennen, als wir gemeinsam mit Lyle in einem U-Boot zur Unglücksstelle fahren. Im Licht der Scheinwerfer erscheint plötzlich eine riesige, flache, fast runde Gestalt von über 60 Metern Durchmesser. Wie ein gigantischer Rochen gleitet sie langsam und lautlos durch die dunklen Tiefen. Es ist ein Uru, eine äußerst beeindruckende aber friedliche Art. Die Uru sind die Sammler des Memory Ink, die Tiama wiederum ernten es von ihnen.
Die Überreste der Quarantäne-Blase zeigen, dass ihre Zerstörung kein Unfall war. Der Schaden wurde absichtlich mit einem Laser-Bohrer herbeigeführt. Am Bohrloch im Eispanzer, über das sie von der Cordero aus überwacht wurde, entdecken wir ein zerstörtes Speichermodul. Wir können einen Teil der Daten wiederherstellen. Sie besagen, dass die Blase für Beta-Schaum optimiert wurde. Weitere Erkenntnisse können wir nicht gewinnen.
Als wir auf dem Rückweg gerade die großartige Stadt der Tiama passieren, kreuzt ein Uru unsere Bahn. Er scheint nervös und aufgeregt. Die zunehmende Aktivität seiner Biolumineszenz ist eine Warnung. Gemeinsam mit SPEEDOFLIGHT gelingt es Lyle, das Boot gekonnt um ihn herum zu manövrieren. „Ist wie ein Shuttle fliegen, bloß unter Wasser“ kommt es von unserem Piloten. Glücklicherweise ist der Koloss nicht ganz so wendig.
Ich riskiere einen Blick in seinen Verstand. Er ist schon mal nicht fremdgesteuert, so viel steht fest. Ich kann erkennen, dass er verwirrt und ängstlich ist und uns nur deshalb angegriffen hat, weil wir ihm zu nahe gekommen sind. Für mich ist das eine ausreichende Begründung, doch Lyle versichert uns, dass er solch eine Konfrontation bisher noch nicht erlebt hat. Ohne weitere Zwischenfälle, aber mit jeweils einer Probe mutiertem und ursprünglichem Beta-Schaum, erreichen wir die Docking-Station und kehren auf die Max Planck zurück.

Bei der Untersuchung des Beta-Schaums kann sich unser Gast endlich mal nützlich machen. Was er zusammen mit Ero und Ari zutage fördern kann, verblüfft dann sogar mich. Die ach so harmlose Alge wurde derart manipuliert, dass sie die fünf- bis zehnfache Menge an Memory Ink produziert als gewöhnlich. Höchstwahrscheinlich lag genau das im Interesse der Forschungen. Der Nebeneffekt war dafür umso erstaunlicher: Sie haben ungewollt eine künstliche Intelligenz erschaffen! Ich bin kein Wissenschaftler, und habe keine Ahnung, was da im Einzelnen passiert. Jedenfalls ergibt die Kombination von Beta-Schaum und Memory Ink eine Art biologischen Computer. Die Software ist dabei die KI, die sie Info Life nennen.

Es gibt zwei Fährten, die wir nun verfolgen können: Der Magnetsturm, in dem man sich herrlich verstecken kann, sowie die letzte bekannte Position der Cordero. Wir entscheiden uns für die zweite.
Der Ort ist schnell gefunden. Neben den Abdrücken der Forschungsstation entdecken wir weitere, die man nach Form und Umfang einem Schiff der Alligator-Klasse zuordnen kann. Das ist gar nicht gut! Es waren experimentelle Schiffe, die von der Combine angeblich mit einem Tarnsystem ausgestattet wurden. Nach dem Mohilar-Krieg sollen sie höchstbietend an Söldner-Gruppen verkauft worden sein. Wie soll man einen Gegner bekämpfen, den man nicht aufspüren kann und der gleich hinter der nächsten Ecke lauern könnte? Ari macht eine weitere interessante Entdeckung, Spuren von Tribalt 3, einem Treibstoff speziell für Torpedos. Mindestens einer wurde also abgefeuert. Und wenn dem so war, dann gibt es bestimmt auch ein Schiff, auf das geschossen wurde.
Hinter dem nächsten Hügel stoßen wir auf das Wrack eines Shuttles der Cordero, auf dem Pilotensitz die Leiche eines Kch-Thk. Es fehlen Notrationen und Überlebensausrüstung, also besteht die vage Möglichkeit, dass eine zweite Person den Absturz überlebt hat. Die Chancen sind zwar schlecht, aber ich versuche dem toten Kch-Thk die letzten Informationen zu entlocken, die noch in seinem Gedächtnis vorhanden sein könnten. Und habe Glück! Der Pilot erzählt mir von einem Söldner-Trupp, alle Cybes, der Name der Anführerin ist Aramid. Der mutierte Beta-Schaum war Dr. Egans Idee. Einer der Mitarbeiter hat ihn hinter ihrem Rücken den Söldnern zum Kauf angeboten. Und nun sind sie hier, um ihn und die Forschungsergebnisse zu holen. Doch Dr. Egan hat sich geweigert, und es kam zur Konfrontation.

Showdown auf der Coredero (29.4.2016) - Playtest „The Other Ocean“, Part 2
Wenn jemand den Absturz überlebt hat, dann ist die einzig logische Richtung der Weg nach Süden zur Landzone. Das wären etwa 60 gefährliche, aber nicht unüberwindbare Kilometer. Nach kurzer Suche zeigen die Bio-Scanner schwache Signaturen, die sich bei näherem Hinsehen allerdings als Flechten entpuppen. Das Eis ist hier stark zerklüftet, und hier und da finden sich Tunnelöffnungen. An einer von ihnen entdecken wir durch Zufall DNA-Spuren. Ich lasse mich abseilen und finde die schwer verletzte, vollkommen entkräftete Ling Egan. Zurück an Bord kann Dr. Starr sie stabilisieren, rät aber, sie im Koma zu belassen.

Wir kehren zur letzten Position der Cordero zurück. Wie erwartet führt die Spur ihres Antriebs genau in Richtung des Magnetsturms, eine Fährte der wir folgen können. Als wir die Sturmfront überschreiten, sinkt die Reichweite der Sensoren zeitweise auf unter 50 Meter, SPEEDOFLIGHT muss das Shuttle von nun an langsam und in Bodennähe steuern. Nach unendlichen Stunden der Suche, kurz vor dem Whiteout, entdecken wir die Forschungsstation. Und eine Wache auf dem Dach. Das verkompliziert die Lage deutlich! Wir landen in sicherer Entfernung, nähern uns vorsichtig und warten auf einen günstigen Augenblick, um ungesehen unter die Cordero zu gelangen. Von hier aus können wir zum ersten Mal das Schiff der Söldner sehen, oder auch nicht. Wie ein verschmierter Fleck auf einer Linse verzerrt das Tarnsystem unsere Sicht, man erkennt lediglich ein weißes Flirren vor weißem Hintergrund. Äußerst beeindruckend!

Vorsichtig öffne ich eine Wartungsluke im Boden der Station. Im letzten Moment fällt mir die Snail auf, die die Söldner hier platziert haben und verpasse ihr einen Loop. Ich kann nur hoffen, dass ich sie noch rechtzeitig umprogrammieren konnte. Wir finden uns im Maschinenraum wieder. Es ist zwar kein Alarm zu hören, aber Kodik hat ein verdammt ungutes Gefühl, hört bereits Schritte auf der Treppe. Zu allem Überfluss entdeckt SPEEDOFLIGHT eine Kreatur mit Tarnanzug, die wie ein Insekt an der Decke entlang krabbelt und sich auf den großen Tavak zubewegt. Unser Pilot feuert einen Schuss mit dem Disruptor ab, und wir alle hören das markante Geräusch eines Poppers. Das Tarnsystem wird dadurch für einen kurzen Moment instabil und der Gegner gibt ein gutes Ziel ab. Er muss viele Treffer einstecken und zieht sich zurück.
Kodik nimmt die Treppe nach oben. Auch er wird beschossen und verliert einen Popper. Der mächtige Tavak greift selbst jedoch nicht zur Waffe, sondern stürzt sich in den Nahkampf und stößt seinen Kontrahenten zu Boden. Ari versucht währenddessen über ein Terminal Zugriff auf das Computersystem zu erlangen, doch die Cybes haben es zu gut verschlüsselt. Wir werden uns wohl oder übel durch alle Etagen nach oben kämpfen müssen, um an Informationen zu gelangen.
Dr. Starr nimmt nur eine schwache Verzerrung wahr, die sich in seinem Augenwinkel bewegt. Er gibt einen Schuss auf den Getarnten ab, verfehlt aber. Der fährt seinerseits eine Klinge aus seinem Arm aus und fügt unserem Gast eine üble Schnittwunde zu. Kodik dagegen überrollt seinen Gegner wie ein Güterzug, bis dieser ohnmächtig liegen bleibt. Ari versucht Dr. Starr zu helfen, bekommt aber selbst die Schärfe der Klinge spüren. Aus meiner Deckung heraus entdecke ich einen weiteren Cybe. Mein Schuss trifft zwar, wird aber von einem Popper neutralisiert. Trotz meiner geringen Größe bin ich nun ein leichtes Ziel für ihn. Doch er hat seinen Disruptor auf maximale Leistung gestellt. Die Wirkung ist äußerst unangenehm und ich ziehe mich schwer verletzt wieder hinter meine Deckung zurück.
Ein weiterer Schuss trifft Kodik, abgefeuert aus dem Arm eines Cybe. Die haben sogar Disruptoren in ihre Körper integriert! Erneut verzichtet der Tavak auf seine Waffe und stürmt auf seinen Gegner zu. Der kann jedoch elegant ausweichen, setzt zu einem Sprung an und verpasst Kodik einen gezielten Tritt gegen den Kopf. Der schüttelt sich nur kurz und greift erneut an. Nun hat er sich auf die Beweglichkeit seines Gegenübers eingestellt und reißt mit seinen scharfen Klauen eine klaffende Wunde. Verdutzt muss er dann zusehen, wie die silbrig glänzende Oberfläche die Verletzung einfach wieder verschließt!
Erneut nehme ich meinen Feind ins Visier, und diesmal habe auch ich meine Waffe so eingestellt, dass kein Popper sie aufhalten kann. Ein gezielter Schuss, und der Cybe stürzt bewusstlos, oder tot, mir egal, die Treppe hinab.
Kodik hat mittlerweile Unterstützung von Ero erhalten. In einem günstigen Moment trifft ein Schuss des Balla den Ninja-Cybe in den Rücken. Dieser taumelt kurz und wendet dann all seine Aufmerksamkeit dem neuen Kontrahenten zu. Doch zu zweit können sie schließlich den letzten verbliebenen Söldner ausschalten.

Ari ist sofort zur Stelle und untersucht den silbernen Cybe. Es ist Aramid, die Anführerin. Er kann ihr System hacken und entdeckt die Verschlüsselungs-Codes für die Computer der Cordero. Auf dem Kom-Kanal hört er einen Ruf vom Schiff der Söldner, hält aber vorerst Funkstille. Ich bin froh, als ich Dr. Starr finde. Ich weiß zwar immer noch nicht, welchen Doktortitel er hat, dafür weiß er wie man Verletzungen behandelt. Einer nach dem anderen wird von ihm verarztet. Kodik hat es besonders schwer erwischt, und wieder einmal erstaunt mich, was der Tavak alles einstecken kann. Ich bin ein bisschen neidisch.
Auf der dritten Ebene kommt uns eine kleine Person mit erhobenen Händen und der Bitte, doch nicht zu schießen, entgegen. Er scheint auch ein Cybe zu sein, aber auf pflanzlicher Basis, was seine grünen Haare erklärt. Sein Name ist Emerald, Arzt der Todestrotz. Was für ein idiotischer Schiffsname! Eine Etage höher befreien wir die gefangenen Wissenschaftler.
Ero übernimmt die Verhandlungen mit Centerpiece, dem im Schiff integrierten Piloten der Söldner. Die Todestrotz stellt immer noch eine erhebliche Gefahr für die Station dar. Im Austausch gegen die von uns überwältigte Crew und freien Abzug erhält Ero die Kontrolle über die Waffensysteme. Außerdem besteht er darauf, dass sie weder Proben noch Forschungsergebnisse des mutierten Beta-Schaums erhalten. Centerpiece und Emerald stimmen zu.

Wir wecken Dr. Egan auf, um mit ihr darüber zu beraten, wie man die unkontrollierte Ausbreitung des Beta-Schaums eindämmen kann. Unsere Meinungen weichen weit voneinander ab. Sie reichen von der Ausrottung mit der chemische Keule, inklusive der unkalkulierbaren Nebenwirkungen auf das Ökosystem, bis zum Nichteingreifen. Die letzte Entscheidung muss aber der Rat fällen. Nachdem wir unsere verschiedenen Vorschläge unterbreitet haben, entscheiden sie sich für eine kombinierte Lösung. Kurzfristig müssen unter allen Umständen die Städte beschützt werden, auch wenn das einen erheblichen Eingriff in das Ökosystem bedeutet. Langfristig werden Dr. Egan und die anderen Wissenschaftler nach einer Möglichkeit suchen, die Mutationen wieder rückgängig zu machen.
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